Dauerproblem

Immer erreichbar

Jeder Mensch benötigt Entspannungsphasen, in denen der Geist zur Ruhe kommen kann. Fehlen diese, geht dies mit der Zeit an die Substanz.

In Kürze
Globalisierung
Die Globalisierung zwingt viele Menschen, digitale Kommunikationskanäle zu nutzen, z. B. wenn sie berufsbedingt umziehen müssen und fern von Familie und Freunden leben.
Stress
Mittel- bis langfristig macht der negative Stress die Betroffenen verwundbarer für psychische Probleme, die bis zur Depression oder einer Suchtstörung führen können.
Zeitkiller Smartphone
Während die durchschnittliche Nutzung des Smartphones bei 2,1 Stunden täglich liegt, ist mehr als jeder Vierte der 18- bis 29-Jährigen sogar länger als vier Stunden pro Tag online.
Wie kann man aus dem Hamsterrad ausbrechen und zur Ruhe kommen?
Zur Ruhe kommen
Wie kann man aus dem Hamsterrad ausbrechen und zur Ruhe kommen?
Sind Sie beruflich oder privat ständig erreichbar? Fühlen Sie sich getrieben, auf Anrufe, E-Mails, Beiträge in sozialen Medien schnell zu reagieren? Ihre Allianz Gesundheitswelt erklärt Ihnen, welche Gefahren die ständige Erreichbarkeit in sich birgt und wie Sie aus dem Hamsterrad ausbrechen und zur Ruhe kommen.
Sinnvollen Umgang erlernen
Wir leben in einer Zeit großer gesellschaftlicher, technologischer und wirtschaftlicher Veränderungen. Die Digitalisierung schafft immer neue und schnellere Kommunikationsmöglichkeiten, deren sinnvollen Umgang wir erlernen müssen. Zum Beispiel herrschte in den 1980er-Jahren der Konsens, nach acht Uhr abends nur im Notfall anzurufen. Heutzutage versenden und empfangen wir mehr oder weniger wichtige Botschaften rund um die Uhr – sei es über Facebook, Twitter, E-Mail, WhatsApp oder SMS.
Globalisierung und Individualisierung
Die Globalisierung zwingt viele Menschen, die Kommunikationskanäle zu nutzen, beispielsweise wenn sie berufsbedingt umziehen müssen und fern von Familie und Freunden leben. Hinzu kommt eine steigende Individualisierung. Dank der Sozialsysteme sind wir weniger abhängig vom Elternhaus. Jeder kann sein Leben nach seinem Gusto gestalten und das „Risiko“ eingehen, einen Beruf fern der Familie anzunehmen – auch gegen den Willen der Eltern.
Ständig am Smartphone

Nicht selten fordern Arbeitgeber oder Führungskräfte, dass man „notfalls“ per E-Mail oder Handy erreichbar ist und auch schnell reagiert. Dementsprechend kann die ständige Erreichbarkeit beruflichen Stress in der Freizeit ausüben.

Dank digitaler Medien lassen sich aber auch private Kontakte einfach über große Entfernungen pflegen. Dadurch entsteht natürlich auch eine Erwartungshaltung von Freunden und Verwandten, dass man auf Anfragen reagiert und sich regelmäßig rührt. Außerdem scheinen sich viele in einer Art Wettstreit mit ihren Facebook-Freunden zu befinden. Ganz nach dem Motto: Ich lebe einen Traum.

Das kann dazu führen, dass die Betroffenen schlichtweg nicht mehr zur Ruhe kommen, weil sie in ihrer Freizeit ständig E-Mail, Facebook, WhatsApp und Co. checken.

Eine Studie im Auftrag von Telefónica Deutschland ergab 2019:  Während die durchschnittliche Nutzung des Smartphones bei 2,1 Stunden täglich liegt, ist mehr als jeder Vierte der 18- bis 29-Jährigen (27 Prozent) sogar länger als vier Stunden pro Tag online.

Anfälliger für gesundheitliche Probleme

Jeder Mensch benötigt Entspannungsphasen, in denen der Geist zur Ruhe kommen kann. Fehlen diese, geht dies mit der Zeit an die Substanz. Es stellen sich Konzentrationsprobleme ein bis hin zur Vergesslichkeit. Die Betroffenen finden unter anderem seltener erholsamen Schlaf, fühlen sich erschöpft oder sind reizbar.

Mittel- bis langfristig macht der negative Stress die Betroffenen verwundbarer für psychische Probleme, die bis zur Depression oder einer Suchtstörung führen können.

Analoge Kommunikation: Wer mit Menschen unmittelbar interagiert, die ihm wirklich wichtig sind, und von denen er Wertschätzung erfährt, der baut Stress ab. Kein virtueller Facebook-Kontakt kann einer echten Freundschaft diesbezüglich das Wasser reichen. Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen, das unmittelbaren Kontakt zu seinesgleichen braucht.

Beruflich und privat Grenzen setzen
  • Als Betroffener sollten Sie sich zuerst überlegen, was Sie überhaupt wollen. Fragen Sie sich: Welche Freunde sind mir wichtig? Welche beruflichen und privaten Ziele will ich erreichen? Wie wichtig ist meine Aktivität in sozialen Medien für meine Ziele?
  • Sobald Sie sich darüber im Klaren sind, müssen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Kommunikationsverhalten bzw. Leben übernehmen und klare Grenzen setzen.
  • Definieren Sie mit Ihrem Arbeitgeber exakte Zeiten für die Erreichbarkeit. Zeigt sich dieser uneinsichtig, sollten Sie sich innerbetriebliche Unterstützung holen oder müssen im Worst Case Konsequenzen ziehen. Das reicht von der Karriereentscheidung über eine Arbeitszeitveränderung bis im schlimmsten Fall zum Arbeitgeberwechsel.
  • Was die private Seite anbelangt, vereinbaren Sie mit Ihren engen Freunden und Verwandten bestimmte Kommunikationsregeln. Diese könnten so zum Beispiel lauten: E-Mails werden spätestens nach einer Woche beantwortet, SMS oder WhatsApp-Nachrichten nach einem Tag. Keine Anrufe nach 21 Uhr. Sonntags eher nicht. Notfälle ausgenommen, usw.
In Krisensituationen gesund bleiben
  • In so einem Umfeld können Sie sich fallen lassen und müssen niemand etwas beweisen. Wenn Sie persönliche oder berufliche Probleme haben, brauchen Sie Ihre Familie und engsten Freunde, die Sie auffangen und in den Arm nehmen. Diese Ressourcen helfen Ihnen, in Krisensituationen seelisch gesund zu bleiben.
  • Verbringen Sie also mehr persönliche Zeit mit engen Freunden und teilen Sie mit diesen Freud und Leid.
  • Ihren weiteren, virtuellen Freundeskreis sollten Sie dagegen nur pflegen, wenn Sie dazu Zeit finden, um sich Freiräume für Ihre Entspannung zu schaffen. Facebook-Likes und Klicks sollten Freude machen und keinen Zusatzdruck aufbauen, und Follower sind eigentlich nur wertvoll für Selbstvermarkter und Prominente.
Bild: cunaplus/Adobe Stock