Erleichterung für Pollen­allergiker

Tipps für Heu­schnupfen-Geplagte

Heu­schnupfen bedeutet oft monate­lange Beschwerden. Wer als allergische Person auf eine Hypo­sensibilisierung nicht anspricht, kann den Pollen auch auf anderen Wegen ein Schnippchen schlagen.

In Kürze
Viele Allergiker
Über 13 Millionen Deutsche leiden an Heu­schnupfen. Bei etwa vier von fünf Pollen­allergikern verbessert eine Hypo­sensibilisierung die Symptome.
Typische Symptome
Die Pollen­allergene provozieren die Immun­abwehr bei den Betroffenen. Dies kann unter anderem tränende Augen, Fließ­schnupfen und asthmatische Beschwerden verursachen.
Gegenmaßnahmen
Pollen­flug­kalender und -warndienste helfen, den Kontakt mit dem Blüten­staub zu vermeiden. Zudem lässt sich die Pollen­dichte in Wohnung, Büro und Auto mit einfachen Mitteln verringern.
Behandlung
Die unmittelbaren Symptome lassen sich mit Augen­tropfen und Nasen­spray bekämpfen. In schweren Fällen kann Kortison helfen. Eine erfolgreiche De­sensibiliserung ist lang­wierig.
Chance für Allergiker & Allergikerinnen
Heu­schnupfen (Pollinosis) klingt harmlos. Doch für Betroffene bedeutet es teils monate­lange Beschwerden – und das jedes Jahr. Der Deutsche Allergie- und Asthma­bund schätzt, dass über 13 Millionen Deutsche an Heu­schnupfen leiden. Bei etwa vier von fünf Pollen­allergikern verbessert eine Hypo­sensibilisierung die Symptome. Wer darauf nicht anspricht oder darauf verzichtet, muss in schweren Fällen Kortison­präparate an­wen­den und trägt ein erhöhtes Asthma­risiko. Jedoch gibt es auch andere Wege, den Pollen ein Schnippchen zu schlagen.
Typische Symptome

Pollenallergiker und Allergikerinen reagieren auf eigentlich harmlose Stoffe, sogenannte Allergene. Allerdings wirken sich die Pollen auf die Schleimhäute, die Augen und die Atemwege aus. Die Pollenallergene provozieren die Immunabwehr bei den Betroffenen. Dies kann je nach Schweregrad der Allergie unter anderem zu folgenden Beschwerden führen:

  • Augen: Tränen, Jucken, rote Augen, geschwollene Bindehäute
  • Nase: Jucken, Niesreiz, Fließschnupfen oder verstopfte Nase
  • Atemwege: Kratzen im Hals, Husten, Schleimbildung, geschwollene Schleimhäute, Atemnot, Asthma bronchiale
  • Haut: Rötung, Quaddeln, Juckreiz
  • Allgemein: eingeschränktes Geschmacks- und Geruchsempfinden, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen

Wer die Allergie ignoriert, riskiert, dass sich die Beschwerden auf Dauer verschlimmern.

Vorher­sage nutzen

Am wichtigsten ist es, den Kontakt mit Allergie auslösendem Blütenstaub zu vermeiden. Dazu müssen Sie aber wissen:

  • Auf welche Pflanzenarten reagieren Sie allergisch?
  • Wo und wann fliegen diese Pollen – und in welcher Konzentration?

Besorgen Sie sich dazu am besten einen Pollenflugkalender Ihrer Region, erhältlich in jeder Apotheke, und verfolgen Sie die Pollenwarndienste in Radio, Zeitung oder Internet.

Der Deutsche Wetterdienst erstellt tagesaktuelle Pollenflugvorhersagen für die acht allergologisch wichtigsten Blütenpollen Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia. Rund 95 Prozent der Pollenallergiker reagieren auf eine oder mehrere dieser Arten. Die täglichen Pollenfluginformationen sind wichtig, da die Blühperioden jährlich schwanken und die Pollendichte stark von der Witterung abhängt.

