Mit plötzlichen Angst­reaktionen umgehen

Panik­attacken: Ursachen und Behandlung

  • Eine Panik­attacke lässt sich kaum vorhersehen. Sie tritt meist kurzfristig auf und wird von verschiedenen psychischen und körperlichen Symptomen begleitet.
  • Stress in Beruf und Familie, angeborene Ängste wie Höhenangst oder Angst vor Insekten oder psychische Vorer­krankungen wie eine Depression können Panik­attacken auslösen.
  • Ein ungesunder Lebensstil, zu wenig Bewegung sowie bestimmte Sucht- und Genussmittel verschlimmern die Attacken. Mit Atem­übungen, gezielter Ent­spannung und Sport wirken Sie diesen bewusst entgegen.
  • Häufen sich die Panik­attacken und sind Ängste Ihre täglichen Begleiter, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin zu Rate ziehen. Mit bestimmten Medikamenten lassen sich die Symptome lindern und die Krankheit mit ent­sprechenden Therapien über­winden.
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Erklärung
Eine Panik­attacke ist ein plötzlicher und intensiver An­stieg von Angst oder Furcht, der oft von körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schwindel und Atem­not begleitet wird.
Panik­attacken sind eine Art der Angst­störung, die Menschen jeden Alters betreffen kann. Bei Frauen ist die Wahrschein­lichkeit für eine Panikattacke jedoch doppelt so hoch wie bei Männern. Die betroffene Person fühlt sich dabei hilflos sowie emotional und körperlich außer Kontrolle: Sie ist vor Angst wie gelähmt, das Herz schlägt ihr bis zum Hals und die Kehle fühlt sich an wie zugeschnürt. Eine solche Attacke tritt meist unvorher­sehbar auf und hat unter Umständen schwer­wiegende Aus­wirkungen auf das tägliche Leben der Betroffenen.
Bleibt eine Panik­attacke kein Einzel­phänomen, sondern treten die Attacken vermehrt auf, ist auch von einer Panik­störung die Rede. Sie kann dazu führen, dass eine betroffene Person bestimmte Aktivitäten oder Orte meidet, um nicht erneut in Panik zu geraten. Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Panik­attacke nicht mit normalen Ängsten oder Alltags­sorgen vergleich­bar ist. Doch es gibt verschiedene Behandlungs­möglichkeiten, um diese Art der Angststörung zu bewältigen.
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Diagnose
Panik­attacken können sich auf sehr unter­schiedliche Weise äußern. Die Symptome variieren unter Umständen von Person zu Person. Typische Anzeichen einer Panik­attacke sind jedoch starke körperliche und psychische Reaktionen, die plötzlich und unerwartet auf­treten. Dazu zählen unter anderem:
    • Herz­klopfen
    • Atem­not oder Kurz­atmigkeit
    • Brust­schmerzen
    • Schwindel­gefühle/Benommen­heit
    • Übel­keit
    • Schwitzen
    • Zittern oder Beben
    • Taubheits­gefühle oder Kribbeln
    • Plötzliche, intensive Angst
    • Das Gefühl, weit entfernt von sich selbst zu sein
    • Das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren 
    • Die Angst, "verrückt zu werden" oder "zu sterben"
Die genannten Symptome müssen nicht immer alle auf einmal und bei jeder Panik­attacke auftreten. Auch können sie teils bei anderen Erkrankungen vorkommen. Erleben Sie diese Symptome jedoch regelmäßig und empfinden dadurch deutliche Ein­schränkungen Ihrer Lebens­führung, sollten Sie sich von ärztlicher Seite oder therapeutisch beraten lassen. Eine früh­zeitige Diagnose kann helfen, Panik­attacken besser zu verstehen und Patienten mit einer Panikstörung erfolgreich zu behandeln.
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Auf­treten und Ent­stehung
Panik­attacken treten oft sehr plötzlich auf, ohne Vor­warnung oder erkennbaren Aus­löser. Bestimmte Faktoren erhöhen jedoch das Risiko für eine Panik­attacke. Dazu zählen beispiels­weise Stress, Angst­zustände und Depressionen.

