Der Dauerbegleiter ist ein Zeitfresser

Beziehungskiller Smartphone

Immer mehr Menschen können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen und haben regelrecht  Angst, vom Handy getrennt zu sein. Die  Abhängigkeit von Mobilgeräten wirkt sich auch auf zwischenmenschliche Beziehungen aus.  Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie sich frei machen können.

In Kürze
Tägliche Beschäftigung
Die tägliche Nutzung des Smartphones liegt im Durchschnitt pro Tag bei 2,1 Stunden. Jeder Vierte zwischen 18 und 29 Jahren ist länger als vier Stunden täglich online.
Nomophobie
Immer mehr Menschen können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen. Die Angst, vom Handy getrennt zu sein, hat einen eigenen Namen: Nomophobie.
Phubbing
Phubbing ist eine Wortschöpfung aus „phone“ (Telefon) und „snub“ (brüskieren). Sie beschreibt die Unsitte, mitten in einem Gespräch sein Handy zu checken.

Gerade Eltern sollten ihren Kindern Vorbild sein, wenn es um maßvolle Handynutzung geht, und sie behutsam an den Medienkonsum heranführen.
Immer mehr Menschen können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen.
Fixierung auf das Gerät
Immer mehr Menschen können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen.
Smartphones erleichtern unseren Alltag. Wir shoppen, surfen, fotografieren und vieles mehr. Geht es darum mit geliebten Menschen in Kontakt zu bleiben, können Handys sowohl verbinden als auch Beziehungen sabotieren – besonders an Feiertagen. Mancher nimmt das Handy so wichtig, dass nicht nur die direkte Kommunikation auf der Strecke bleibt, sondern auch die Fixierung auf das Gerät direkt Konflikte auslöst.
Smartphones sind Zeitfresser

Das Smartphone ist immer und überall dabei. Laut einer Studie von Telefónica aus dem Jahr 2019 liegt die tägliche Nutzung im Durchschnitt pro Tag bei 2,1 Stunden. Befragt wurden dabei 1.000 Smartphone-Nutzer im Alter von 18 bis 70 Jahren. Jeder Vierte zwischen 18 und 29 Jahren ist länger als 4 Stunden täglich online. 

Smartphones sind also echte Zeitfresser. Gehen Zeit und Aufmerksamkeit fürs Handy oder Tablet zulasten der direkten Kommunikation mit geliebten Menschen, sind Konflikte programmiert.

Grassierende Abhängigkeit

Die grassierende Abhängigkeit von Mobilgeräten wirkt sich auch auf zwischenmenschliche Beziehungen aus. Dies belegt eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2019:

  • 87 % der Befragten gaben an, dass Smartphones eine große Erleichterung im Alltag sind.
  • 73 % können sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen.
  • 78 % gestanden: Die zunehmende Smartphone-Nutzung dazu führt, dass die Menschen immer weniger miteinander reden.
  • 65 % der Teilnehmer gaben an, dass Smartphones sie anderen Menschen näherbringen.

Exzessive Smartphone-Nutzung und mangelnde Aufmerksamkeit gegenüber dem Partner können eine Beziehung nachhaltig belasten.

Herausforderung für Eltern

Viele Teenager starren gefühlt stundenlang auf ihr Handy und kommunizieren über WhatsApp & Co. mit ihren Freunden. Das ist für viele Eltern eine Herausforderung, wenn sie wenigstens an Sonn- und Feiertagen mit ihrem Nachwuchs etwas unternehmen wollen. Wer die Smartphone-Gewohnheiten des pubertierenden Nachwuchses einzudämmen versucht, muss jedoch die richtigen Register ziehen, sonst herrscht am Ende Zwist statt der ersehnten familiären Harmonie.

