Tipps für Heuschnupfen-Geplagte

In Kürze
- Viele Allergiker. Über 13 Millionen Deutsche leiden an Heuschnupfen. Bei etwa vier von fünf Pollenallergikern verbessert eine Hyposensibilisierung die Symptome.
- Typische Symptome: Die Pollenallergene provozieren die Immunabwehr bei den Betroffenen. Dies kann unter anderem tränende Augen, Fließschnupfen und asthmatische Beschwerden verursachen.
- Gegenmaßnahmen: Pollenflugkalender und -warndienste helfen, den Kontakt mit dem Blütenstaub zu vermeiden. Zudem lässt sich die Pollendichte in Wohnung, Büro und Auto mit einfachen Mitteln verringern.
- Behandlung: Die unmittelbaren Symptome lassen sich mit Augentropfen und Nasenspray bekämpfen. In schweren Fällen kann Kortison helfen. Eine erfolgreiche Desensibiliserung ist langwierig.

Fast reizfrei

Heuschnupfen erkennen
Pollenallergiker und Allergikerinen reagieren auf eigentlich harmlose Stoffe, sogenannte Allergene. Allerdings wirken sich die Pollen auf die Schleimhäute, die Augen und die Atemwege aus. Die Pollenallergene provozieren die Immunabwehr bei den Betroffenen. Dies kann je nach Schweregrad der Allergie unter anderem zu folgenden Beschwerden führen:
Wer die Allergie ignoriert, riskiert, dass sich die Beschwerden auf Dauer verschlimmern.
Kurze Vorwarnzeit
Am wichtigsten ist es, den Kontakt mit Allergie auslösendem Blütenstaub zu vermeiden. Dazu müssen Sie aber wissen:
Besorgen Sie sich dazu am besten einen Pollenflugkalender Ihrer Region, erhältlich in jeder Apotheke, und verfolgen Sie die Pollenwarndienste in Radio, Zeitung oder Internet.
Der Deutsche Wetterdienst erstellt tagesaktuelle Pollenflugvorhersagen für die acht allergologisch wichtigsten Blütenpollen Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia. Rund 95 Prozent der Pollenallergiker reagieren auf eine oder mehrere dieser Arten. Die täglichen Pollenfluginformationen sind wichtig, da die Blühperioden jährlich schwanken und die Pollendichte stark von der Witterung abhängt.
Der Vorteil: Sie können nicht nur Pollenbrennpunkte meiden, sondern auch Ihre Heuschnupfenmedikamente gezielter einsetzen.
Kreuzallergien
Pollenallergiker reagieren häufig auch auf verwandte pflanzliche Nahrungsmittel. So verträgt jeder zweite Birkenpollen-Allergiker keine Nüsse, Mandeln und rohes Stein- oder Kernobst. Dieses Phänomen wird pollenassoziierte Lebensmittelallergie (OAS) genannt. Typische Symptome sind Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder Blähungen.
Betroffene sollten so konsequent wie möglich Lebensmittel meiden, die ihnen nicht bekommen. Vor allem in den Wochen vor der Heuschnupfensaison ist es zusätzlich hilfreich, viel Tee und Wasser zu trinken.
Praktische Tipps für daheim, Büro und Auto
Mit folgenden Maßnahmen können Sie die Pollendichte in Wohnung, Büro und Auto spürbar verringern:
Allergieverstärker meiden
Nicht nur Umweltschadstoffe, auch diverse Inhaltsstoffe in Genussmitteln, Kosmetika etc. können allergische Beschwerden verstärken.
Verzichten Sie daher bei Heuschnupfen auf alkoholhaltige Getränke. Zum einen hemmt Alkohol den Abbau von Histamin, das eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen spielt. Zum anderen enthalten die meisten alkoholhaltigen Getränke Histamin, Spitzenreiter sind hierbei Rotweine, Champagner und obergärige Biere.
Meiden Sie möglichst inhalierbare Schadstoffe, die allergische Beschwerden verstärken können, wie Zigarettenrauch, gechlortes Wasser, Feinstaub oder Ozon. Letzteres ist nicht nur ein Produkt der Luftverschmutzung und Sommerhitze, sondern entsteht unter anderem auch während des Betriebs alter Laserdrucker und Fotokopierer.
Ungünstig für Pollenallergiker sind alle kosmetischen Produkte (Deos, Cremes, Lotionen etc.) die Inhaltsstoffe von Pflanzen enthalten, auf die Betroffene allergisch sind oder sein könnten – Stichwort Kreuzallergien. Darüber hinaus können ätherische Öle und Duftstoffe nicht nur die Haut, sondern auch die Schleimhäute der Atemwege reizen und somit allergische Reaktionen fördern.
Pollen entfliehen und Urlaub machen
Es bietet sich zudem an, in der Zeit zu verreisen, in der die Heimatluft Ihre Atemwege am stärksten reizt. Das Urlaubsziel sollte dementsprechend frei von Ihrem Heuschnupfenauslöser sein. Manche Ziele garantieren sogar Pollenfreiheit:
Behandlung
Sind die Allergiesymptome deutlich spürbar, sollten Sie schnell etwas dagegen unternehmen. Zum einen sind die Symptome nicht nur lästig, Betroffene schlafen dadurch auch schlechter und sind weniger leistungsfähig. Zum anderen besteht bei Heuschnupfen die Gefahr des sogenannten „Etagenwechsels“. Das bedeutet, dass zu Beschwerden an Nase, Augen oder Ohren noch Asthma hinzukommt. Dies sollte man durch eine geeignete und konsequente Therapie auf alle Fälle zu vermeiden versuchen.
Zur Symptombekämpfung eignen sich Augentropfen und antiallergene Nasensprays. Häufig wird Calcium, etwa als Brausetablette, zur Linderung von Beschwerden empfohlen. Allerdings wirkt Calcium nach wissenschaftlichem Kenntnissstand nicht gegen Allergien.
Achtung: Nehmen Sie nicht auf eigene Faust hochdosiertes Calcium, ohne zuvor Ihren Arzt bzw. Ärztin zu konsultieren: Beispielsweise ist bei bestimmten Nierenkrankheiten Vorsicht geboten, oder bei Kombination mit anderen Medikamenten.
Gegen starke Allergiebeschwerden verordnen Ärzte Kortison, insbesondere wenn andere Mittel nicht mehr ausreichend helfen. Die Sorge vor Nebenwirkungen ist bei einer einmaligen oder kurzzeitigen Gabe kaum begründet. Gerade als Nasenspray hat es sich bewährt. Ob im Einzelfall etwas gegen Kortison spricht, müssen Betroffene aber in jedem Fall von seinem behandelnden Arzt bzw. Ärztin abklären lassen.
Desensibilisierung
Die Desensibilisierung ist die einzige Therapieform, die die Pollenallergie von Grund auf behandelt und nicht nur Symptome beseitigt. Seit einiger Zeit können mit Hilfe der molekularen Allergiediagnostik die Allergenbestandteile, auf die man reagiert, präziser bestimmt werden. Damit ist auch eine individuellere Desensibilisierung im Rahmen der spezifischen Immuntherapie möglich.
Interessant ist eine Desensibilisierung vor allem für Betroffene, die nicht vor den Pollen flüchten können oder bei denen sich die Therapie sich als schwierig erweist. Die Wirksamkeit ist über Studien inzwischen gut belegt. Der Haken an der Desensibilisierung ist die lange Therapiedauer: Man muss mindestens drei Jahre konsequent am Ball bleiben. Das erfordert viel Disziplin.