Infektionen vorbeugen

Immun gegen Erreger
Impfungen zählen zu den größten Errungenschaften der Medizin. Im 20. Jahrhundert besiegte die Weltgemeinschaft durch Massenimpfungen die Pocken und entwickelte hochwirksame Impfstoffe gegen gefürchtete Seuchen. Vergessen sind die jährlich tausenden Toten in Deutschland, die bis in die 1960er-Jahre Infektionen wie Keuchhusten, Kinderlähmung, Diphtherie, Masern oder Tetanus erlagen. Diese Krankheiten haben heute ihren Schrecken verloren – zumindest in unserer zivilisierten Welt.
Immer wieder gefährden Epidemien unsere Gesundheit. Impfungen können in diesen Fällen Leben retten, wie zuletzt die Impfstoffe gegen das Coronavirus. 

Schätzungen zufolge schützten sie weltweit 20 Millionen Menschenleben. Andere wichtige Impfungen wie gegen Diphterie, Keuchhusten, Tetanus und Masern retten laut WHO und Unicef rund drei Millionen Menschen jährlich das Leben.

Doch noch immer sind viele Menschen schweren Krankheiten fast schutzlos ausgeliefert. Denn insbesondere in Schwellenländern und bildungsfernen Regionen erkranken Kinder und Erwachsene an Krankheiten, die durch Impfungen vermeidbar wären. Fehlende medizinische Versorgung, schlechte sanitäre Bedingungen und Mangelernährung verschlimmern die Infektionen zusätzlich. Jedes fünfte Kind weltweit hat keinen ausreichenden Impfschutz. Die Folge: 1,5 Millionen Kinder sterben jährlich an Krankheiten, die durch eine Impfung vermeidbar gewesen wären.

Quelle:  Unicef

Impfstoffe bestehen aus stark abgeschwächten Krankheitserregern (1) oder ihren Bruchstücken. Durch die Impfung lernt das Immunsystem, sich gegen echte Erreger dieser Art zu verteidigen (2), ohne dass der Körper ernsthaft erkrankt. Binnen Wochen reifen sogenannte „Gedächtniszellen“ heran (3), die bei einer Infektion schnell Antikörper produzieren. Die Antikörper bekämpfen dann die Erreger (4).
Schaubild: stark abgeschwächten Krankheitserreger (1) werden gespritzt. Durch die Impfung lernt das Immunsystem, sich gegen echte Erreger dieser Art zu verteidigen (2), ohne dass der Körper ernsthaft erkrankt. Binnen Wochen reifen sogenannte „Gedächtniszellen“ heran (3), die bei einer Infektion schnell Antikörper produzieren. Die Antikörper bekämpfen dann die Erreger (4).
Schon in der Antike erkannten Gelehrte, dass Überlebende tödlicher Krankheiten wie der Pest oder Pocken, gegen weitere Epidemien dieser Art geschützt waren. Eine Erkenntnis, die Forscher:innen erstmals auf die Idee brachte, Personen durch eine absichtliche Ansteckung gegen Infektionskrankheiten immun zu machen. 
Im asiatischen Raum wurden bereits 1100 v. Chr. Pockenkrusten zerrieben, um sich den Staub in die Haut zu ritzen. Wer die meist schwächer verlaufende Hautinfektion überlebte, war gegen die Pocken gefeit.

Die erste Schutzimpfung geht auf den englischen Chirurgen und Landarzt Edward Jenner (1749-1832) zurück, zu dessen Lebzeigen jeder siebte Pocken-Erkrankte verstarb. Ihm fiel ihm auf, dass Milchmägde und Landarbeiter, die sich mit den für sie ungefährlichen Kuhpocken infizierten, später fast nie an den echten Pocken erkrankten. 1796 zeigte er in einem Versuch an einem achtjährigen Jungen, dass ein Impfstoff aus Kuhpocken-Pusteln vor einer echten Pockeninfektion schützt. Den Impfstoff nannte er Vakzin, in Anlehnung an das lateinische Wort „vacca“ für Kuh.

Nach diesem Erfolg verbreitete sich das Konzept der Vakzination rasch in mehreren Ländern und konnte später auch auf andere Krankheiten übertragen werden. Um die großen Pockenepidemien einzudämmen, war jedoch eine flächendeckende Impfung der Bevölkerung notwendig, um eine entsprechende Herdenimmunität zu erreichen. 1874 wurde in Deutschland das erste Reichsgesetz zur Pockenimpfung erlassen. Weltweit gelten die Pocken dank internationaler Anstrengungen seit 1980 als ausgerottet.

