Positive und negative Effekte bei Arzneimitteln

Wirkungen und Nebenwirkungen

Arzneimittel lösen neben der erwünschten Wirkung auch unerwünschte Nebenwirkungen aus. Bei zeitgleicher Einnahme mehrerer Medikamente kann es zu einer gegenseitigen Beeinflussung kommen. 

In Kürze
Mehr als eine Wirkung
Es gibt praktisch kein Medikament, das – auch bei be­stim­mungs­ge­mäßem Gebrauch – keine Nebenwirkungen hat. Dies kann von kurzzeitigen Unpässlichkeiten bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen gehen.
Placebo und Nocebo
Wie gut ein Arzneimittel wirkt bzw. ob unerwünschte Effekte auftreten, hängt jedoch nicht nur vom Arzneimittel und seinen Inhaltsstoffen ab. 
Zu viel wird ungesund
Oft lässt sich eine Multimedikation nicht vermeiden, weil unterschiedliche Krankheiten behandelt werden müssen. Mit jedem zusätzlich angewendeten Arzneimittel steigt jedoch das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen.
Eine Frage des Alters
Viele Arzneimittel für Erwachsene sind für Kinder ungeeignet, weil der kindliche Organismus Wirkstoffe anders verarbeitet. Auch im Alter reagiert der Körper anders auf Medikamente als in jüngeren Jahren.
Arzneimittel sollen Krankheiten heilen und Beschwerden lindern. Es können jedoch auch Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen auftreten.
Wirkungen von Arzneimitteln
Arzneimittel sollen Krankheiten heilen und Beschwerden lindern. Es können jedoch auch Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen auftreten.
Arzneimittel sollen Krankheiten heilen und Beschwerden lindern. Durch die Arzneien können jedoch auch Nebenwirkungen oder – bei gleichzeitiger Einnahme mehrerer Medikamente – Wechselwirkungen auftreten. Und gerade bei Kindern, älteren Menschen oder Schwangeren ist bei der Verabreichung Vorsicht geboten. 
Stets dabei

Nebenwirkungen sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), die zusätzlich zur gewünschten Hauptwirkung auftreten.

Es gibt praktisch kein Medikament, das – auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch – keine Nebenwirkungen hat. Dies kann von kurzzeitigen Unpässlichkeiten bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen gehen. Häufig sind z. B. Hautausschläge, allergische Reaktionen, Magen-Darmoder Herz-Kreislauf-Störungen. 

Manchmal werden Nebenwirkungen sogar bewusst in Kauf genommen. So erhalten Kinder mit allergischem Hautausschlag beispielsweise bevorzugt Antihistaminika, die als Nebenwirkung müde machen, obwohl es bereits Antihistaminika ohne diese Nebenwirkung gibt. Auf diese Weise schlafen die Kinder besser und kratzen sich nicht so oft. 

Im Beipackzettel eines Arzneimittels finden sich alle bekannten Nebenwirkungen. Die lange Liste schreckt viele Patienten ab, sodass sie die Medikamente gar nicht erst anwenden. Die genannten Nebenwirkungen können, müssen aber nicht auftreten! Der Hersteller ist gesetzlich verpflichtet, alle bekannt gewordenen Nebenwirkungen anzuführen – und seien sie noch so selten. 

Psyche beeinflusst die Wirkung

Bei der Verordnung von Arzneimitteln wägt der Arzt sorgfältig Nutzen und Risiken verschiedener Präparate ab und entscheidet sich dann für jenes Mittel, das für den Patienten seiner Meinung nach am besten geeignet ist. Wie gut ein Arzneimittel wirkt bzw. ob unerwünschte Effekte auftreten, hängt jedoch nicht nur vom Arzneimittel und seinen Inhaltsstoffen ab. Auch der Placebo- und der Nocebo-Effekt können eine Rolle spielen: 

Vom Placebo-Effekt sprechen Mediziner, wenn schon die (zum Teil unbewusste) positive Erwartungshaltung des Patienten eine gesundheitliche Besserung bewirkt. Das kann allein durch ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zum behandelnden Arzt der Fall sein. Oder es ist die Aufmachung des Medikaments. So sprechen viele Patienten auf bunte Kapseln besser an, als auf kleine, weiße Tabletten – auch wenn in beiden der gleiche Wirkstoff steckt. Ebenso wird teuren Arzneien oft eine größere Heilkraft zugetraut als kostengünstigeren. 

Auch das „Gegenteil“ – der Nocebo-Effekt – ist möglich: Manche Nebenwirkungen werden nicht durch Inhaltsstoffe des Präparates, sondern durch eine negative Erwartungshaltung des Patienten ausgelöst. So kann die lange Liste an Nebenwirkungen im Beipackzettel Patienten so verunsichern, dass dadurch unerwünschte Reaktionen auf die Behandlung auftreten.