Neben Stress­faktoren und dem inneren Gemüts­zustand spielen auch bestimmte körperliche Erkrankungen wie Herz- oder Schild­drüsen­erkrankungen eine Rolle. Panik­attacken sind heut­zutage weit verbreitet. In Deutschland leiden rund 2,5 Millionen Menschen an solchen Panik­attacken oder Panik­störungen. Dabei werden Panik­attacken nicht unbedingt durch äußere Ereignisse ausgelöst. Oftmals entsteht die Angst vor einer erneuten Attacke allein durch die Erfahrung einer vergangenen.

Glücklicher­weise gibt es effektive Behandlungs­methoden für Panik­attacken, beispielsweise Psycho­therapie oder die Behandlung mit Medikamenten. Auch eine Kombination aus beiden Methoden kann für Patienten sinnvoll sein. Insgesamt ist es für Betroffene wichtig, Antworten auf folgende Fragen zu finden:

  • Wie gehe ich mit den Symptomen einer Panik­attacke um?
  • Welche Strategien helfen, um diese in Zukunft zu vermeiden?
  • Wie lerne ich, besser mit Panik­attacken umzugehen?
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Trigger
Panik­attacken können für die Betroffenen sehr be­lastend sein und deren Alltag erheblich beein­trächtigen. Es gibt verschiedene mögliche Auslöser für Panik­attacken, doch bestimmte Faktoren wie Ängste, Stress oder ein ungesunder Lebens­stil verstärken eine Attacke in der Regel.

Welche Faktoren im Einzel­fall für eine Panik­attacke verantwortlich sind, lässt sich meist erst durch eine genaue Analyse der Situation und mit professioneller therapeutischer Hilfe heraus­finden. Betroffene können jedoch selbst darauf achten, bestimmte bekannte Trigger zu vermeiden, die Panik­attacken ver­schlimmern. Hierzu zählen u. a.:

  • Stress (im Beruf, zu Hause, in der Familie) und fehlende Entspannung
  • Ängste (Höhen­angst, Verlust­ängste, soziale Phobien)
  • Zu wenig Schlaf (für Erwachsene werden ca. 7 – 9 Stunden empfohlen)
  • Ungesunde Ernährung (zu viel Zucker/zucker­haltige Getränke oder Kaffee)
  • Konsum von Alkohol, Nikotin und Drogen
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Sofort­hilfe und Gegen­maßnahmen
Das Durch­leben einer Panik­attacke ist äußerst beängstigend und kann das Leben erheblich beein­trächtigen. Umso wichtiger ist es, zu wissen, dass es Möglich­keiten gibt, damit umzugehen und sie zu über­winden. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können, Panik­attacken ab­zumildern oder sogar ab­zuwenden:
Generell gilt: Jeder Mensch ist anders und in Stress­situationen reagiert unser Körper sehr unterschiedlich. Was für die einen funktioniert, muss nicht für andere passend sein. In jedem Fall ist es hilfreich, in schwierigen Fällen mit Experten über geeignete Lösungen zu sprechen.

Vermeiden Sie Stimulanzien, indem Sie Ihren Kaffee-Konsum reduzieren, mit dem Rauchen aufhören und auf Drogen und andere auf­putschende Getränke und Stoffe verzichten. Sie können die Angst­zustände verschlimmern.