Der Vorteil: Sie können nicht nur Pollenbrennpunkte meiden, sondern auch Ihre Heuschnupfenmedikamente gezielter einsetzen.

Kreuzallergien

Pollenallergiker reagieren häufig auch auf verwandte pflanzliche Nahrungsmittel. So verträgt jeder zweite Birkenpollen-Allergiker keine Nüsse, Mandeln und rohes Stein- oder Kernobst. Dieses Phänomen wird pollenassoziierte Lebensmittelallergie (OAS) genannt. Typische Symptome sind Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder Blähungen.

Betroffene sollten so konsequent wie möglich Lebensmittel meiden, die ihnen nicht bekommen. Vor allem in den Wochen vor der Heuschnupfensaison ist es zusätzlich hilfreich, viel Tee und Wasser zu trinken.

Pollen­dichte verringern

Mit folgenden Maßnahmen können Sie die Pollendichte in Wohnung, Büro und Auto spürbar verringern:

  • Lüften Sie bei starkem Pollenflug nur kurz und zur richtigen Uhrzeit. In ländlichen Gebieten ist die Luft abends am wenigsten belastet. In der Stadt erreicht die Pollenbelastung in der Regel zwischen sechs und acht Uhr morgens ihr Minimum. Am reinsten ist die Luft zudem nach einem kräftigen Regenschauer.
  • Pollenschutzgitter halten 90 bis 100 Prozent des Blütenstaubs bei geöffnetem Fenster draußen. Die Lichtdurchlässigkeit ist jedoch je nach Produkt unterschiedlich.
  • Verwenden Sie einen Staubsauger, der über einen HEPA-Filter (High Efficency Particulate Air Filter) verfügt. Damit befreien Sie Wohnung und Auto von Pollen. Denken Sie auch daran, dass der Filter von Zeit zu Zeit gewechselt werden muss.
  • Schleppen Sie möglichst wenig Pollen in Ihr Schlafzimmer ein. Legen Sie also Ihre Kleidung in einem anderen Raum ab und spülen Sie Ihre Haare mit Wasser aus, bevor Sie ins Bett gehen.
  • Trocknen Sie während Ihrer Heuschnupfenzeit die Wäsche in der Wohnung.
  • Verwenden Sie für die Lüftung oder die Klimaanlage Ihres Autos Pollenfilter. Damit bleibt der Innenraum weitgehend reizfrei. Derartige Filter müssen nach spätestens 30.000 Kilometern ausgetauscht werden.
Alkohol, Kosmetik und Schad­stoffe

Nicht nur Umweltschadstoffe, auch diverse Inhaltsstoffe in Genussmitteln, Kosmetika etc. können allergische Beschwerden verstärken.

Verzichten Sie daher bei Heuschnupfen auf alkoholhaltige Getränke. Zum einen hemmt Alkohol den Abbau von Histamin, das eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen spielt. Zum anderen enthalten die meisten alkoholhaltigen Getränke Histamin, Spitzenreiter sind hierbei Rotweine, Champagner und obergärige Biere.

Meiden Sie möglichst inhalierbare Schadstoffe, die allergische Beschwerden verstärken können, wie Zigarettenrauch, gechlortes Wasser, Feinstaub oder Ozon. Letzteres ist nicht nur ein Produkt der Luftverschmutzung und Sommerhitze, sondern entsteht unter anderem auch während des Betriebs alter Laserdrucker und Fotokopierer.

Ungünstig für Pollenallergiker sind alle kosmetischen Produkte (Deos, Cremes, Lotionen etc.) die Inhaltsstoffe von Pflanzen enthalten, auf die Betroffene allergisch sind oder sein könnten – Stichwort Kreuzallergien. Darüber hinaus können ätherische Öle und Duftstoffe nicht nur die Haut, sondern auch die Schleimhäute der Atemwege reizen und somit allergische Reaktionen fördern.

