Winterzeit ist Erkältungszeit

Wintermythen

Mit Abhärtung, viel Vitaminen und Hausmitteln versuchen viele, sich vor einer Erkältung zu schützen. Aber was hilft, und was nicht? Wir haben gängige Weisheiten unter die Lupe genommen.

In Kürze
Abhärten hilft
Starke Temperaturreize etwa durch Wechselduschen oder Saunagänge bringen das Immunsystem auf Touren. Auch Sport im Freien verringert die Anfälligkeit für Infektionen.
Erkältungsgefahren
Eine echte Grippe kann lebensbedrohlich sein. Doch auch eine normale Erkältung kann schwer ausfallen. Mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen senken Sie Ihr Infektionsrisiko.
Vitamine und Hausmittel
Hochdosierte Vitamine schützen nicht vor Erkältung, Alkohol wärmt nicht bei Kälte. Hat einen doch die Erkältung erwischt, ist Hühnersuppe jedoch tatsächlich ein wirksames Hausmittel.
Nicht alles ist sinnvoll - aber Wechselduschen regen den Kreislauf an.
Schutz vor Erkältungen
Nicht alles ist sinnvoll - aber Wechselduschen regen den Kreislauf an.
Winterzeit ist Erkältungszeit: Die Schleim­häu­te der oberen Atemwege sind bei Kälte und trockener Luft em­pfäng­li­cher für Viren, und manche Erreger tre­ten nur saisonal auf. Mit Abhärtung, viel Vi­ta­minen und Hausmitteln versuchen viele, sich vor Erkrankungen zu schützen. Aber was hilft, und was nicht? Wir haben einige gängige Weisheiten unter die Lupe genommen.
So stärken Sie Ihre Immunabwehr

Nicht erst seit Kneipp setzen viele Menschen auf Abhärtung durch kalte Duschen, Wechselgüsse oder Barfußlaufen, um sich gegen Erkrankungen besonders in der kalten Jahreszeit zu wappnen. Tatsächlich funktionieren solche Maßnahmen innerhalb eines gewissen Rahmens: Starke Temperaturreize fördern die Durchblutung der Haut und Schleimhäute und mobilisieren die Abwehrkräfte. So zeigen Studien, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen zunimmt und die zu ihnen gehörenden T-Lymphozyten aktiver werden, die der Immunabwehr dienen.

Sportler und Outdoorfans schwören gerne darauf, dass sie ihre robuste Gesundheit regelmäßiger Bewegung und dem häufigen Aufenthalt in der freien Natur verdanken. Durchaus zu Recht: Beides ist ein gesunder Ausgleich zur heute typischen Lebensweise, bei der viele den Großteil ihrer Arbeits- und Freizeit in Innenräumen und vorwiegend sitzend verbringen. Licht, Luft und Bewegung regen den Körper an und helfen auch beim Stressabbau – wer gestresst ist, ist anfälliger für Krankheiten.

Auch im Winter ist Sport im Freien gesund und unter Umständen sogar zuträglicher. Der Körper ist etwa bei Temperaturen um fünf Grad deutlich leistungsfähiger als in der Sommerhitze. Schnee und Regen sind also kein Grund, das Training ausfallen zu lassen. Kürzer treten sollten Sie erst, wenn die Temperaturen unter -15 °C fallen. Natürlich sollten Sie die passende Sportkleidung tragen, damit Sie nicht frieren, aber auch nicht zu sehr ins Schwitzen kommen. Tipps gibt Ihnen unsere Checkliste „Richtig angezogen“.

Ausfallen lassen sollten Sie den Sport, wenn Sie bereits krank sind – dann kann die Anstrengung die Krankheit verschlimmern oder sogar Dauerschäden verursachen.

Übrigens: Bei einer Erkältung sind kalte Füße nicht die Ur­sa­che, sondern eines der ersten Symp­to­me. Durch die Infektion werden die Füße weniger gut durchblutet und kühlen so aus. Ähnlich ist es beim Frösteln: Der Körper dreht am Tem­pe­ra­tur­haus­halt, um die Erreger zu bekämpfen.

