Alternative zum Großraumbüro?

Arbeiten im Homeoffice

Die Arbeit von Zuhause kann flexiblere Zeiteinteilung, weniger Fahrtzeiten und mehr Zufriedenheit bedeuten. Doch wer es falsch anpackt, hat mehr Stress und weniger Freizeit.

In Kürze
Verborgene Fallstricke
Homeoffice – das klingt nach entspanntem Arbeiten. Doch allzu leicht verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. Man verbringt viel mehr Stunden am Schreibtisch, während Vorgesetzte nichts davon mitkriegen.
Entspannt und erfolgreich
Gutes Zeitmanagement, Selbstorganisation und klare Kommunikation mit Kollegen sind die wesentlichen Zutaten, damit die Arbeit am heimischen Schreibtisch ohne Stress läuft.
Gute Argumente
Spürbarer Zeitgewinn, weil man nicht pendeln muss, bessere Leistungsfähigkeit und höhere Produktivität sprechen für die Arbeit im Homeoffice. Aber es braucht klare Regeln.
Alles versichert?
Auch im Homeoffice greift die gesetzliche Unfallversicherung – aber nur bei Tätigkeiten in sachlichem Zusammenhang mit der Arbeit. Private Unterbrechungen sind darüber nicht abgedeckt.
Nicht nur Vorteile

Das Homeoffice liegt im Trend, gerade in Zeiten von Corona ist es für viele gar alternativlos geworden.

Tatsächlich hat die Arbeit von Zuhause aus einige Vorteile: Arbeitnehmer können ihre Zeit flexibel einteilen und Fahrzeiten einsparen. Arbeitgeber haben weniger Kosten für das Büro und zufriedenere Beschäftigte. Doch wer es falsch anpackt, hat mehr Stress und weniger Freizeit.

Verborgene Fallstricke

Für viele Arbeitnehmer klingt das Homeoffice nach entspanntem Arbeiten, denn kein Chef sitzt einem im Nacken, und keine laut telefonierenden Kollegen stören die Konzentration. Besonders Eltern arbeiten gern von zu Hause, denn so können sie ihre Zeit flexibler einteilen und haben mehr Zeit für ihre Kinder. Aber es gibt auch Schattenseiten:

  • Ohne die klare räumliche Trennung von Arbeit und Freizeit ist es nicht mehr so leicht, beides gegeneinander abzugrenzen. Damit besteht die Gefahr, dass Sie sich auch in der freien Zeit nicht genug entspannen können und ständig das Gefühl haben, arbeiten zu müssen.
  • Wenn die Arbeitszeit nicht eindeutig geregelt ist, kann das leicht dazu führen, dass Sie auch abends oder am Wochenende arbeiten und unbemerkt Überstunden machen.
  • In Deutschland ist das Vorurteil weit verbreitet, dass die Anwesenheit am Arbeitsplatz mit der Leistung gleichzusetzen ist. Wenn Sie von zu Hause arbeiten, kann es sein, dass Ihre Leistung nicht so gut wahrgenommen wird.
  • Home-Worker haben nicht so intensiven persönlichen Kontakt zu ihren Kollegen, denn Sie nehmen nicht am „Flurfunk“ teil. Deswegen können Abstimmungsprozesse schwieriger werden und Ihre Motivation leiden.

Privatleben und Arbeit trennen

Wenn Sie nur schwer Grenzen setzen oder Arbeit unbeendet liegen lassen können, sollten Sie nicht von zu Hause arbeiten: Vermutlich wird es problematisch werden, Privatleben und Arbeit zu trennen.

Erfolgreich und entspannt daheim
  • Dienst ist Dienst, und Feierabend heißt Feierabend: Arbeiten Sie nicht endlos in den Abend hinein, sondern schalten Sie bewusst ab – und beantworten Sie auch keine geschäftlichen E-Mail bis zum nächsten Arbeitsbeginn.
  • Nehmen Sie andererseits Ihren Job nicht auf die leichte Schulter, weil ja keiner sieht, ob sie gerade arbeiten – letztendlich müssen Sie Ihre beruflichen Aufgaben erfüllen. Gutes Zeitmanagement und Selbstorganisation sind für die Arbeit im Homeoffice wesentliche Fähigkeiten.
  • Kommunizieren Sie Ihre Arbeits- und Freizeiten klar an ihre Kollegen, und auch wenn Sie einmal krank sind, sonst wird Ihre ständige Erreichbarkeit irgendwann selbstverständlich. Flexible Arbeitszeiten bedeuten keine Rufbereitschaft rund um die Uhr.
  • Egal, ob Sie Lerche oder Eule sind: Nehmen Sie Rücksicht auf den Arbeitsrhythmus anderer Mitarbeiter, und stimmen Sie sich vor allem bei gemeinsamen Aufgaben genau ab.
  • Nutzen Sie technische Möglichkeiten wie Videokonferenzen und Dokumenten-Sharing und -versionierung für die innerbetriebliche Kommunikation.
  • Trennen Sie untertags Arbeit und andere Tätigkeiten – gleichzeitig putzen, kochen und produktiv an einem Quartalsbericht arbeiten funktioniert nur selten.
  • Vermeiden Sie die Karriere-Abseitsfalle durch klare Zieldefinitionen und regelmäßiges Feedback mit Vorgesetzten.
Gute Argumente

Wenn Sie im Homeoffice arbeiten wollen, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber suchen. Informieren Sie sich zunächst, ob es schon entsprechende Regelungen gibt, beispielsweise in einem Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung.

