Stilles Örtchen mit Geschichte

Toilette – Sinnbild der Hygiene

Das stille Örtchen liefert einen wichtigen Beitrag zu unserer Hygiene. Erfahren Sie mehr über die Toilette, ihre Geschichte, ihre Bedeutung, und was es mit dem Welttoilettentag am 19. November auf sich hat.

In Kürze
Antike Errungenschaft
Schon 3.000 vor Christus gab es die ersten öffentlichen Toiletten. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Toilettenkultur im alten Rom. Nach dem Niedergang im Mittelalter wurden Kanalisation und hygienische Toiletten erst wieder im 19. Jahrhundert Thema.
Typen-Vielfalt 
Toiletten gibt es je nach Vorliebe und Einsatzort in den unterschiedlichsten Ausführungen. Neben dem typischen Wasserklosett als Flachspüler, Tiefspüler oder Hocktoilette existieren Sonderformen und Hightech-Varianten.
Toilettenpapier
Toilettenpapier ist keine moderne Erfindung: Schon im 14. Jahrhundert gab es im im alten China eine nahezu industrielle Produktion. In der westlichen Welt setzte sich Toilettenpapier erst im 19. Jahrhundert durch.
Welttoilettentag
Der 19. November ist der Welttoilettentag. Dieser Aktionstag will die Aufmerksamkeit auf die Hygienekrise in vielen Teilen der Welt lenken und dafür sorgen, dass Staaten die sanitären Bedingungen ihrer Bürger verbessern.
Toilette und kanalisation sind wesentliche FAktoren bei der Seuchenprävention
Rückzugsraum
Toilette und kanalisation sind wesentliche FAktoren bei der Seuchenprävention
Wir verzichten ungern auf sie, auch wenn wir manchmal die Nase über sie rümpfen: die Toilette. Kein Wunder, denn das stille Ört­chen liefert einen wichtigen Beitrag zu unserer Hygiene, der aber bisher nur in In­dus­trie­nationen selbstverständlich ist. Er­fah­ren Sie mehr über die Toilette, ihre Ge­schich­te, ihre Bedeutung, und was es mit dem Welttoilettentag am 19. November auf sich hat.
Von der Antike bis heute

Die ältesten Überreste öffentlicher Toiletten datieren Archäologen auf 3.000 vor Christus. Im Laufe der Menschheitsgeschichte tauchte die Toilette in fast allen Hochkulturen auf. Metropolen mit öffentlichen Toiletten nutzten Abwasserkanäle, um die Fäkalien in den nächstgelegenen Fluss und damit aus der Stadt zu leiten. Im Rom der Antike erreichte die Klokultur einen zwischenzeitlichen Höhepunkt. Es gab ein System öffentlicher und privater Toiletten, die die Fäkalien über Abwasserkanäle in einem großen zentralen Abwasserkanal entsorgten, der Cloaca Maxima.

Im Mittelalter geriet die zentrale Abwasserentsorgung in Vergessenheit. Höfe, Dörfer, Klöster und Städte setzten auf Latrinen mit Sickergruben – oder das Geschäft wurde in einem Nachttopf erledigt und einfach auf die Straße gekippt. Aufgrund der mangelnden Hygiene im Mittelalter waren Trinkwasservorkommen häufig mit Krankheitserregern belastet. Es grassierten Seuchen wie Pest, Cholera oder Ruhr.

Im Jahr 1596 erfand der Brite Sir John Harington das Wasserklosett, das in abgewandelter Form 1775 von Alexander Cummings patentiert wurde. Die erste europäische Stadt mit vollständiger Kanalisation war 1739 Wien. In Deutschland entstand die erste moderne Kanalisation 1856 in Hamburg. So begann im Europa des 19. Jahrhunderts der Siegeszug der Toilette mit Wasserspülung. Die erste Kläranlage auf dem europäischen Festland weihte Frankfurt am Main im Jahre 1882 ein.

Saubere Sache

Als Erfinder des Toilettenpapiers gelten die Chinesen. Bereits im 6. Jahrhundert erstmals in China erwähnt, wurde es im 14. Jahrhundert bereits massenhaft produziert. Der Rest der Welt putzte noch lange mit Steinen, Moos, Stroh, Blättern, Sand oder Mais­kolben sowie mit Lappen und Wollresten.

Im Westen waren alte Zeitungen üblich, bis Joseph Gayetty 1857 die Hygiene mit seinem „medizinischem Papier“ revolutionierte. Er vermarktete sein Produkt als gesündere Alternative zum „mit Druckerschwärze vergifteten“ Altpapier und zur Vorbeugung gegen Hämorrhoiden. Die ersten Toilettenpapierrollen wurden im späten 19. Jahrhundert produziert. Gerade in ärmeren Regionen oder in Krisenzeiten blieb Zeitungspapier noch bis weit ins 20. Jahrhundert in Gebrauch.

