Die Zahl der Menschen, die an Demenz leiden, nimmt stetig zu, was sowohl Betroffene als auch Angehörige vor große Herausforderungen stellt.

  • Verbreitung: In Deutschland leiden rund 1,4 Millionen Menschen an Demenz, und jährlich kommen etwa 40.000 neue Fälle hinzu.
  • Gegenmittel: Weltweit suchen Wissenschaftler intensiv nach wirksamen Mitteln gegen Alzheimer und andere Demenzformen. Aktuell verfügbare Medikamente können den geistigen Verfall bremsen.
  • Erkennung: Die ersten Anzeichen einer Demenz können sich in nachlassender Gedächtnisleistung oder Denkvermögen zeigen und sich auf Orientierungsvermögen sowie Urteils- und Sprachfähigkeit ausweiten.
  • Prävention: Frühzeitige Vorsorge kann durch Hirntraining und diverse Therapien positiv auf den Krankheitsverlauf einwirken.
  • Nicht-medikamentöse Ansätze: Der Alltag von Menschen mit Demenz lässt sich durch nicht-medikamentöse Maßnahmen angenehmer gestalten, was zu einem gesteigerten Wohlbefinden beitragen kann.
Je früher, desto besser

Demenz ist der Überbegriff für unterschiedliche Erkrankungen, bei denen die geistigen Fähigkeiten fortschreitend verkümmern. Je nach Demenzform ist zuerst entweder die Gedächtnisleistung oder das Denkvermögen betroffen. Im weiteren Verlauf können Orientierungsvermögen, Urteils- und Sprachfähigkeit verloren gehen – und damit auch die Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Außerdem leiden die Erkrankten an plötzlichen Stimmungsschwankungen, reagieren unter Umständen aggressiv, und ihre Persönlichkeit verändert sich.

Am häufigsten erkranken Menschen ab 65 Jahren an Demenz, wobei etwa zwei Drittel der Demenzkranken in Deutschland bereits über 80 Jahre alt sind. Nur zwei von 100 Demenzkranken sind jünger als 65.

Für eine verlässliche Diagnose sind fachärztliche Untersuchungen des körperlichen und geistigen Zustands notwendig. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser lassen sich therapeutische Möglichkeiten ausschöpfen.

Dies ist auch vor dem Hintergrund wichtig, dass etwa jeder zehnte Demenzkranke an einer sogenannten sekundären Demenz leidet. In solchen Fällen sind die Demenz-Symptome Folge einer Grunderkrankung, die unter Umständen gut behandelbar ist, wobei sich die geistigen Fähigkeiten des Betroffenen ganz oder teilweise wiederherstellen lassen.

Individuelle Unterstützung notwendig

Der Verlauf einer Demenzerkrankung ist individuell verschieden. Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und unterschiedlich schnell voranschreiten. Betreuung, Pflege, medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie sind deshalb individuell anzupassen.

Fällt es den Betroffenen immer schwerer, ihren Alltag zu bewältigen, benötigen Sie zunehmend Unterstützung. Besonders wichtig für die Betroffenen ist es, so lange wie möglich selbstbestimmt und würdevoll in vertrauter Umgebung zu leben. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. gibt diesbezüglich praktische Tipps für das Leben mit einer Demenz in der frühen Phase der Erkrankung.

Ein breites Spektrum an Methoden

Die nichtmedikamentöse Behandlung von Demenzkranken zielt darauf ab, die Stimmung der Patienten zu verbessern und ihre Selbstständigkeit – soweit möglich – zu erhalten oder zurückzugewinnen. Die Therapeuten nutzen hierbei ein breites Spektrum von Methoden:

  • Verhaltenstherapie, um störendes Sozialverhalten abzubauen und Selbstständigkeit zurückzugewinnen (z. B. selbstständige Körperpflege, Essen)
  • Realitätsorientierungstraining
  • Erinnerungstherapie, um die Lebenszufriedenheit zu erhöhen. Hierbei werden mithilfe von vertrauten Fotografien, Musikstücken oder Lieblingsspeisen positive Erinnerungen geweckt.
  • Selbst-Erhaltungs-Therapie, um insbesondere bei Alzheimer-Krankheit die Persönlichkeit möglichst lange zu erhalten.
  • Kunsttherapie
  • Milieutherapie, zum Beispiel vertraut gestaltete Umgebung, klare Beschilderungen, tagesstrukturierende Maßnahmen.
  • Kognitives Training im Sinne eines spielerischen Lernens.
Faktoren mit positivem Einfluss

Die bisherigen Erkenntnisse in der Demenzforschung zeigen, dass viele Faktoren das individuelle Erkrankungsrisiko positiv beeinflussen können:

