Warnzeichen erkennen

Achtung, eisige Höhen!

Auch das Hochgebirge lockt immer mehr Freizeitsportler an. Die körperlichen Anstrengungen bei Minustemperaturen und in großer Höhe können jedoch gefährliche gesundheitliche Probleme verursachen. Daher die Tour gut vorbereiten und besser nicht übertreiben.

In Kürze
Höhe und Kälte
Bewegung in Höhenlagen kann gesundheitliche Probleme verusachen, insbesondere bei niedrigen Temperaturen. Auch übermäßige Anstrengung kann gefährlich sein..
Auf Warnzeichen achten
Eine aktute Höhenkrankheit lässt sich an typischen Frühzeichen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Leistungsabfall erkennen. Treten mehrere Warnsymptome auf, müssen sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Akklimatisieren ist wichtig
Typische Beschwerden in großen Höhen lassen sich vermeiden durch die richtige Akklimatisation. Dafür sollte man sich ausreichend Zeit lassen.
Bewegung in Höhenlagen und bei extremer Kälte kann gefährlich sein. Es ist wichtig Warnzeichen zu erkennen und sich richtig zu akklimatisieren.
Risiken von Höhe und Kälte
Bewegung in Höhenlagen und bei extremer Kälte kann gefährlich sein. Es ist wichtig Warnzeichen zu erkennen und sich richtig zu akklimatisieren.
Immer mehr Breitensportler strömen ganzjährig ins Hochgebirge. Außerhalb Deutschlands locken zudem Drei­tau­sen­der. Doch mit der zunehmenden Höhe können auch schwere gesundheitliche Probleme auftreten – insbesondere bei kör­per­licher Anstrengung und Kälte. Da jeder unterschiedlich empfindlich auf extreme Höhen- und Tem­pe­ra­tur­ver­än­de­run­gen reagiert, ist es sehr wichtig, die Warnzeichen zu kennen und sich richtig zu akklimatisieren.
Nicht übertreiben

Höhen bis 2.000 Meter gelten in der Regel als unproblematisch – zumindest in der warmen Jahreszeit. Wer nur das Flachland gewohnt ist, kaum Sport treibt und sich von heute auf morgen in über 2.000 Metern Höhe überanstrengt, riskiert einen Herzanfall.

Bei Minustemperaturen können bereits Höhenlagen unter 1.500 Meter untrainierten und nicht-akklimatisierten Skifahrern zum Verhängnis werden. Ohne Akklimatisation drohen bei Kälte und über 2.000 Metern generell Höhenbeschwerden – auch bei gutem Trainingszustand.

Warnzeichen erkennen

Sauerstoffmangel

Der Luftdruck sinkt kontinuierlich mit zunehmender Höhe. Damit nimmt auch der Druck ab, der den Sauerstoff durch die Wände der Lungenbläschen ins Blut presst. Die Sauerstoffversorgung verschlechtert sich, und damit die Leistungsfähigkeit. Sauerstoffmangel macht sich zuerst durch eine vertiefte, beschleunigte Atmung und einen erhöhten Puls bemerkbar. Der Körper versucht so, mehr Sauerstoff aus der dünnen Luft zu gewinnen.

Flüssigkeitsverlust

Aufgrund der verstärkten Atmung und trockenen Höhenluft verliert der Körper über die Lungen deutlich mehr Wasser. Mit der Höhe steigt somit der Flüssigkeitsbedarf: bei anstrengenden Touren über 2.500 Metern von zweieinhalb Liter auf drei bis vier Liter pro Tag – das Wasser in fester Nahrung mit eingerechnet. Über 5.000 Metern kann sich der Flüssigkeitsbedarf sogar auf acht Liter erhöhen.

Akute Höhenkrankheit

Bei einem zu schnellen Aufstieg in Höhen über 3.000 Meter droht etwa 75 Prozent aller Menschen die akute Höhenkrankheit. Wer die Frühzeichen ignoriert und weiter aufsteigt, bei dem verschärfen sich die Beschwerden, die unbehandelt zum Tode führen können. In großen bis sehr großen Höhen drohen zudem Komplikationen wie das Höhenhirnödem und das Höhenlungenödem.

Beeinträchtigtes Urtetils- und Reaktionsvermögen

Abhängig von der Höhe und der individuellen Akklimatisation beeinträchtigt der Sauerstoffmangel im Gehirn das Urteils- und Reaktionsvermögen. Gerade in schwierigem Gelände (Absturzgefahr, Lawinen- und Steinschlagrisiko) und unter lebensfeindlichen Bedingungen (Kälte, über 5.500 Meter Höhe) kann dies zu lebensgefährlichem Fehlverhalten führen.

Kälte verstärkt Folgen des Sauerstoffmangels

Extreme Kälte erschwert die Sauerstoffabgabe an die Muskulatur. Bei Sauerstoffmangel in großen Höhen kann die Muskulatur somit schlechter Wärme produzieren, und die Muskelleistung fällt ab. Zudem verengen sich die Blutgefäße in Haut, Händen, Füßen etc., um den Wärmeverlust zu minimieren und die Kerntemperatur zu halten. Damit steigt unter anderem der Druck in den Lungengefäßen, was nicht nur das Herz stark belastet, sondern auch das Risiko eines Lungenödems erhöht.
Frühzeichen und Warnsymptome beachten

Die Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin e. V. unterscheidet bei der akuten Höhenkrankheit Frühzeichen und Warnsymptome.

