Welches Rad passt zu mir?

Tipps zum Fahrradkauf

Für jede Nische gibt es inzwischen das passende Fahrradmodell. Aber was ist das „richtige“ Fahrrad für einen selbst?

In Kürze
Erst überlegen
Vor der Entscheidung für ein Rad sollten Sie überlegen, wo und wie oft Sie fahren wollen, wie viel Zeit Sie in die Pflege investieren wollen – und das Diebstahlsrisiko berücksichtigen.
Radtypen
Cityrad oder Trekkingrad, Mountainbike oder Rennrad – jeder Fahrradtyp hat seinen Einsatzbereich. Erfahren Sie mehr über die Besonderheiten, Vor- und Nachteile.
So passt das Rad
Rahmengröße, Sitzhöhe und Lenkerposition entscheiden, ob Sie auch längere Strecken beschwerdefrei absolvieren oder schon nach kurzer Zeit wieder absteigen wollen.
Ein Fahrrad muss zu Ihnen und zum Einsatzzweck passen.
Entscheidungshilfe
Ein Fahrrad muss zu Ihnen und zum Einsatzzweck passen.
Fixie, Fatbike, Gravel Bike – für jede Nische gibt es inzwischen das passende Fahrradmodell. Aber was ist das „richtige“ Fahrrad für einen selbst? Genügt ein Rad? Für den Weg zur Arbeit und für kleinere Einkäufe gelten schließlich ganz andere Anforderungen als für Schotterpisten in den Bergen.
Was ist Ihnen wichtig?

Je klarer Sie Ihre Anforderungen bezüglich Einsatzgebiet und Qualität formulieren, desto besser kann auch der Händler Ihnen bei der Auswahl des richtigen Rades helfen. Um herauszufinden, welches Rad für Sie das richtige ist, sollten Sie einige Überlegungen anstellen:

  • Wofür will ich das Rad einsetzen?
  • Kann und will ich Reparaturen und Pflege selbst übernehmen?
  • Wieviel Geld kann oder will ich ausgeben?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Rad gestohlen wird?
  • Wie pfleglich gehe ich mit dem Rad um?

Wenn Sie die regelmäßige Wartung und Reparaturen am Rad nicht selbst durchführen können oder wollen, sollten Sie für den Kauf in ein Fachgeschäft mit eigener Werkstatt gehen. Nicht selten nämlich sind Fachgeschäfte unwillig, wenn man ein Baumarktfahrrad dort reparieren lassen möchte. Im Fachgeschäft erhalten Sie auch eine Beratung, können eine Probefahrt machen und bekommen ein vollständig montiertes und auf Ihre Körpermaße eingestelltes Rad. Wollen Sie etwas Geld sparen, können Sie sich für ein Auslaufmodell entscheiden.

Auf der anderen Seite kann ein billiges Rad aus dem Baumarkt durchaus die bessere Alternative sein. Falls es mangels Unterstellmöglichkeit immer Wind und Wetter ausgesetzt ist. Sie sich keine Gedanken über Wartung, Vandalismus oder Diebstahl machen wollen. Sie sowieso nur gelegentlich in der Stadt oder auf Radwegen damit unterwegs sind. Oder weil Sie einfach nur ein Zweitrad brauchen. Allerdings geht bei manchen „Billigheimer“ auf zwei Rädern die preisoptimierte Herstellung auf Kosten der Fahrsicherheit – hier lohnt das Studium von Testberichten.

Erst wenn Sie wissen, wofür Sie das Rad einsetzen wollen, können Sie sich für den passenden Radtyp entscheiden.

Vorteile und Nachteile im Überblick

Cityrad

Das Cityrad ist ein bequemes Rad, konzipiert für kurze Strecken auf asphaltierten Wegen. Auf einem Cityrad sitzen Sie bequem aufrecht und haben einen guten Überblick. Weil Bauch- und Rückenmuskulatur in dieser Haltung schnell ermüden, eignet es sich aber nicht für Radtouren. Der komfortable tiefe Durchstieg kommt inzwischen auch bei Männern gut an.