Vorsicht im Straßenverkehr

Statistiken zeigen, dass an drei bis zehn Prozent aller Unfälle im Straßenverkehr Arzneimittelwirkungen beteiligt sind. Die Einnahme bestimmter Medikamente (Schlaftabletten, Antidepressiva, Schmerzmittel etc.) kann die Wahrnehmung beeinträchtigen und zu Leistungsminderung oder Konzentrationsstörungen führen. Hierdurch kann die Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr – bzw. im weiteren Sinne die Sicherheit bei der Bedienung von Maschinen – eingeschränkt werden. 

Wie stark die Beeinträchtigungen sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. von Alter, Geschlecht, Gewicht und Körpergröße, und kann von Patient zu Patient variieren. Ein wichtiger Effekt ist der sogenannte Overhang: Medikamente wirken noch Stunden nach der Einnahme. Das bedeutet z. B. im Falle von Schlafmitteln, die erst spät in der Nacht eingenommen wurden, dass sie am Morgen bei der Fahrt zur Arbeit noch nachwirken und das Reaktionsvermögen beeinflussen.

Beachten Sie daher einen entsprechenden Warnhinweis auf dem Beipackzettel.

Gegenseitige Wirkungsbeeinflussungen 
Wechselwirkung von Medikamenten

Bei zeitgleicher Anwendung von zwei oder mehr Arzneimitteln kann es zu einer gegenseitigen Wirkungsbeeinflussung kommen.

Möglich sind sowohl Wirkungsabschwächungen als auch Wirkungsverstärkungen. So kann Johanniskraut (pflanzliches Antidepressivum) die Wirkung von Verhütungsmitteln, Digoxin (Herzmittel) und vielen anderen Arzneimitteln verringern. Umgekehrt kann sich die blutdrucksenkende Wirkung einiger Bluthochdruckmittel bei gleichzeitiger Gabe bestimmter Antidepressiva (MAO-Hemmer) verstärken. Ihr Arzt und Ihr Apotheker wissen das und berücksichtigen die bekannten Wechselwirkungen bei der Verordnung und der Dosierempfehlung. 

Passen meine Medikamente zusammen?

In vielen Fällen wissen Ihr Arzt oder Ihr Apotheker, welche Präparate kombiniert werden können und bei welchen das eher kritisch ist. Wechselwirkungen unter verschiedenen Medikamenten sind mannigfaltig und werden um ein Vielfaches mehr, je mehr Präparate gleichzeitig eingenommen werden. Manche Apotheker können über eine spezielle Software prüfen, ob für ein von Ihnen gewünschtes Arzneimittel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder mit Nahrungsmitteln bekannt sind. Fragen Sie Ihren Apotheker bei Bedarf danach. Auch Online-Apotheken bieten ihren Kunden oft diesen Service an. Bei unserem Kooperationspartner, der Shop-Apotheke, erhalten Sie eine umfassende Wechselwirkungsprüfung.

Vorsicht bei Zitrusfrüchten, Milch und Alkohol 
Wechselwirkung mit Nahrungs- und Genussmitteln
  • Auch Nahrungs- und Genussmittel können mit Arzneimitteln in Wechselwirkung treten. Die wichtigsten Vertreter nennen wir Ihnen hier. Während der Behandlung mit Arzneimitteln, die Sie einnehmen (Tabletten, Tropfen u. a.), sollten Sie auf diese Lebensmittel verzichten oder Ihren Arzt/Apotheker vorher um Rat fragen. 
  • Grapefruit (als Frucht, Saft etc.) hemmt den Abbau vieler über den Mund aufgenommener Arzneimittel; damit nimmt deren Wirkung zu. Aber auch der gegenteilige Effekt ist bekannt – wenn auch deutlich seltener. Gleiches gilt oft auch für andere Zitrusfrüchte. 
  • Die vielen Kalzium- und Magnesium-Ionen in Milchprodukten und einigen Mineralwässern bilden mit manchen Arzneistoffen schwer lösliche Komplexe, die der Körper nicht oder nur schwer verwerten kann. Das gilt etwa für einige Antibiotika, Osteoporose-Medikamente (wie Bisphosphonate) und Eisenpräparate. Medikamente und kalzium-/ magnesiumreiche Lebensmittel sollten Sie daher in einem Zeitabstand von ein bis zwei Stunden zu sich nehmen. Schlucken Sie außerdem Arzneimittel mit stillem Wasser und nicht mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser hinunter. 
  • Alkohol kann die Wirkung vieler Arzneimittel verändern und die Nebenwirkungen verstärken (z. B. bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln). Umgekehrt hemmen manche Arzneimittel den Abbau von Alkohol in der Leber, so etwa einige Antibiotika und Mittel gegen Pilzinfektionen. In der Folge verbleibt der Alkohol länger im Blut. Medikamente können jedoch auch eine sogenannte Alkoholintoleranz auslösen. Dann kann bereits der Verzehr von kleinen Alkoholmengen Unverträglichkeitsreaktionen wie Erbrechen, Atemnot und Herzrasen hervorrufen. Sie sollten Alkohol daher während einer Behandlung mit Arzneimitteln gar nicht oder nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker konsumieren. 

Passen meine Medikamente zusammen?

