Wie widerstandsfähig sind wir?

Krisenfest

Resilienz ist die Fähigkeit, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und persönlicher Krisen positiv zu entwickeln.

In Kürze
Resilienz hilft
Studien belegen, dass resiliente Menschen selten psychische Störungen und Krankheiten entwickeln.
Verletzlichkeit
Vulnerabilität beschreibt das Phänomen, dass manche Menschen überdurchschnittlich anfällig sind  für psychische Probleme.
Hausarzt aufsuchen
Mutmaßliche psychischen Beschwerden wie Angst, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit können auch ernsthafte organische Ursachen haben. Daher zuerst Hausarzt aufsuchen.
Resilienz ist die Fähigkeit, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und persönlicher Krisen positiv zu entwickeln.
Krisen durchstehen
Resilienz ist die Fähigkeit, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und persönlicher Krisen positiv zu entwickeln.
Jeder Mensch muss im Laufe seines Lebens Schicksalsschläge – etwa einen Todesfall in der Familie – und andere Krisen durchstehen. Inwieweit diese negativen Einflüsse unserer seelischen Gesundheit schaden, hängt insbesondere von unserer psychischen Widerstandsfähigkeit ab.
Krisenfest
Die sogenannte Resilienz beschreibt die Fähigkeit, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und persönlicher Krisen positiv zu entwickeln. Studien belegen, dass resiliente Menschen selten psychische Störungen und Krankheiten entwickeln.

Nach bisherigem Erkenntnisstand hängt die Resilienz eines Menschen sowohl von seinen Genen als auch von seinen Lebensumständen ab. Die Weichen werden hierbei schon in der frühen Kindheit gestellt. Positive Faktoren in jungen Jahren sind insbesondere:

  • sozial engagierte Eltern
  • Eltern und ältere Geschwister, die Wert auf Bildung als Selbstzweck legen
  • Eltern, die ihren Kindern vorlesen

Ein stabiles soziales Umfeld (Familie, Freunde) und ausreichende wirtschaftliche Ressourcen werden dabei als äußere Faktoren gesehen, welche die Resilienz fördern.

Verletzlichkeit
Der dunkle Zwilling der Resilienz heißt Vulnerabilität (Verletzlichkeit). Dieser Begriff beschreibt das Phänomen, dass manche Menschen überdurchschnittlich anfällig für psychische Probleme (z. B. Depression, selbstschädigendes Verhalten, Angststörungen) sind – auch bei privilegierten Lebensumständen.
 
Laut Judith Rich Harris (1998) fallen Kinder mit hoher Vulnerabilität durch folgende Eigenschaften auf:
  • tendieren zu impulsivem und aggressivem Verhalten
  • lassen sich leicht provozieren
  • sind schnell von Routine gelangweilt
  • fürchten sich wenig vor den Konsequenzen ihrer Handlungen
  • zeigen wenig Einfühlungsvermögen für andere Menschen
  • haben einen unterdurchschnittlichen IQ
Wie bei Resilienz beeinflussen mehrere Faktoren die Vulnerabilität eines Individuums: die Gene, die Erziehung, das soziale Umfeld in allen Entwicklungsphasen (Kindheit, Pubertät) und kritische Lebenssituationen wie Trauerfall, Scheidung oder Jobverlust. Vulnerabilität kann daher auch nur einer bestimmten Lebensphase auftreten, z. B. in der Pubertät.
Gespräche helfen

Resilienz allein ist aber kein Allheilmittel, um die seelische Gesundheit zu erhalten. Denn selbst hohe psychische Widerstandskraft hat ihre Grenzen, besonders wenn der Rückhalt im sozialen Umfeld fehlt oder der wirtschaftliche Abstieg droht.

Besonders kritisch sind zudem lang anhaltende Krisen, mit denen der Betroffene auf Dauer überfordert ist. Hierzu zählen unter anderem Mobbing, langjährige vehemente Sorgerechtsstreitigkeiten oder konstanter beruflicher Stress gepaart mit mangelnder Selbstbestimmung.

Aktuell setzt COVID-19-Pandemie viele Menschen unter Dauerstress. Hier kommen alle Faktoren und Auslöser für persönliche Krisen in einem bisher von den wenigsten erlebten Ausmaß zusammen.  Zudem erstrecken sich die Folgen über alle Lebensbereiche und Gesellschaftsschichten, und das seit nahezu einem Jahr. Entsprechend verbreitet sind mittlerweile die als Alarmsignale geltenden Symptome.

Mögliche Anzeichen für eine zermürbte seelische Gesundheit sind dauerhafte Angespanntheit, Angstgefühle, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Dazu gesellen sich häufig körperliche Beschwerden wie Erschöpfung, Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Probleme.

Halten die seelischen Beschwerden über zwei Wochen an oder werden diese schlechter? Helfen Gespräche mit engen Freunden oder Familienmitgliedern nicht weiter? Spätestens dann sollten Betroffene einen Arzt konsultieren.

Der erste Schritt: Bei mutmaßlich psychischen Beschwerden wie Angst, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit können auch ernsthafte organische Ursachen haben. Daher sollten Sie zuerst Ihren Hausarzt aufsuchen.

Bild: wavebreakmedia/Shutterstock