In der Regel besteht der Rahmen aus Aluminium, Federgabel und Federsattelstütze sind fast schon Standard. Nur bei hochwertigen Rädern ist auch der Rahmen gefedert. In der Regel ist ein Cityrad mit einer 7-Gang-Nabenschaltung ausgestattet, die deutlich weniger Wartung erfordert als eine Kettenschaltung. In der mittleren Preisklasse gelten inzwischen Nabendynamo und LED-Rücklichter mit Standlicht als Standard. Der Gepäckträger sollte stabil sein, damit Sie Einkäufe und Gepäck problemlos transportieren können.

Nachteile: Zum einen belastet die aufrechte Sitzposition den Rücken. Zum anderen bringen Sie weniger Gewicht aufs Vorderrad und die Pedale, wodurch sich Cityräder bei Vollbremsungen schlechter beherrschen lassen als etwa ein Trekkingrad.

Trekkingrad

Das Trekkingrad eignet sich für den Alltag ebenso wie für Touren und Reisen. Durch die moderate bis sportliche Sitzposition verteilt sich Ihr Gewicht optimal auf Sattel und Lenker. Das ist rückenfreundlich und auf längeren Strecken bequemer. Aufgrund der Gewichtsverteilung und Lenkergeometrie ist ein Trekkingrad zudem wendiger als ein Cityrad.

Der Rahmen besteht meist aus Aluminium. Gabel und Sattelstütze sind oft gefedert. Über eine Rahmenfederung verfügen nur hochwertige Räder. Üblicherweise besitzen Trekkingräder eine 27-Gang-Kettenschaltung, weil gerade auf längeren Touren mit starken Steigungen ein großer und fein abgestufter Übersetzungsbereich hilfreich ist. Hochwertige Modelle haben eine sehr langlebige Nabenschaltung mit 14 Gängen. Ein stabiler Gepäckträger und LED-Rücklicht mit Standlicht gehören ab der mittleren Preisklasse zum Standard.

Reiserad

Das Reiserad ähnelt dem Trekkingrad stark, es ist jedoch konsequent für lange Radreisen ausgelegt. Das Hauptaugenmerk liegt auf guter Gewichtsverteilung des Gepäcks und langlebigen Komponenten.

Deswegen sind gefederte Räder hier selten, weil eine Rahmenfederung die Gepäckzuladung reduziert und die Pannenanfälligkeit erhöht. Weil Stahl belastbarer als Aluminium ist, besteht der Rahmen oft aus Stahl. Bei der Schaltung sind eine 27-Gang-Kettenschaltung oder eine Rohloff-Nabenschaltung mit 14 Gängen die beste Wahl.

Nachteil: Die hohe Robustheit erkaufen Sie sich mit einem entsprechend hohem Gewicht.

Mountainbike

Das Mountainbike ist für Fahrten im Gelände gedacht und entsprechend ausgerüstet. Breite grobstollige Reifen bieten reichlich Grip, und das hoch liegende Tretlager sorgt für ausreichende Bodenfreiheit.

Eine Federung verbessert die Bodenhaftung im Gelände. Die gängigsten Varianten heißen hierbei Hardtail und Fully. Ein Hardtail verfügt hierbei nur über eine gefederte Vorderradgabel und gegebenenfalls über eine gefederte Sattelstütze. Dagegen besitzt ein Fully sowohl eine Vorderradfederung als auch eine Hinterraddämpfung. Der Rahmen ist meist aus Aluminium, kann aber auch aus Carbon bestehen. Dieser Werkstoff ist zwar vergleichbar bruchstabil wie Aluminium, nimmt aber harte, direkte Schläge auf das Material übel.

Nachteil: Das Mountainbike ist in erster Linie ein Sportgerät und verfügt nicht über eine verkehrssichere Ausstattung.

