Hygiene im Alltag

Zwischen Keimschutz und gesundem Maß
Alles sauber?

In unserem Alltag lauern Keime oft dort, wo wir sie am wenigsten vermuten. Ob auf der Hand, im Kühlschrank oder zwischen den Tasten des Laptops – Hygiene ist mehr als ein sauberer Eindruck. Hier finden Sie die wichtigsten Bereiche im Haushalt und Alltag, in denen es auf kluge Reinigung, Gewohnheiten und gelegentlich sogar Zurückhaltung ankommt:

  • Handhygiene: Warum regelmäßiges Waschen mehr als nur eine gute Gewohnheit ist – und wann es wirklich zählt.
  • Küche: Wo sich in Spülschwamm & Co. Billionen Keime tummeln – und was Sie dagegen tun können.
  • Hygiene zuhause: Was im Badezimmer, bei elektronischen Geräten und im Zusammenleben mit Haustieren zu beachten ist – und warum Hygiene mehr mit Gewohnheiten als mit Perfektion zu tun hat.
  • Richtig Putzen: Tipps für sicheres Reinigen, das auch Ihre Haut schützt – inklusive Farbcode-System.
Der wichtigste Schutzfaktor
Unsere Hände kommen täglich mit zahllosen Keimen in Kontakt – beim Einkaufen, auf der Arbeit, beim Kochen oder der Nutzung von Technik.

Viele Krankheitserreger gelangen über die Hände auf Schleimhäute und in den Körper. Gründliches Händewaschen unterbricht diesen Übertragungsweg zuverlässig.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt Händewaschen mit Wasser und Seife in folgenden Situationen:

  • nach dem Nachhausekommen, Toilettengang oder Windelwechsel
  • nach Kontakt mit Tieren, Abfall oder rohem Fleisch
  • nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen
  • vor Mahlzeiten, Medikamenteneinnahme oder der Speisenzubereitung

Ist keine Waschmöglichkeit vorhanden, hilft es bereits, sich nicht ins Gesicht zu fassen – so bleiben viele Erreger außen vor.

(Quelle: BZgA)

Die Küche ist ein wahrer Keim-Hotspot. Spülschwämme, Schneidbretter und Kühlschränke beherbergen oft Milliarden von Mikroorganismen. Regelmäßige Reinigung und bewusste Lebensmittelhygiene sind hier besonders wichtig.

Spülschwämme gelten als wahre Bakterienschleudern. Küchenschwämme besitzen eine riesige innere Oberfläche. Feuchtigkeit, Schmutz und Lebensmittelreste bieten darin einen optimalen Nährboden für Bakterien. In gebrauchten Küchenschwämmen können sich über 54 Milliarden Mikroben pro Kubikzentimeter tummeln – ähnlich viel wie in Fäkalproben. Sie sollten deshalb täglich ausgekocht oder bei mindestens 60 °C gewaschen und spätestens alle zwei Wochen ersetzt werden. Noch hygienischer sind Spülbürsten, da sie schneller trocknen.

Auch Geschirrtücher können zu wahren Keimschleudern werden: Lassen Sie deshalb Lappen, Hand- und Geschirrtücher nach Benutzung ausgebreitet trocknen. Etwa zweimal die Woche und nach Kontakt mit rohen Lebensmitteln sollten Sie Geschirrtücher wechseln. Wichtig beim Waschen: Erst bei mindestens 60°C werden sie wieder richtig sauber.

Schneidbretter sollten nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt werden. Glatte Kunststoffbretter, die spülmaschinenfest sind, eignen sich besonders gut. Achten Sie außerdem auf eine strikte Trennung von Fleisch, Fisch und anderen Lebensmitteln, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.

Der Kühlschrank gehört regelmäßig auf den Putzplan: Mindestens einmal im Monat sollten Sie ihn vollständig ausräumen, auswischen und alle herausnehmbaren Teile reinigen. Gleiches gilt für den Kaffeevollautomaten – besonders Wassertank und Milchaufschäumer müssen täglich gereinigt werden.