1935 brachte die Northern Tissue Company in den USA das erste „splitterfreie“ Toilettenpapier auf den Markt. Bis dahin mussten Nutzer immer noch damit rechnen, dass das Toilettenpapier Holzreste aus der Papierproduktion enthielt. Feuchtes Toilettenpapier ist noch recht jung: In Deutschland wurde es erstmals 1977 verkauft.

Mit und ohne Spülen

Der menschliche Erfindergeist hat eine Vielzahl von Toilettentypen hervorgebracht. Bei den modernen Wasserklosetts werden drei Typen unterschieden:

  • Flachspüler: Diese Bauart besitzt eine Stufe über dem Abfluss, sodass die Ausscheidungen nicht direkt ins Wasser plumpsen.
  • Tiefspüler: Hier landen die Ausscheidungen direkt im Wasser. Das bedeutet eine geringe Geruchsentwicklung, aber gelegentliche Wasserspritzer ans Gesäß.
  • Hocktoilette: Dieser Typ ist in Südeuropa, Asien und Nordafrika verbreitet. Er besteht aus einem flachen Becken am Boden mit einem Loch in der Mitte.

Daneben gibt es noch weitere Toilettenarten, die für spezielle Orte und Anforderungen konzipiert sind. Hierzu zählen unter anderem:

  • Vakuumtoilette, z. B. in Flugzeug, Schiff und Zug. Da die Ausscheidungen aufgesaugt werden, ist der Wasserverbrauch gering.
  • Chemietoilette, z. B. in Wohnmobil, Reisebus und Dixiklo. Hier werden die Fäkalien in einem Behälter mit Desinfektionsmittel zwischengelagert.
  • Komposttoilette, Trockentoilette, z. B. in Alpenhütten und Schrebergärten. Sie ist das umweltschonende Gegenstück zur Chemietoilette. Die Fäkalien landen in einem Behälter mit Stroh, Holzspänen oder Rindenmulch und verrotten. Der Kompost kann später als Dünger verwendet werden.
Komfort- und Diagnosefunktionen

Die sogenannten Hightech-Toiletten sind in der Regel Tiefspüler. Sie verfügen über Komfortfunktionen wie Wasserdüsen, um den Allerwertesten abzuspülen, und ein Warmluftgebläse, um ihn zu trocknen. Hierzulande sind solche Toiletten schon seit Jahrzehnten in Krankenhäusern und Pflegeheimen verbreitet.

Vorreiter in der Toiletten-Hochtechnologie sind jedoch die Japaner. So stellte das Unternehmen Toto im Jahre 2005 die intelligente Toilette vor, die nicht nur der Notdurft dient, sondern auch bestimmte Gesundheitswerte des Benutzers überwacht. So misst die neuste Generation unter anderem Urinzucker und -temperatur und funkt die Daten per WiFi an den Bedienterminal des Geräts. Über WiFi lassen sich zudem eine Waage und Blutdruckmanschette einbinden. So kann der Nutzer auch Blutdruck, Puls, Gewicht und Body-Mass-Index erfassen und über die Toilettensoftware auswerten.

Außerdem bieten die Hersteller intelligenter Toiletten Apps an, die die erhobenen Daten grafisch darstellen und Funktionen wie Sitzheizung und Spülung steuern. Einziger Wermutstropfen: Computerexperten warnen vor Sicherheitslücken in Hard- und Software. Über diese könnten sich Hacker aus der Nachbarschaft einklinken und die smarte Toilette fernsteuern.

Für mehr Lebensqualität

Im Jahre 1998 gründete der Unternehmer Jack Sim in Singapur eine Toilettenorganisation, um die Hygienesituation in seinem Land zu verbessern. Drei Jahre später weitete er sein Engagement auf internationaler Ebene aus und gründete die World Toilet Organisation (deutsch: Welttoilettenorganisation, WTO). Diese nicht-profitorientierte Organisation kämpft dafür, dass Staaten weltweit die sanitären Bedingungen ihrer Bürger verbessern. Ihre vier zentralen Argumente lauten:

  • Etwa 700.000 Kinder sterben jährlich infolge unsicherer Wasserversorgung und schlechter Sanitärbedingungen.
  • Viele Mädchen in Schwellenländern gehen nicht zur Schule, weil saubere und sichere Toiletten fehlen.
  • Schätzungsweise eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu einer Toilette und erleichtern sich daher im Freien.
  • Jeder Dollar, der in Wasserversorgung und Sanitäranlagen investiert wird, generiert acht Dollar Gewinn – unter anderem durch verbesserte Produktivität und geringere Kosten im Gesundheitssystem.

Der WTO-Gründungstag, der 19. November, ist gleichzeitig der Welttoilettentag. Dieses Datum soll die Aufmerksamkeit auf die Toilettenkrise in zahlreichen Ländern weltweit lenken.

Bedeutung der Abwasserentsorgung: Für Hygiene und Gesundheit muss auch die Entsorgung des Abwassers funktionieren. Nur so werden Grund- und Ober­flä­chen­wasser ausreichend vor un­ge­klär­tem Abwasser und Klär­schläm­men geschützt.

Bild: Lilifox/Fotolia