Rennrad

Das Rennrad ermöglicht hohe Beschleunigungen und hohes Tempo. Hierfür besitzt es einen kurzen Radstand, um die Pedalkraft möglichst gut zu übertragen. Die stark vorgebeugte Sitzposition verringert die Angriffsfläche für Fahrt- und Gegenwind. Leichte und reibungsarme Bauteile treiben den Preis, weshalb Vollrenner schnell die 3.000-Euro-Marke reißen.

Nachteil: Die Sitzposition auf einem Rennrad muss optimal eingestellt sein, ansonsten erzeugt der Druck auf den Schambereich schnell Taubheitsgefühle. Außerdem belastet die extreme Haltung Rücken, Nacken und Schultern stark.

Gravelbike

Gravelbike („Schotter-Rad“) ist ein geländegängiges Fahrrad, das auf einen schnellen Blick wie ein Rennrad aussieht. Gravelbikes sind allerdings auch fürs Gelände geeignet und unterscheiden sich deshalb in einigen Aspekten vom Straßenrennrad. Am auffälligsten sind sicherlich die dickeren, geländetauglichen Reifen sowie Scheibenbremsen, die auch bei Nässe optimal funktionieren.

Nachteil: Reines Sportfahrrad in der Regel ohne vorgeschriebene StVO-Ausstattung. Für Touren nur bedingt geeignet.

Pedelec/E-Bike

Immer beliebter werden Fahrräder mit elektrischer Unterstützung. Alles, was Sie zu diesem Trend wissen müssen, finden Sie in einem gesonderten Beitrag über Pedelcs.
Gut sitzen und fahren

Wer ohne Beschwerden auch längere Radtouren machen möchte, braucht ein Rad, auf dem er richtig sitzt. Eine leicht nach vorn geneigte Sitzposition (15–20 Grad) ist optimal. So bleibt die Muskelspannung im Rücken erhalten, die Wirbelsäule kann ihre natürliche S-Form behalten und der Schwerpunkt des Fahrers liegt über der Tretkurbel.

Darauf kommt es an

  • Die Rahmenlänge, der Abstand zwischen Sattel und Lenker, ist damit die wichtigste Größe für die richtige Sitzhaltung. Gerät sie zu kurz oder zu lang, lässt sich eine bequeme Sitzposition auch mit einem anderen Lenkervorbau nicht mehr erreichen.
  • Die ideale Sitzhöhe wird mit der Sattelstütze eingestellt. Sie ist erreicht, wenn Sie mit der Ferse des gestreckten Beins das am tiefsten Punkt stehende Pedal erreichen. So treten Sie kraftsparend und knieschonend. Der Sattel selbst sollte umso schmaler und länger sein, je geneigter Ihre Sitzposition ist. Außerdem sollte er möglichst waagerecht montiert sein.
  • Auch der Lenker beeinflusst die Sitzposition. Je weiter der Oberkörper nach vorne geneigt ist, desto weniger darf der Lenker gebogen sein. Wichtig: Der Lenker muss so geformt und montiert sein, dass die Handgelenke in der normalen Sitzposition nicht abgeknickt sind. Auf langen Touren ermöglichen Ihnen sogenannte Lenkerhörnchen, die Sitzposition zu variieren und gleichzeitig die Handgelenke zu schonen.

Die Wirbelsäule kann den Körper nur dann gut stützen, wenn sie ihre S-Form einnehmen kann. Deswegen ist ein passender Rahmen für die richtige Haltung so wichtig.

Fit mit Frodeno

Ein Rad kann noch so gut sein – wenn es nicht passgenau eingestellt ist, kann der Fahrspaß schnell auf der Strecke bleiben. Damit das nicht passiert, gibt Jan in diesem Video praktische Tipps, worauf man dabei achten sollte. Jan Frodeno ist einer der besten Sportler der Welt. Als Ironman-Weltmeister ist er auf dem Fahrrad zu Hause.

Wird das Video nicht richtig dargestellt? Hier können Sie das Video direkt auf Youtube ansehen.

Bild: Tipps zum Fahhradkauf - industrieblick/Fotolia; Das richtige Rad - Patrizia Tilly/Fotolia