  • Tipp: Geflügelfleisch sollte niemals unter Wasser abgewaschen werden, da dabei gefährliche Keime wie Salmonellen durch Spritzwasser auf andere Lebensmittel und Flächen übertragen werden können.

    Stattdessen: mit Einmal-Küchenpapier abtupfen, danach gründlich Hände waschen und das Fleisch vollständig durchgaren – bei mindestens 70 °C Kerntemperatur.
Keime in besonderen Alltagsbereichen
Keime lauern nicht nur in der Küche – auch das Badezimmer, technische Geräte und sogar unsere Haustiere bergen hygienische Risiken. Was ist an Reinigung wirklich nötig? Was ist übertrieben? Und worauf kommt es an, damit Hygiene im Alltag sinnvoll bleibt?
Sicher und effizient
Viele Menschen nutzen ein einziges Tuch für mehrere Räume – dabei werden Keime so oft ungewollt verteilt. Besser: das Vier-Farben-System.
  • Grün: für die Küche und Geschirr
  • Blau: für Möbel, Schreibtische, Türen
  • Gelb: für Waschbecken, Fliesen, Dusche
  • Rot: für die Toilette und umliegende Bereiche

Beim Putzen sollten Sie immer Handschuhe tragen – vor allem beim Umgang mit aggressiven Reinigern oder Desinfektionsmitteln.

  • Und ganz wichtig: Chlor- und säurehaltige Reiniger dürfen nie miteinander kombiniert werden – es entsteht giftiges Chlorgas.

Nicht jeder Keim ist ein Feind. Ein gewisses Maß an Mikroorganismen ist sogar notwendig, um unser Immunsystem zu trainieren. Studien zeigen, dass Kinder, die in übermäßig sauberen Umgebungen aufwachsen, häufiger an Allergien oder Asthma erkranken.

Hygiene im Alltag sollte daher gezielt und regelmäßig erfolgen – ohne in übertriebene Sauberkeit zu verfallen. Denn: Gesund lebt, wer Maß hält.

Wussten Sie schon …?

Keime im Essen

Insbesondere rohe tierische und pflanzliche Produkte sind häufig mit Verderbniskeimen und nicht selten mit Krankheitserregern kontaminiert. Jährlich erkranken rund 200.000 Menschen an lebensmittelbedingten Erkrankungen wie Infektionen und Vergiftungen. Betroffen sind meist Kinder, Schwangere sowie alte und immungeschwächte Personen.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Risiko Rohmilch

Der Trend zu natürlichen unverarbeiteten Lebensmitteln hält an. So boomt hierzulande Rohmilch. Der Nachteil: Rohmilchkonsumenten erkranken 840-mal häufiger an einer bakteriellen Lebensmittelvergiftung als Menschen, die ausreichend erhitzte Milch trinken.

Quellen: Ärzteblatt 2018, Emerg Infect Dis. 2017 Jun; 23(6):957-964

Ohrinfekt dank In-Ohr-Kopfhörer?

In-Ohr-Kopfhörer erhöhen das Risiko von Ohrinfektionen. Zum einen, weil sie das Ohrwachs in den Gehörgang drücken. Zum anderen, weil sie Krankheitserreger übertragen können, falls sich mehrere Personen die Kopfhörer teilen.

Quellen: Whittier Hospital Medical Center 2016, HNO-Ärzte im Netz 2022

Haut schützen

Ziehen Sie beim Putzen und Geschirrspülen immer Putzhandschuhe an. Die Seifen, Säuren und Desinfektionsmittel reizen die Haut und begünstigen die Entstehung von Kontaktallergien. Bei aggressiven Spezialreinigungsmitteln sind Gummihandschuhe grundsätzlich Pflicht. Sofern Sie etwas über Kopf reinigen, empfiehlt es sich zudem, eine Schutzbrille zu tragen – damit nichts in die Augen tropft.

Quelle: Verbund für Angewandte Hygiene e. V.

Bilder: AdobeStock