Wohltuende Nähe

Küssen für Leib und Seele

Küssen erfüllt nicht nur zwischenmenschliche Zwecke, sondern hat auch gesundheitliche Vorteile.

In Kürze
Entstehung unklar
Nur Menschen und Menschenaffen zeigen einlustvolles Kussverhalten. Trotz seiner Bedeutung für das Sozial- und Sexualverhalten ist der Ursprung des Küssens unklar.
Küssen ist gesund
Küssen regt den Kreislauf an, erzeugt Glücksgefühle und hilft, Stress abzubauen. Außerdem verstärkt Küssen den Speichelfluss und senkt so die Anfälligkeit für Krankheitsserreger.
Krank durchs Küssen?
Über Küsse lassen sich auch Viren und Bakterien von Influenza über Herpes bis Helicobacter pylori übertragen. Spuren von Essen und Kosmetik im und am Mund können allergische Reaktionen auslösen.
Küssen steigert das Wohlbefinden.
Vorteile für alle Beteiligten
Küssen steigert das Wohlbefinden.
Küssen erfüllt nicht nur zwischenmenschliche Zwecke, sondern hat auch teils ungeahnte Auswirkungen auf Leib und Seele. Und obwohl über den Speichel Krankheiten übertragen werden können, überwiegen die gesundheitlichen Vorteile deutlich.
Evolutionstheorien

Ein lustvolles Kussverhalten zeigen nur Menschen und Menschenaffen. Warum Menschen überhaupt küssen, dafür haben Anthropologen und Verhaltensforscher verschiedene Erklärungen:

  • Theorie 1: Der Kuss entstand aus der Übergabe vorgekauter Nahrung von Mutter zu Kleinkind.
  • Theorie 2: Der Kuss stellt das symbolische Saugen an der Mutterbrust dar und befriedigt das menschliche Bedürfnis nach Geborgenheit.
  • Theorie 3: Als sich die menschlichen Vorfahren noch auf vier Beinen bewegten, beschnüffelten und beleckten sie potenzielle Sexualpartner am Hinterteil. Als unsere Urahnen zum aufrechten Gang wechselten, verlagerte sich die sexuelle motivierte Kontaktaufnahme auf den Mund.

Neben dem lustvollen Kuss gibt es weitere Varianten, die keine sexuelle Bedeutung haben wie der Kuss aus Ehrerbietung, das Küsschen unter Freunden, der Bruderkuss oder der Gutenachtkuss fürs Kind.

So nimmt der Kuss eine wichtige Rolle im menschlichen Sozial- und Sexualverhalten ein. Dementsprechend beeinflusst Küssen seit Menschengedenken Kunst, Kultur und Gesellschaft.

Der Kuss als Partner-Prüfstand: Der Austausch von Zärtlichkeiten befriedigt das Bedürfnis nach Geborgenheit und Liebe – und anderes.

  • So küssen Männer, um Streit zu schlichten oder Sex zu be­kom­men.
  • Frauen erkennen am Kussverhalten des Partners, wie ernsthaft ihm die Beziehung ist.
Gesund und munter

Sofern Küsse einvernehmlich und die Küssenden nicht ernsthaft krank sind, ziehen beide emotionalen und gesundheitlichen Nutzen daraus:

  • Kreislauf: Während eines lustvollen Kusses bewegt der Mensch über 30 Gesichtsmuskeln. Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, Blutdruck und Körpertemperatur steigen leicht.
  • Stressabbau: Beim Küssen schüttet das Gehirn Botenstoffe wie Dopamin und Endorphine aus. Diese sorgen nicht nur für Glücksgefühle, sondern wirken auch Stresshormonen entgegen.
  • Sexualität: Intensives Küssen ist Teil des Vorspiels. Eine erfüllte Sexualität wirkt wiederum Stress und depressiver Stimmung entgegen.
  • Mundgesundheit: Küssen verstärkt den Speichelfluss und verbessert damit das Mundmilieu. Ein trockener Mund ist dagegen anfälliger für Karies und andere Krankheitserreger.
Krankheitserreger und Allergene

Neben unterschwelligen Informationen wie Körperhaltung und Berührungsreizen übertragen Küsse Speichel. Dieser enthält neben Hormonen auch Keime. Sind diese weitgehend harmlos, impfen sich die Partner regelmäßig gegenseitig und trainieren so ihr Immunsystem in Mund- und Rachenraum.

Allerdings gibt es auch unangenehme bis gefährliche Krankheitserreger, die mit dem Speichel übertragen werden können. Hierzu zählen:

Viren

  • Influenzaviren: Die Grippe-Erreger werden auch durch Speicheltröpfchen übertragen.
  • Epstein-Barr-Virus: Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers (Mononukleose, Kusskrankheit, Studentenfieber).
  • Herpesviren: Hierzu zählen u. a. Windpocken (Varizella-Zoster-Virus) und Lippenherpes (Herpes simplex)
  • Hepatitis B: Das hochansteckende Virus wird vorwiegend durch Blut, aber auch durch Speichel, Tränen und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Schon kleinste Verletzungen der Schleimhaut oder Haut genügen dem Erreger als Eintrittspforte.
  • Humanes Papillomvirus: Erreger von Feigwarzen.

Bakterien

  • Meningokokken: Erreger der Hirnhautentzündung.
  • Helicobacter pylori: häufiger Auslöser von Magenentzündungen.

Karieserreger werden ebenfalls mit dem Speichel übertragen, was Sie aber nicht vom Küssen abhalten sollte.

Allergiker aufgepasst!

Ein feuchter Kuss überträgt mit dem Speichel auch Spuren von Essen und Kosmetik. Küsst beispielsweise ein Erdnussallergiker eine Person auf den Mund, die zuvor Erdnüsse geknabbert hat, so kann er eine allergische Reaktion erleiden!

Sicher ist sicher

Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen können Sie unbeschwert küssen, ohne eine schwere Infektion oder einen allergischen Schock befürchten zu müssen:

  • Informieren Sie Ihren Partner über schwerwiegende Nahrungsmittel- oder Kosmetikallergien, bevor Sie sich zum ersten Mal küssen.
  • Halten Sie sich mit Lippenkontakt zurück, falls Sie an einer ernsthaften Infektion erkrankt sind, die über Speichel oder Blut übertragbar ist. Fragen Sie im Zweifel Ihren behandelnden Arzt!
  • Verzichten Sie aufs Küssen, wenn Sie Bläschen, Warzen, entzündete Stellen oder offene Wunden im Mund oder auf den Lippen haben.
  • Achten Sie auf eine sorgfältige und regelmäßige Mundhygiene. Das hält den Atem frisch und die Karieserreger im Zaum.
Bild: solominviktor/Shutterstock