  • Viel Bewegung und gesunde Ernährung beugen unter anderem Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes vor. Somit verringert sich auch das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Körperliches Training oder Tanz kann selbst nach Feststellen einer Demenz noch günstige Effekte haben.
  • Reichlich Obst und Gemüse helfen dabei, die geistige Leistungsfähigkeit auch im Alter zu erhalten.
  • Geistige Regsamkeit beugt vor. Halten Sie also Ihren Geist fit, zum Beispiel mit Brettspielen, Musizieren, Lesen und Kreuzworträtseln.
  • Insbesondere soziale Kontakte halten den Geist wach. Praktischerweise machen Sport, gutes Essen, Musizieren und Brettspiele in Gesellschaft noch mehr Freude.
  • Rauchen beschleunigt den geistigen Abbau im Alter. Damit gilt auch Nichtrauchen als weiterer Baustein in der Demenzvorbeugung.
Viele Angriffspunkte

Primäre Demenzen

Hierzu zählen alle Demenzformen, bei denen die Demenz die ursprüngliche Erkrankung ist:

  • Alzheimer-Krankheit
  • Vaskuläre Demenz
  • Lewy-Körper-Demenz
  • Frontotemporale Demenz (Pick-Krankheit)

Sekundäre Demenzen

10 Prozent aller Demenzfälle sind die Folge anderer Erkrankungen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Depression
  • Parkinson-Erkrankung
  • Schilddrüsenfehlfunktion
  • Hirntumor oder -verletzung
  • Chronischer, heftiger Missbrauch von Alkohol
  • Einige Infektionen, zum Beispiel Syphilis, Neuroborreliose, HIV, Creutzfeld-Jakob-Krankheit

Alzheimer-Krankheit

Sie ist für über 60 Prozent aller Demenzfälle verantwortlich. Die Betroffenen sind nur selten jünger als 60 Jahre. Typisch für Alzheimer ist das langsam fortschreitende Verkümmern von Nervenzellkontakten und Absterben von Nervenzellen.

Im Verlauf der Krankheit lagern sich veränderte Eiweiße im Hirn ab: Tau-Proteine in den Hirnzellen und Amyloid-Plaques außerhalb der Hirnzellen. Die Amyloid-Plaques können sogar kleine Blutgefäße verstopfen und so die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung tieferer Hirnschichten stören.

Betroffene leiden zunehmend an Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit.

Neben der nicht-medikamentösen Therapie stehen eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die zwar nicht heilen, aber den Fortschritt der Erkrankung zeitweise bremsen und die Symptome mildern können:

  • Antidementiva zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit: Acetyl-Cholinesterase-Hemmer, Glutamat-Antagonisten.
  • Milderung der Verhaltensstörungen: Antidepressiva, Neuroleptika.

Vaskuläre Demenz

Für die vaskuläre Demenz bestehen ähnliche Risikofaktoren wie für die Herz-Kreislauf-Krankheit: Bluthochdruck, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), hohe Cholesterinwerte, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen.

Bei einer vaskulären Demenz sterben Hirnzellen infolge einer Durchblutungsstörung ab. Die häufigste Form ist eine Wandverdickung der kleinen Blutgefäße, die die Durchblutung tieferer Hirnschichten bis zum Infarkt hin beeinträchtigt. Je nach Größe und Lage der geschädigten Bereiche kommt es dann zu unterschiedlichen Symptomen und Krankheitsverläufen.

Im Gegensatz zu Alzheimer sind hier seltener die Gedächtnisfunktionen gestört. Die Betroffenen zeigen häufig eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit, Denkschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen.

Lewy-Körper-Demenz

Sie ist schätzungsweise für 10 bis 15 Prozent der Demenzfälle ursächlich, wobei die Patienten meist über 60 Jahre alt sind. Der Name rührt von den charakteristischen Eiweißablagerungen her, die der deutsche Neurologe Friedrich H. Lewy 1912 erstmals beschrieben hat.

Die Symptome ähneln stark der Alzheimer-Krankheit. Jedoch leiden die Betroffenen zusätzlich an ausgeprägten optischen Sinnestäuschungen, und die geistige Leistungsfähigkeit kann stark schwanken. Möglich sind auch Parkinson-ähnliche Symptome, eine Neigung zu Stürzen sowie eine Überempfindlichkeit auf bestimmte Medikamente (Neuroleptika).

Hier kommen überwiegend die gleichen Medikamente wie bei Alzheimer zum Einsatz.

Frontotemporale Demenz (Pick-Krankheit)

Die Pick-Krankheit ist eine seltene Demenzform, die Erwachsene jeden Alters betreffen kann, jedoch überwiegend zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auftritt.

Bei dieser Krankheit degenerieren die Hirnzellen der Stirn- und Schläfenregionen. Dementsprechend leiden die Betroffenen unter Persönlichkeitsveränderungen, Antriebsverlust und Veränderungen im Sozialverhalten. Letzteres kann sich durch Aggressivität, Distanzlosigkeit und enthemmtes Verhalten äußern. Nicht selten werden die frühen Symptome der Pick-Krankheit mit psychischen Störungen wie Schizophrenie verwechselt. Im späteren Verlauf der Erkrankung zeigen sich Sprach- und Gedächtnisstörungen. Die Planung und Organisation komplexer Handlungsabläufe ist gestört.

Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit existieren bisher keine Medikamente, um den Krankheitsverlauf zu bremsen (Stand: Juli 2014). Daher beschränkt sich die medikamentöse Behandlung auf die Milderung der Verhaltensstörungen durch Antidepressiva und Neuroleptika.

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