Gesundes Wechselbad

Regelmäßige Saunagänge stärken den Kreislauf und verbessern das Tem­pe­ra­tur­re­gu­la­tions­ver­mö­gen des Körpers. In dieser Hinsicht sind sie eine gute Maßnahme, Erkältungen und anderen Erkrankungen vorzubeugen. Haben Husten oder Schnupfen Sie schon in den Klauen, sollten Sie dagegen auf die Sauna verzichten. Der Wechsel aus Hitze und Kälte belastet in diesem Fall den Körper zusätzlich.

Ist es draußen kalt, lockt die warme Badewanne. Allerdings sollten Sie es dabei nicht übertreiben, denn zu lange Bäder und zu hohe Wassertemperaturen bringen den Kreislauf durcheinander und schaden der Haut. Die optimale Temperatur liegt zwischen 35 und 38 °C. Legen Sie sich nicht länger als zwanzig Minuten in die Wanne, und dann nicht öfter als zweimal in der Woche.

Grippe ist gefährlich

Mit einer echten Grippe ist nicht zu spaßen; sie ist eine unter Umständen lebens­be­droh­li­che Erkrankung. Doch auch eine „normale“ Erkältung kann leichter oder schwerer aus­fal­len. Schnupfen oder leichter Husten sind noch kein Problem. Bei starken Beschwerden mit Husten, Schnupfen, Hals- oder Ohrenschmerzen sollten Sie dagegen daheim bleiben – nicht nur, um schneller gesund zu werden, sondern auch um Ihre Mitmenschen nicht anzustecken. Bei Fieber sollten Sie auf jeden Fall zuhause im Bett bleiben, An­stren­gun­gen vermeiden und sich auskurieren.

  • Trockene Luft in Innenräumen und viele Menschen, die sich in öffentlichen Ver­kehrs­mit­teln oder beim Einkaufen drängen, schaffen im Winter ideale Verbreitungsmöglichkeiten für Erkältungserreger. Halten Sie nach Möglichkeit Abstand. 
  • Einer der wichtigsten Über­tra­gungs­wege ist ein Händedruck. Verzichten Sie deshalb lieber nach Möglichkeit auf Hän­de­schütteln. 
  • Wenn Sie husten oder niesen müssen, dann nicht in die Hand, sondern in die Ellenbeuge. 
  • Häufiges, sorgfältiges Händewaschen verringert das Erkältungsrisiko Studien zufolge deutlich.
  • Schnäu­zen verursacht hohen Druck im Ra­chen­raum und kann Krank­heits­er­re­ger in die Na­sen­ne­ben­höh­len pressen. Dies ver­län­gert die Erkrankung. Hoch­zie­hen mag un­ap­pe­tit­lich er­schei­nen, ist jedoch gesünder.

Normalerweise sind Antibiotika bei Grippe und anderen Erkältungskrankheiten nicht sinnvoll, denn hierbei handelt es sich um virale Infekte, gegen die diese nicht wirken. Jedoch kann es zu Sekundärinfektionen kommen. Die dann für eitrigen Auswurf und Nasenschleim verantwortlichen Bakterien lassen sich mit Antibiotika bekämpfen. Auch bei Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus kann eine vorsorgliche Gabe von Antibiotika helfen.

Vorsicht, Suchtgefahr
Der Griff zum Nasenspray gegen eine verstopfte Nase hilft nur kurzfristig. Zunächst schwellen die Schleimhäute ab und lassen einen freier atmen. Doch bereits nach wenigen Tagen setzt ein Gewöhnungseffekt ein, und Sie müssen ständig nachsprühen. Benutzen Sie Nasenspray deshalb höchstens fünf Tage hintereinander. Wenn Sie einen Suchteffekt bemerken, setzen Sie das Spray ganz ab. Nach wenigen Tagen „Entzug“ normalisieren sich Ihre Nasenschleimhäute wieder.
Vitamin C, Zink & Co.