In vielen Fällen wissen Ihr Arzt oder Ihr Apotheker, welche Präparate kombiniert werden können und bei welchen das eher kritisch ist. Wechselwirkungen unter verschiedenen Medikamenten sind mannigfaltig und werden um ein Vielfaches mehr, je mehr Präparate gleichzeitig eingenommen werden. Manche Apotheker können über eine spezielle Software prüfen, ob für ein von Ihnen gewünschtes Arzneimittel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder mit Nahrungsmitteln bekannt sind. Fragen Sie Ihren Apotheker bei Bedarf danach. Auch Online-Apotheken bieten ihren Kunden oft diesen Service an. Bei unserem Kooperationspartner, der Shop-Apotheke, erhalten Sie eine umfassende Wechselwirkungsprüfung.

Ein Patient, viele Medikamente

Bei der Anwendung bzw. Verordnung verschiedener Arzneimittel gegen mehrere Erkrankungen sprechen Mediziner von Multimedikation. 

Dabei ist es unerheblich, ob Sie die Medikamente frei kaufen oder verordnet bekommen. Mit jedem zusätzlich angewendeten Arzneimittel steigt das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen, da Medikamente sich gegenseitig beeinflussen und im Stoffwechsel miteinander konkurrieren können. 

Oft lässt sich eine Multimedikation nicht vermeiden, weil unterschiedliche Krankheiten behandelt werden müssen. Sie sollte jedoch so weit wie möglich reduziert werden. Dazu ist es wichtig, dass Ihre Ärzte über alle von Ihnen eingenommenen Medikamente Bescheid wissen.

Mit Arzt oder Apotheker besprechen

Viele Medikamente, die eine Schwangere einnimmt, gelangen über die Plazenta in den Kreislauf des ungeborenen Kindes und entfalten auch dort ihre Wirkung. Bestimmte Arzneimittel können auf diese Weise die Entwicklung und das Wachstum des Kindes beeinflussen. Manche Antibiotika führen z. B. zu einer Veränderung des Hörnervs und können damit Ursache einer Schwerhörigkeit sein. 

Schwangere sollten deshalb vor jeder Medikamenteneinnahme mit einem Arzt oder Apotheker sprechen. Diese können abwägen, ob Medikamente zur Behandlung von Beschwerden notwendig sind und wenn ja, welche Präparate infrage kommen.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

Viele Arzneimittel gibt es für Kinder in speziellen Darreichungsformen, z. B. Tropfen, Saft oder Zäpfchen. Oft sind flüssige Arzneimittel mit Geschmacksstoffen versehen. Das soll ihnen die Medizin schmackhaft und den Eltern das Verabreichen einfacher machen. Damit Kinder sich deshalb aber nicht selbst bedienen, z. B. am leckeren Hustensaft, sollten Arzneimittel immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. 

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Viele Arzneimittel für Erwachsene sind für Kinder ungeeignet. Der kindliche Organismus verarbeitet Wirkstoffe anders als der eines Erwachsenen. Eltern sollten ihren Kindern keine Medikamente geben, ohne zuvor mit einem Arzt oder Apotheker gesprochen zu haben. Diese können die Dosis eines Arzneimittels richtig bestimmen und an die Größe und das Gewicht eines Kindes anpassen.

Der Körper reagiert anders

Auch im Alter ist ein besonderes Augenmerk auf die Einnahme von Arzneimitteln zu legen. Denn auch im Alter reagiert der Körper anders auf Medikamente als in jüngeren Jahren. Ein Grund dafür ist, dass die Nierenfunktion nachlässt und der Fremdstoffabbau in der Leber verlangsamt ist. Solche normalen Veränderungen im alternden Körper führen oft zu einer stärkeren und längeren Wirkung von Arzneimitteln. Deswegen müssen Medikamente bei älteren Menschen meist niedriger dosiert werden als bei jüngeren Patienten. 

Hinzu kommt, dass in dieser Altersgruppe oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig bestehen (Multimorbidität) und daher verschiedene Arzneimittel zugleich benötigt werden (wie blutdrucksenkende und harntreibende Mittel und Herzmedikamente). Befragungen haben ergeben: 40 Prozent der über 65-jährigen Patienten nehmen durchschnittlich fünf verschiedene Medikamente am Tag ein. 

In der sogenannten PRISCUS-Liste haben Experten potenziell im Alter ungeeignete Arzneistoffe zusammengefasst und schlagen geeignete Therapiealternativen vor. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe aus verschiedenen Arzneistoffklassen wie Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Antibiotika, Blutgerinnungshemmer, blutdrucksenkende Mittel und Mittel gegen Herzrhythmusstörungen. Die Liste soll Ärzten als Entscheidungshilfe bei der Therapieplanung für ältere Patienten dienen und mögliche Risiken reduzieren.  

Auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung können Sie die Broschüre Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet? mit der aktuellen PRISCUS-Liste herunterladen bzw. bestellen.

Bilder: Titelbild - Goffkein/Adobe Stock; Neun aufregende Monate - Antonioguillem/Adobe Stock; Broschüre Arzneimittel - Andrey Shell/Adobe Stock