Kuschelige Krankmacher

Haustiere

Kann ein Krankheitserreger vom Tier auf einen Menschen überspringen oder umgekehrt, dann sprechen Mediziner von einer Zoonose.

In Kürze
Bisse und Kratzer
Fell und Krallen kommen mit Erde in Kontakt, deshalb können Sporen des Tetanus-Erregers daran haften. Bei Bissen und Kratzern ist eine Infektion mit Wundstarrkrampf möglich.
Gefährliche Keime
Zoonosen gelangen unter anderem über tierische Lebens­mit­tel, durch blutsaugende Insekten, Kotstaub oder Bisse in den Menschen.
Schutz für Mensch und Tier
Der beste Schutz vor Zoonosen durch Haustiere ist eine konsequente Hygiene und tiermedizinische Vorsorge.
Konsequente Hygiene hilft gegen Schimmel
Allergiker sollten ihr Haustier mit Bedacht wählen
Konsequente Hygiene hilft gegen Schimmel
Bevor Sie sich ein Haustier zulegen, sollten Sie nicht nur sichergehen, dass es keine Parasiten oder Pilze in Ihre vier Wände einschleppt. Falls Sie schwanger sind oder an einer Lungenkrankheit oder bestimmten Allergien leiden, müssen Sie Ihr Haustier zudem mit Bedacht wählen, um Ihre Gesundheit nicht zu gefährden.
Gesunde Haustiere sind eine Bereicherung

Wer sein Leben mit einem Haustier teilt, fühlt Sie sich in der Regel wohler als tierlose Zeitgenossen. Kein Wunder: Die vierbeinigen oder gefiederten Freunde wirken sich nachweislich positiv auf das Gemüt und die Gesundheit aus.

Warum Haustiere der Gesundheit zuträglich sind, damit beschäftigt sich die Wissenschaft nur am Rande. Fest steht jedoch: Katzenbesitzer entspannen sich, sobald sie ihren Stubentiger streicheln. Hundehalter bewegen sich mehr an der frischen Luft, da sie ihren Vierbeiner Gassi führen. Kinder gewinnen durch Haustiere an Selbstbewusstsein und lernen, verantwortlich zu handeln und Rücksicht zu nehmen.

Kurzum: Haustiere sind eine Bereicherung – vorausgesetzt, die quirligen Mitbewohner sind selbst gesund.

Bisse und Kratzer: An Fell und Krallen, die mit Erde in Kontakt kommt, haften oft Sporen des Tetanus-Erregers. So ist bei Bissen und Kratzern eine In­fek­tion mit Wundstarrkrampf mög­lich. Daher: Als Tierhalter regel­mäßig Tetanus-Impfschutz auf­frischen.

Lebens­mit­tel, Blutsauger, Kotstaub oder Bisse

Kann ein Krankheitserreger vom Tier auf einen Menschen überspringen oder umgekehrt, dann sprechen Mediziner von einer Zoonose. Fast zwei Drittel aller für den Menschen ge­fähr­lichen Keime sind Zoonosen. Sie gelangen unter anderem über tierische Lebens­mit­tel, durch blutsaugende Insekten, Kotstaub oder Bisse in den Menschen. Im Zusamm­en­hang mit Haustieren sind folgende Zoonosen in Deutschland am bedeutendsten:

  • Die bekannteste Zoonose ist die Tollwut. Dank flächendeckender Impfungen bei Tier und Mensch tritt diese Viruserkrankung hierzulande nur noch selten auf.
  • Zu den häufigsten Zoonosen zählen Durchfallerkrankungen, meist ausgelöst durch Campylobacter-Bakterien. Schon minimale Mengen an Tierspeichel oder -kot genügen, um sich anzustecken. Reinigen Sie daher Ihre Hände gründlich, wenn Sie ein fremdes oder kränklich wirkendes Tier berührt haben.
  • Flöhe und Zecken nehmen ihre Blutmahlzeit besonders gern bei Hund und Katze ein. Während Flöhe sich meist durch ein Flohhalsband vertreiben lassen, stellen Zecken ein massives Problem dar. Die kleinen Blutsauger übertragen unter anderem Borreliose-Erreger und können vom Fell Ihres Haustieres aus den Weg zu Ihnen finden. Deshalb sollten Sie während der Zeckensaison Ihr Haustier jedes Mal auf Zecken absuchen, wenn es von draußen hereinkommt.
  • Toxoplasmose: Der Erreger dieser Infektionskrankheit ist der einzellige Parasit Toxoplasma gondii. Junge Hauskatzen können sich mit ihm anstecken, wenn sie befallenes rohes Fleisch oder Kleinnager fressen. Die Kätzchen scheiden den Erreger für etwa drei Wochen mit dem Kot aus. Für gesunde Menschen und Tiere ist er ungefährlich. Infizieren sich schwangere Frauen erstmals mit dem Parasiten, ist das Ungeborene gefährdet. Ohne medikamentöse Behandlung der werdenden Mutter drohen schwerwiegende Beeinträchtigungen des Kindes.
  • Toxokarose: Bezeichnet einen Befall mit dem Hunde- oder Katzenspulwurm. Insbesondere junge Hunde scheiden die Wurmeier mit dem Kot aus. Die Krankheit ist bei Mensch und Tier gut behandelbar. Eine unbehandelte Toxokarose macht sich unangenehm bemerkbar, wenn die Larven in die Augen oder das Gehirn wandern.
  • Echinokokkose: Diese seltene, aber beim Menschen dramatische Erkrankung kann durch den Kleinen Fuchs- und den Kleinen Hundebandwurm verursacht werden. Haus- und Jagdhunde stecken sich meist mit dem Fuchsbandwurm an, wenn sie infektiöse Schlachtabfälle fressen. Befallene Hunde scheiden die Bandwurmeier aus und können so ihre Halter und deren Familie infizieren. Ein Befall macht sich beim Mensch meist erst nach Jahren bemerkbar, wenn blasenförmige Wucherungen des Parasiten die Leber oder andere Organe schwer geschädigt haben.
  • Pseudokrätze: Krätzmilben können vom Hund auf den Menschen wandern und heftigen Juckreiz verursachen, bevor sie absterben.
  • Hautpilz (Dermatophytose): Ein weniger folgenschweres, aber verbreitetes Problem stellen Hautpilzinfektionen durch Meerschweinchen dar. Die possierlichen Nager sind anfällig für Hautpilze, die auch den Menschen befallen können. Nach einer Studie der LMU München aus dem Jahre 2012 tritt eine Hautpilzerkrankung etwa in jeder vierten Familie auf, die sich ein Meerschweinchen angeschafft hat. Meist stecken sich Kinder an. Deshalb sollten Eltern ein Meerschweinchen erst von einem Tierarzt untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen, bevor sie das Tier nach Hause bringen.
  • Papageienkrankheit (Ornithose): Auch Krankheitserreger von Vögeln können auf den Menschen überspringen. Das Bakterium Chlamydophila psittaci befällt unter anderem Papageien, Tauben, Wellensittiche und Enten und wird mit dem Kot ausgeschieden. Wird der getrocknete Kot zum Beispiel beim Käfigreinigen aufgewirbelt, kann der Erreger mit dem Staub in die Lunge gelangen. Die Symptome ähneln einer schweren Grippe und halten über drei Wochen an.

Entwurmen: Hunde und Katzen werden häufig von Band- und Rundwürmern be­fallen. Da diese auch Ihre Ge­sund­heit gefährden können, sollten Sie Ihr Haustier regelmäßig ent­wur­men oder auf Würmer unter­su­chen lassen: Entwurmungstest

Schutz durch Hygiene und Vorsorge

Der beste Schutz vor Zoonosen durch Haustiere ist eine konsequente Hygiene und tiermedizinische Vorsorge:

  • Waschen Sie die Hände nach dem Streicheln, zumindest bevor Sie essen oder kochen.
  • Esstisch und Bett müssen für Haustiere tabu sein.
  • Lassen Sie sich nicht im Gesicht ablecken.
  • Falls Ihr Haustier im Garten oder Wald unterwegs war, durchsuchen Sie das Fell nach Zecken und entfernen Sie diese.
  • Gönnen Sie Ihrem Haustier jährlich einen Routinecheck beim Tierarzt.
  • Lassen Sie Ihr Tier konsequent impfen.
  • Entwurmen Sie Hundewelpen und Kätzchen alle zwei Wochen, solange diese gesäugt werden.
  • Lassen Sie Ihr Haustier entsprechend des Ansteckungsrisikos regelmäßig entwurmen oder auf Würmer untersuchen.

Achtung, Zecken! Zecken können Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningo­en­ze­pha­litis (FSME) übertragen. Über Haushund oder -katze können sie auch auf Tierhalter gelangen.

Gefährdete Menschen sollten achtgeben

Tierhaare belasten die Atemwege und Lungen. Was gesunden Menschen ein Räuspern entlockt, kann Asthmatikern und Lungenkranken eine schwere Atemnot bescheren. Daher eignen sich für die Betroffenen eher Zierfische als wuschelige Perserkatzen.

Dasselbe gilt für Tierhaarallergiker, die häufig mit Niesanfällen, roten Augen und laufender Nase auf Speichelrückstände in Fell oder Gefieder reagieren. Bevor Sie sich deshalb ein Aquarium anschaffen, sollten Sie testen, ob Sie nicht auch gegen Fischfutter allergisch sind!

Patienten mit geschwächtem Immunsystem sollten sich generell von Haustieren und deren Hinterlassenschaften fernhalten. Denn hier kann jeder ansonsten harmlose Keim gefährlich werden.

Schwangere sollten sich kein Kätzchen anschaffen. Erst recht nicht, wenn Sie noch nie längere Zeit Kontakt mit einer jungen Katze hatten. Ein Antikörpertest auf eigene Kosten kann jedoch zeigen, ob Sie gegen Toxoplasmose immun sind. Falls ja, so besteht keine Gefahr.

Bild: Artranq/Fotolia