Viel Vitamin C schützt vor Erkältungen und hilft, schneller gesund zu werden, wenn es einen doch erwischt: Diese landläufige Meinung gehört eher in die Kategorie Wunschdenken. Der Körper benötigt zwar ausreichend Vitamin C für sein Immunsystem. Auch ist man bei Vitamin-C-Mangel krankheitsanfälliger, weil der Körper ohne es kein Kollagen bilden kann, das als wichtiger Gewebebestandteil unter anderem auch die Schleimhäute in Mund und Nase vor Infektionen schützt.

Allerdings reicht dazu die Vitaminmenge aus, die man bei einer ausgewogenen Ernährung ohnehin aufnimmt. Wer sich dagegen mit Extraportionen an Zitrusfrüchten, heißer Zitrone oder sogar Vitamintabletten wappnen will, hofft vergebens. Nach übergreifender Auswertung von 29 Studien stellte die Cochrane Collaboration Anfang 2013 fest, dass die zusätzliche Aufnahme von Vitamin C das Erkältungsrisiko nicht senkt und auch die Beschwerden dadurch nicht geringer werden. Als einzigen Effekt verzeichneten die Wissenschaftler, dass Betroffene minimal schneller gesund werden. Und außerdem: Ein Zuviel an Vitamin C scheidet der Körper ohnehin wieder aus.

Hilft Zink bei Erkältungen?

Zink beugt nach neuen Studien Erkältungen vor und mindert die Schwere der Symptome und die Dauer der Krankheit. Noch gibt es keine Erkenntnisse zur Lang­zeit­wir­kung. Greifen Sie deshalb nicht ohne Absprache mit Ihrem Arzt zu Zinkpräparaten.

Gefühlte Temperatur
Leider nicht – weder der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt noch ein Schnaps an der Schneebar neben der Skipiste helfen, sich warm zu halten. Alkohol erzeugt nur ein Wärmegefühl, bewirkt jedoch das Gegenteil: Da er die Blutgefäße erweitert, gibt man mehr Wärme ab und kühlt aus. Gerade wenn es nicht bei einem Glühwein bleibt, ist der Einfluss des Alkohols auf das Temperaturempfinden eine weitere Gefahr, weil man mit zunehmender Alkoholmenge auch starke Kälte schlechter wahrnimmt. Unterkühlung oder Erfrierungen sind die mögliche Folge.
Wirksames Hausmittel

Seit langem gilt Hühnersuppe als bewährtes Hausmittel bei Erkältungen. Wiglaf Droste hat ihr mit „Heiße Hühnersuppe heilt“ eine regelrechte Hymne gewidmet. Ihr wohltuender Effekt ist auf den ersten Blick einfach erklärt: Die Kombination aus Hitze, nährstoffreicher Flüssigkeit, Salz und Gewürzen belebt, „bringt die Säfte zum Fließen“ und hilft so auch, die Nase frei zu bekommen.

Studien zeigen jedoch auch tiefer gehende Wirkungen. So wirkt das in Hühnersuppe enthaltene Eiweiß Cystein entzündungshemmend, indem es Neutrophile blockiert – weiße Blutkörperchen, die bei viralen Infekten wie Erkältungen in hoher Zahl freigesetzt werden und die die typischen Symptome verursachen. Zudem wirkt Cystein abschwellend auf Schleimhäute. Daneben enthält Hühnersuppe das bei Infekten ebenfalls hilfreiche Zink. Der Mineralstoff ist dabei an das Eiweiß Histidin gebunden und wird so vom Körper gut aufgenommen. Die Inhaltsstoffe von Zutaten wie Ingwer und Chili unterstützen die entzündungshemmende Wirkung.

Entspannung hilft
Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und einige einfache Vorbeugungsmaßnahmen sind der beste Weg, gesund durch den Winter zu kommen. Wichtig dabei ist, dass Sie sich auch um Ihr psychisches Wohlbefinden kümmern. Stimmt diese Mischung, können Sie schon mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erkältung vermeiden. Und wenn es Sie doch einmal erwischt, überstehen Sie den Infekt mit weniger Beschwerden und sind schneller wieder auf dem Damm.
Bild: apops/Adobe Stock