Eine sogenannte „Herdenimmunität“ entsteht, wenn viele Menschen gegen eine Krankheit immun sind. Sie schützen so auch Nicht-Immune. 

Dies kann durch Impfungen oder vorausgegangene Erkrankungen geschehen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter eine anfällige Person ansteckt, sinkt. Dies ist wichtig für Menschen ohne Impfschutz, für die eine Impfung unter Umständen zu gefährlich wäre. Dazu zählen junge Kinder, ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Personen.

Herdenimmunität fördert die öffentliche Gesundheit und kann Epidemien begrenzen. Der benötigte Immunisierungsgrad für eine Herdenimmunität variiert je nach Krankheit. Sehr ansteckende Krankheiten erfordern mehr immunisierte Personen, um die Ausbreitung zu stoppen. So müssen bei Masern und Röteln beispielsweise 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Wird diese Quote nicht erreicht bzw. stagniert die Immunisierung, kann die Zahl der Erkrankten rasch wieder ansteigen.

Beispiel Masern: Zwar konnten durch die Masernimpfung seit 2000 weltweit gut 60 Millionen Todesfälle verhindert werden. 2022 wurden in der europäischen Region nur knapp 100.000 Krankheitsfälle gemeldet, im Jahr darauf allerdings mehr als 300.000 Fälle. Der Grund: die unzureichende globale Durchimpfung der Bevölkerung. 2023 erhielten nur 83 der Kinder weltweit eine erste Dosis eines Masernimpfstoffs, nur knapp 75 Prozent wurden ein zweites Mal geimpft.

Eine Impfung stimuliert unsere Immunabwehr weniger stark als eine Infektion. Deshalb ist meist mehr als eine Impfung notwendig, um einen nachhaltigen Impfschutz aufzubauen. Außerdem kann das sogenannte „Immungedächtnis“ auch vergessen und der Körper so wieder anfällig für Infektionen werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher zum Beispiel alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung und Keuchhusten (Pertussis). Eine Übersicht über alle empfohlenen Impfungen und der empfohlenen Zeitpunkte für eine Immunisierung entnehmen Sie dem STIKO-Impfkalender und deren Empfehlungen.

Internationale Daten des US-amerikanischen Zentrums für Krankheitskontrolle (Centers for Disease Control and Prevention, CDC) belegen eindrucksvoll, wie effektiv landesweite Impfprogramme sein können.

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Infektionskrankheit
Jährliche Krankheitsfälle weltweit
Diphtherie 5.800
Haemophilus influenza Typ  3 Millionen
Masern 870.022
Mumps 169.799
Keuchhusten 145.486
Polymyelitis (Polio, Kinderlähmung) 157
Röteln 49.136
Tetanus 14.745
Windpocken 140 Millionen

Ein Impfstoff wird aus mehreren Komponenten zusammengesetzt:

  • Antigene gegen die jeweilige Krankheit, gegen die geimpft werden soll
  • Unterstützende Stoffe zur Erhöhung der Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs

Manche Impfstoffe enthalten geringe Mengen an Quecksilber- oder Aluminiumverbindungen, deren Unbedenklichkeit für den Impfling vor der Zulassung und breiten Anwendung in großen wissenschaftlichen Studien umfassend geprüft wird. Zwar haben sich bisher keine negativen Wirkungen solcher Zusatzstoffe gezeigt. Durch die kontinuierliche Fortentwicklung von Impfstoffen sind jedoch beispielsweise viele der für die Kinderimpfung notwendigen Impfstoffe inzwischen quecksilberfrei.

  • … sich in Berlin von Oktober 2014 bis August 2015 der größte Masern-Ausbruch seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 ereignete? Ein aus Bosnien-Herzegowina eingeschleppter Masernvirus wütete im ungeimpften Teil der Berliner Bevölkerung. Die WHO bestätigte 1.478 Erkrankte und einen Todesfall: ein anderthalbjähriger Junge ohne Masern-Impfschutz.
  • … die außergewöhnlich starke Grippewelle 2017/2018 Schätzungen zufolge rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben kostete? Laut RKI sei das die höchste Zahl an Todesfällen in den vergangenen 30 Jahren.
  • … die verheerendste Grippe-Pandemie der Menschheitsgeschichte von 1918 bis 1920 wütete und fast 50 Millionen Menschen das Leben kostete?
Bild: Alexander Raths/Fotolia