Typische Frühzeichen

Hierzu zählen Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, unruhiger Schlaf, nächtliche Atempausen – unter Umständen verbunden mit geschwollenen Händen und Füßen, Leistungsabfall sowie Ruhepulsanstieg um 20 Prozent.

In diesem Fall sollten Sie den Austieg unterbrechen, eine Rast einlegen und süße Getränke zu sich nehmen. Verbessern sich die Beschwerden auch nach einem Tag Ruhe nicht, sollten Betroffene mindestens 500 Höhenmeter absteigen.

Warnsymptome

Als Warnzeichen gelten starker Leistungsabfall, anhaltend schwere Kopfschmerzen, Herzjagen, Schlaflosigkeit, starke Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Benommenheit, Lichtempfindlichkeit und Gleichgewichtsstörungen. Meist kommt eine Atemnot bei körperlicher Belastung hinzu und der Betroffene produziert sehr wenig Urin (unter 500 ml pro Tag).

Bemerken Sie ein oder mehrere Warnsymptome, dann müssen Sie sofort handeln – auch nachts! Also umgehend mindestens 500 Meter absteigen, und zwar bis sich die Beschwerden bessern. Das bedeutet, dass der Betroffene notfalls von den Gruppenmitgliedern getragen werden muss. Eventuell ist auch eine medikamentöse Behandlung nötig.

Tipps beachten

Fast jeder Alpinist leidet in den ersten Tagen in großen Höhen an typischen Beschwerden wie leichten Kopfschmerzen, Schlaf- und Appetitstörungen sowie Atemlosigkeit bei Belastungen. Bei richtiger Akklimatisation verschwinden diese jedoch schnell. Je länger Sie sich für die Akklimatisation Zeit lassen, umso geringer sind die Beschwerden.

Die Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin e. V. empfiehlt zur Akklimatisation folgende Regeln:

  • Nicht zu schnell zu hoch steigen.
  • Keine anaerobe Anstrengung in der Anpassungsphase. Meiden Sie daher intensive körperliche Aktivität, bis die Höhenbeschwerden verschwunden sind.
  • Möglichst tiefe Schlafhöhe.
  • Täglicher Schlafhöhengewinn 300 bis 500 Meter.
  • Alle 1.000 Höhenmeter einen zusätzlichen Ruhetag einlegen.
  • Möglichst keine Aufstiegshilfen (z. B. Seilbahn) benutzen.
  • Ausreichend trinken – dies reduziert das Thrombose- und Erfrierungsrisiko.
  • Kohlenhydratreiche Nahrung essen. Um fettreiche Nahrung zu verbrennen, benötigt der Körper mehr Sauerstoff!
  • Auf Frühzeichen und Warnsymptome der akuten Höhenkrankheit achten. Steigen Sie nur symptomfrei höher. Verschlechtert sich Ihr Zustand, sofort absteigen!
  • Höhenkranke niemals alleine lassen!

Gut angepasst
Mit der Akklimatisation kehrt die Leistungsfähigkeit zurück. Der Ruhepuls sinkt auf den alten Wert. Die Atmung ist tief in Ruhe und unter Belastung, und ebenso nachts. Zudem produzieren die Nieren ausreichend Urin, etwa anderthalb Liter pro Tag.

Nicht für jeden zu empfehlen

Inwieweit Sie anfällig für eine Höhenkrankheit sind, hängt von einer Vielzahl individueller Faktoren ab. Migränepatienten leiden laut der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin häufiger und stärker unter der akuten Höhenkrankheit. Bezogen auf das Alter leiden insbesondere Menschen unter 20 und über 50 Jahren an Höhenbeschwerden.

Eine gute Kondition kommt älteren Alpinsportlern zugute. Sie schützt aber keineswegs vor einer Höhenkrankheit. Dennoch verleitet ein guter Trainingszustand viele Höhenunerfahrene, zu schnell zu hoch aufzusteigen. Rucksackgewicht, Gruppengröße, Tabakkonsum, Ernährungsgewohnheiten oder Antibabypille scheinen dagegen keinen messbaren Einfluss auf die Höhenempfindlichkeit zu haben.

Akute Erkrankungen wie Durchfall oder Atemwegsinfekte verzögern die Höhenanpassung, weshalb Sie dementsprechend rasche Höhenwechsel meiden sollten.

Falls Sie an einer Herz- oder Lungenerkrankung leiden, sollten Sie auf jeden Fall Ihren behandelnden Arzt konsultieren! Eine bestehende Herz- oder Lungenerkrankung verlängert unter Umständen die Anpassungsphase, erfordert eventuell eine individuelle Medikation ab bestimmten Höhen oder begrenzt die maximal erreichbare Höhe.

Bild: ARochau/Adobe Stock