Eine gesunde Ernährung, erholsamer Schlaf sowie regelmäßige Bewegung und Sport sind wichtig für Ihr körperliches und seelisches Wohl­befinden. Befinden sich Körper und Geist im Gleich­gewicht, sind Sie widerstands­fähiger gegenüber Krisen, haben Ängste und Stress es schwerer, Sie aus der Ruhe zu bringen. Das ist wichtig, denn wiederholte Panik­attacken haben oft negative Aus­wirkungen wie Vermeidungs­verhalten oder soziale Isolation. Diese negativen Verhaltens­muster sowie allein die Angst vor wiederholten Panik­attacken löst unter Umständen eine neue Attacke aus. Eine früh­zeitige Behandlung kann Betroffenen helfen, die Schwere der Attacken zu reduzieren und aus diesem Teufels­kreis auszubrechen.

Wenden Sie sich an Psycho­loginnen oder Psycho­therapeuten, die mit Ihnen gemeinsam ein auf Ihre Ängste abgestimmtes und individuelles Therapie-Konzept erarbeiten.
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Therapie
Neben den Dingen, die Sie im Falle einer akuten Panik­attacke unternehmen können, gibt es wirksame Behandlungs­möglichkeiten, um langfristig mit einer Panik­störung umzugehen. In den meisten Fällen wird eine Kombination aus medizinischer und psycho­therapeutischer Behandlung empfohlen.

Bei dieser ganzheitlichen Methode werden sowohl die auftretenden Symptome der Betroffenen behandelt als auch die individuellen Ursachen für die Attacken ermittelt. Ziel ist es, Strategien für eine Bewältigung der Krankheit zu erarbeiten. Die einzelnen Ansätze im Überblick:

  • Gesundheits-Check/medikamentöse Therapie: In einem ersten Schritt sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um körperliche Ursachen aus­zuschließen. Diese verschreiben Ihnen gegebenen­falls Medikamente zur Linderung Ihrer Symptome.
  • Psycho­therapie: Eine Therapie kann dabei helfen, die zugrunde­liegenden Ursachen der Panik­attacken zu identifizieren und Bewältigungs­strategien für einen Umgang mit der Erkrankung zu entwickeln. Hierfür gibt es verschiedene psycho­therapeutische Ansätze wie kognitive Verhaltens­therapie oder psychodynamische Verfahren, die je nach individuellen Bedürfnissen eingesetzt werden können.
  • Entspannung und Bewegung: Entspannungs­übungen wie Yoga oder Meditation sowie regelmäßige körperliche Aktivität tragen dazu bei, Stress abzubauen. Sie verbessern das allgemeine Wohl­befinden und unter­stützen die thera­peutischen Maßnahmen.

Insgesamt ist es wichtig zu betonen, dass jeder Mensch unterschiedlich auf die einzelnen Behandlungs­ansätze reagiert. Es gibt kein Patent­rezept für die Behandlung einer Panik­störung. Die individuelle Therapie­planung in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Fach­arzt oder einer Psycho­therapeutin ist für Patienten daher unerlässlich.

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FAQ

Wann treten Panikattacken auf?

Panik­attacken treten typischer­weise sehr plötzlich auf, verschwinden aber meist so schnell, wie sie gekommen sind. Betroffene reagieren damit meist auf eine bestimmte Stress­situation oder psychische Belastungen. Beispiels­weise, wenn Sie mit Ihren größten Ängsten konfrontiert werden, wie dem Blick nach unten beim Über­queren einer Brücke bei Höhenangst. Auch psychische Traumata nach einem Unfall oder Verlust eines geliebten Menschen können Panik­attacken auslösen.

Was macht der Arzt bei Panikattacken?