Ziele für Allergiker

Es bietet sich zudem an, in der Zeit zu verreisen, in der die Heimatluft Ihre Atemwege am stärksten reizt. Das Urlaubsziel sollte dementsprechend frei von Ihrem Heuschnupfenauslöser sein. Manche Ziele garantieren sogar Pollenfreiheit:

  • Bei Segeltörns oder Kreuzfahrten auf hoher See werden Sie nur selten mit Blütenstaub konfrontiert.
  • Küstenluft ist pollenarm, sofern der Wind überwiegend landeinwärts weht.
  • In Höhenlagen über 1.500 Meter sind die Blütezeiten kürzer, aber intensiver. Ab Juli verirrt sich kaum noch Blütenstaub in mehr als 2.000 Meter Höhe.
  • Bei Inseln auf hoher See, die zudem eine andere Vegetation als Deutschland haben, sind Sie in der Regel vor Ihrem Pollenallergen sicher. Es lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass Sie gegen eine der Inselpflanzen allergisch sind oder nach wiederholtem Inselurlaub allergisch werden.
  • Falls Sie in einer anderen Klimazone oder auf der Südhalbkugel Urlaub machen, können Sie ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihrem Heuschnupfenauslöser entfliehen.
Nasen­spray und Cortison

Sind die Allergiesymptome deutlich spürbar, sollten Sie schnell etwas dagegen unternehmen. Zum einen sind die Symptome nicht nur lästig, Betroffene schlafen dadurch auch schlechter und sind weniger leistungsfähig. Zum anderen besteht bei Heuschnupfen die Gefahr des sogenannten „Etagenwechsels“. Das bedeutet, dass zu Beschwerden an Nase, Augen oder Ohren noch Asthma hinzukommt. Dies sollte man durch eine geeignete und konsequente Therapie auf alle Fälle zu vermeiden versuchen.

Zur Symptombekämpfung eignen sich Augentropfen und antiallergene Nasensprays. Häufig wird Calcium, etwa als Brausetablette, zur Linderung von Beschwerden empfohlen. Allerdings wirkt Calcium nach wissenschaftlichem Kenntnissstand nicht gegen Allergien.

Achtung: Nehmen Sie nicht auf eigene Faust hochdosiertes Calcium, ohne zuvor Ihren Arzt bzw. Ärztin zu konsultieren: Beispielsweise ist bei bestimmten Nierenkrankheiten Vorsicht geboten, oder bei Kombination mit anderen Medikamenten.

Gegen starke Allergiebeschwerden verordnen Ärzte Kortison, insbesondere wenn andere Mittel nicht mehr ausreichend helfen. Die Sorge vor Nebenwirkungen ist bei einer einmaligen oder kurzzeitigen Gabe kaum begründet. Gerade als Nasenspray hat es sich bewährt. Ob im Einzelfall etwas gegen Kortison spricht, müssen Betroffene aber in jedem Fall von seinem behandelnden Arzt bzw. Ärztin abklären lassen.

Langzeit-Lösung

Die Desensibilisierung ist die einzige Therapieform, die die Pollenallergie von Grund auf behandelt und nicht nur Symptome beseitigt. Seit einiger Zeit können mit Hilfe der molekularen Allergiediagnostik die Allergenbestandteile, auf die man reagiert, präziser bestimmt werden. Damit ist auch eine individuellere Desensibilisierung im Rahmen der spezifischen Immuntherapie möglich.

Interessant ist eine Desensibilisierung vor allem für Betroffene, die nicht vor den Pollen flüchten können oder bei denen sich die Therapie sich als schwierig erweist. Die Wirksamkeit ist über Studien inzwischen gut belegt. Der Haken an der Desensibilisierung ist die lange Therapiedauer: Man muss mindestens drei Jahre konsequent am Ball bleiben. Das erfordert viel Disziplin.

Bilder: Heuschnupfen-Tipps - hjschneider/Shutterstock; Fast reizfrei - Frank/Fotolia