Es gibt aber ebenfalls den umgekehrten Fall, dass ein Elternteil sich mehr mit seinem Smartphone statt mit seinen Kindern beschäftigt. Daher sollten auch Eltern ihren eigenen digitalen Medienkonsum von Zeit zu Zeit reflektieren und gegebenenfalls zum Wohle der Kinder einschränken. So litten laut der BLIKK-Medienstudie Säuglinge häufiger an Fütter- und Einschlafstörungen, wenn deren Eltern während der Betreuung parallel am Handy hingen.

Zudem sind Eltern bezüglich ihres Medienkonsums auch Vorbilder für ihre Kinder, für die zu viel digitaler Medienkonsum nachteilig sein kann. Spielten beispielsweise Kinder bis sechs Jahre mehr als 30 Minuten täglich mit Handy oder Tablet, so litten diese laut der BLIKK-Medienstudie später häufiger an Sprachentwicklungsstörungen und motorischer Hyperaktivität.

Die BLIKK-Medienstudie zeigt zwar nur statistische Zusammenhänge auf, dennoch belegt sie, dass Kinder behutsam an digitalen Medien herangeführt werden sollten.

Tipps für den Frühling

Mobilgeräte sind praktisch, aber Partner, Familie und Freunde sind unersetzlich. Als Erwachsener sollten Sie daher sich schlicht fragen, wie viel Ihnen Ihre Beziehung oder Freundschaft wert ist – bevor Sie diese mit übermäßigen Medienkonsum aufs Spiel setzen. Scheuen Sie sich andererseits auch nicht, Freunde und Partner darauf aufmerksam zu machen, dass deren übermäßiger Medienkonsum Ihre Beziehung belastet.

Was Eltern betrifft: So verhindern Sie, dass Mobilgeräte die Beziehung zu Ihren Lieben belasten:

  • Seien Sie selbst Vorbild für eine maßvolle Handy-Nutzung. Wer als Elternteil alle fünf Minuten sein Smartphone checkt, muss sich nicht wundern, wenn die Kinder das ebenfalls machen.
  • Achten Sie darauf, dass Kinder unter sechs Jahren nicht mehr als eine halbe Stunde am Tag am Handy oder Tablet spielen.
  • Zwischen sechs und elf Jahren sollten die Kleinen nicht mehr als eine Stunde an Mobilgeräten spielen, und das nur unter elterlicher Aufsicht.
  • Das erste eigene Handy für Ihr Kind: Verlassen Sie sich nicht allein auf Jugendschutz-Apps. Kinder finden häufig Wege, den Schutz auszuhebeln. Reden Sie mit Ihrem Kind offen über Risiken im Internet und in Sozialen Medien.
  • Installieren Sie in Absprache mit Ihrem Kind auf seinem Handy eine App, die die tägliche Nutzungsdauer zur Selbstkontrolle erfasst, und vereinbaren Sie eine Nutzungsdauer. Spionage-Apps zur Kontrolle mögen verlockend sein, sind aber ein Vertrauensbruch, der die Eltern-Kind-Beziehung belastet.
  • Stellen Sie klare Regeln für Sonn- und Feiertage und gemeinsame Familienzeiten auf, an die sich alle gleichermaßen halten müssen. Beispiel: Für das Abendessen und den Brettspieleabend schalten alle ihr Handy und Tablet aus.
  • Berücksichtigen Sie, dass WhatsApp & Co. für Teenager wichtige Kommunikationsmittel sind, um ihre Kontakte mit Freunden zu pflegen.
  • Reden Sie mit Ihren Kindern darüber, wie wichtig für Sie die gemeinsame Zeit an Sonn- und Feiertagen ist. Entscheiden Sie gemeinsam mit ihren Kindern, wie Sie diese medienfreie Zeit verbringen wollen, z. B. in einem Erlebnisbad oder mit Brettspielen. Hauptsache Sie kommunizieren direkt miteinander und erleben gemeinsam etwas.
Bilder: Beziehungskiller Smartphone - Syda Productions/Shutterstock; Krank durch Technik - Robert Kneschke/Fotolia