Nicht immer bedarf es einer medikamentösen Therapie, um Panik­attacken zu behandeln. Bei manchen Menschen erholt sich der Körper von allein, ohne weitere Behandlung. So lassen die Attacken bei einigen Betroffenen nach, wenn Sie öfter mit den Aus­lösern Ihrer Panik­attacken konfrontiert werden. Verschwinden die Panik­attacken nicht von selbst oder nehmen zu, sollten Sie unbedingt professionelle Unter­stützung suchen, beispielsweise über das bundes­weit agierende Partner­netzwerk Psyche. Neben Medikamenten sind besonders verschiedene Formen der Psycho­therapie erfolg­versprechend:

Konfrontations­therapie

Hierbei werden Betroffene schrittweise mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontiert und begleitet. Das funktioniert z. B. bei einer angeborenen Furcht vor Spinnen (Arachno­phobie), Schlangen (Ophidio­phobie) oder Reptilien (Herpeto­phobie). Auch die Angst vor Menschen­massen und öffentlichen Plätzen (Agora­phobie), vor engen Räumen (Klaustro­phobie) oder Höhen­angst (Akro­phobie) lassen sich so therapieren. Mithilfe erlernter Entspannungstechniken soll das Durchleben entsprechender Angst­situationen für Betroffene erträglicher werden.

Kognitive Verhaltens­therapie

Eine solche Verhaltens­therapie kann sinnvoll sein, damit Patienten und Patientinnen erkennen, wann ihre Ängste unbegründet sind und dass sie Angst­situationen nicht meiden sollen.

Welche Mittel helfen bei Panikattacken?

Betroffene, bei denen Panik­attacken bereits eine Verhaltens­änderung zur Folge hatten, benötigen in der Regel eine professionelle Therapie und/oder angst­lösende Medikamente und Anti­depressiva. Nur so lassen sich die Symptome kontrollieren. Zu den Medikamenten zur Behandlung von Panik­attacken und Panik­störungen gehören:

  • Anti­depressiva
  • Benzodiazepine
  • andere angst­lösende Medikamente

Diese Medikamente sollen Panik­attacken verhindern bzw. deren Anzahl stark verringern. Aufgrund Ihrer Neben­wirkungen und der Gefahr einer Ab­hängigkeit dürfen sie nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. In den meisten Fällen empfiehlt sich für Betroffene eine ergänzende Psycho­therapie zur Aufklärung, psycho­logischen Beratung und Information über den Behandlungs­erfolg sowie die realistische Ein­schätzung für eine Genesung.

Wie beruhigen Sie jemanden mit einer Panikattacke?

Panik­attacken sind äußerst beängstigend – nicht nur für Betroffene, sondern auch für ihre Mitmenschen, die diese Situation miterleben. Doch was können Außen­stehende tun, um der Person zu helfen, die gerade eine Panik­attacke durchlebt?

Unter­stützung signalisieren
Sprechen Sie die betroffene Person ruhig an und zeigen Sie ihr, dass Sie da sind, um ihr zu helfen.

Zusammen atmen
Helfen Sie Betroffenen, langsam und tief zu atmen, um den Körper zu beruhigen. Atmen Sie mit ein und aus und kommentieren Sie diesen Vorgang („Jetzt atmen wir ein…“). Auf diese Weise lassen sich Stress und Anspannung gezielt „wegatmen“ und die Symptome einer auftretenden Panik­attacke ab­schwächen.

Bewusst entspannen
Je nach Situation können Sie neben Atem­übungen auch Yoga, Entspannungs- oder Meditations­techniken anwenden und zusammen mit der Person durchführen. Sofern Sie selbst über entsprechende Kenntnisse verfügen.

Wie viele Panikattacken sind normal?

Panik­attacken sind nur schwer vorher­sehbar. Sie kommen bei vielen Menschen ein- oder zweimal im Leben vor, was allerdings noch kein Grund zur Beunruhigung ist. Häufen sich diese Angst­anfälle jedoch, treten mehrmals im Monat wiederholt unerwartet und grundlos auf, kann es sich um eine Panik­störung handeln. Damit einher geht mindestens eines der folgenden Kriterien:

  • Die ständige Angst vor den Folgen einer weiteren Panik­attacke
  • Kontroll­verlust sowie die Angst, den Verstand zu verlieren
  • Verhaltens­änderung und Meiden von Situationen, die eine Attacke auslösen könnten
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