Legen Sie sich Argumente zurecht, die für Ihren Wunsch sprechen. Grundsätzlich sollten Sie Ihrem Arbeitgeber zeigen, dass er von Ihrem Vorhaben profitiert. Folgende Punkte können Ihre Argumentation unterstützen:

  • Zeitgewinn: Pendler fahren immer längere Strecken und stehen immer länger im Stau, das zeigt eine Studie des DGB. Diese Zeit könnten Sie besser nutzen, wenn Sie von zu Hause arbeiten.
  • Leistungsfähigkeit: Wenn Sie im Homeoffice arbeiten, können Sie später aufstehen und sind ausgeruhter. Auch fällt es Ihnen leichter, sich während der Mittagzeit zu entspannen.
  • Produktivität: Wer von zu Hause arbeitet, ist produktiver und fühlt sich wohler, macht seltener Pausen und wird seltener krank. Das haben wissenschaftliche Studien ergeben.
  • Testlauf: Machen Sie den Vorschlag, mit einem Probelauf zu beginnen. Dann können beide Seiten sehen, ob das Ergebnis ihren Vorstellungen entspricht.

Kein Recht auf Homeoffice: Grundsätzlich gibt es kein Recht darauf, von zu Hause aus zu arbeiten, denn der Arbeitgeber kann im Rahmen seines Weisungsrechts den Arbeitsort bestimmen (§106 Gewerbeordnung).

Absicherung für beide Seiten

Eine Beschäftigung im Homeoffice erfolgt immer in beiderseitigem Einverständnis. Wenn Sie nur ausnahmsweise zu Hause kleine Aufgaben erledigen, ist es sicherlich unnötig, genaue Absprachen zu treffen. Arbeiten Sie aber ganze Tage zu Hause, sollten Sie schriftliche Regelungen treffen. Eine grundsätzliche Frage ist, ob Sie selbst entscheiden können, welche Leistungen Sie teilweise zu Hause erbringen wollen oder ob Sie einen dauerhaften Arbeitsplatz zu Hause einrichten, den Sie auch regelmäßig nutzen.

  • Arbeitszeit: Ihr Arbeitgeber kann jetzt nicht mehr unmittelbar erkennen, ob sie arbeiten oder nicht. Eine Vereinbarung darüber, ob und wie Arbeitszeiten erfasst werden sollen, vermeidet Konflikte. Grundsätzlich gelten die Regeln des Arbeitszeitgesetzes im Homeoffice genauso wie am innerbetrieblichen Arbeitsplatz.
  • Aufwendungen: Wenn Ihnen lediglich freigestellt ist, zu Hause zu arbeiten, muss der Arbeitgeber Ihre Aufwendungen nicht erstatten. Anders sieht das aus, wenn Sie verpflichtet sind, von zu Hause aus zu arbeiten: Dann ist der Dienstherr verpflichtet, Ihre Aufwendungen zu erstatten und kann diesen Anspruch nicht vertraglich ausschließen.
  • Arbeitsmittel: Wenn Sie nicht über eine vollständige Büroeinrichtung verfügen, sollten Sie vereinbaren, welche Arbeitsmittel der Arbeitgeber stellt. Grundsätzlich gilt, dass er all das zur Verfügung stellt, was Sie für Ihre Arbeit brauchen.
  • Arbeitsschutz: Der Arbeitgeber ist beim Arbeitsplatz im Homeoffice ebenso für den Arbeitsschutz verantwortlich wie im Unternehmen. Das gilt für das Einhalten der Bildschirmarbeitsverordnung ebenso wie für die arbeitsmedizinische Vorsorge oder das Einhalten von Pausenregelungen.
Kontrolle erlaubt
Auch wenn Sie den Einfluss des Arbeitgebers auf Ihre Privatsphäre so gering wie möglich halten wollen: Ihr Arbeitgeber darf das Heimbüro betreten und sich davon überzeugen, dass Arbeits- und Datenschutz gewährleistet sind.
Risiken abfedern

Homeoffice-Versicherung ist ein wichtiges Thema: Auch bei der Arbeit von Zuhause stehen Arbeitnehmer unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Versichert sind dabei alle Tätigkeiten, die in sachlichem Zusammenhang mit der Arbeit stehen. Damit sind Arbeitnehmer im Homeoffice nicht nur bei ihrer Tätigkeit direkt am Heimarbeitsplatz versichert, sondern zum Beispiel auch auf dem Weg zum Drucker im Nebenraum. Abgedeckt sind auch Dienstreisen oder der Weg in das Unternehmen, um etwa an Besprechungen teilzunehmen.

Aber Achtung: Wird die Arbeit daheim für andere, private Tätigkeiten unterbrochen, ist damit auch der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung unterbrochen. Diese greift erst wieder, wenn die reguläre Arbeit wieder aufgenommen wird.

Bild: baranq/Fotolia