Auch ein Thema für Männer

Verhütung und Geschlechtskrankheiten

Mit Kondomen können nicht nur ungewollte Schwangerschaften verhindert, sondern auch Infektionskrankheiten vermieden werden. Jeder Mann sollte wissen, wie man mit einem Kondom umgeht, um sich und andere zu schützen. 

In Kürze
Nicht nur Frauensache
Die meisten Männer betrachten Verhütung als Frauensache, denn für Frauen gibt es eine Vielzahl effektiver Verhütungsmittel. Doch auch für Männer gibt es Möglichkeiten, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.
Nimm Gummi
Kondome schützen nicht nur vor unerwünschten Schwangerschaften, sondern auch vor Infektionen. Die regelmäßige Anwendung minimiert das Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren.
Bakterien und Viren
Männer, die ihre Sexualpartner häufig wechseln, haben ein höheres Risiko an einer sexuell übertragbaren Infektion zu erkranken. Gehen Sie bei Verdacht rechtzeitig zum Arzt. Auch die Partner sollten gleichzeitig untersucht und behandelt werden.
Kondome schützen vor ungewollten Schwangerschaften und vor Infektionskrankheiten.
Benutzen Sie Kondome!
Kondome schützen vor ungewollten Schwangerschaften und vor Infektionskrankheiten.
Aus zwei unterschiedlichen Perspektiven kann Verhütung für Männer ein wichtiges Thema werden: Erstens, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, und zweitens zur Vermeidung von Infektionskrankheiten. Die regelmäßige Anwendung von Kondomen bieten den besten Schutz vor der Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit. Jeder Mann sollte wissen, wie man mit einem Kondom umgeht.
Verhütungsmittel für Männer sind rar

Die Verhütung von Schwangerschaften ist aus Sicht der meisten Männer noch immer Frauensache. Nur 17 Prozent der Männer fühlen sich für die Verhütung zuständig, ergab eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in der Altersgruppe der 20- bis 44-Jährigen.

Während es für Frauen viele effektive Verhütungsmittel gibt, sind die Möglichkeiten für Männer noch überschaubar – aber es gibt sie.

Kondome sind das einzige Verhütungsmittel, das sowohl vor einer ungewollten Schwangerschaft als auch vor Infektionskrankheiten schützt. Insbesondere ist das Kondom der einzige kontrollierbare Weg für ihn, eine ungewollte Schwangerschaft mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit zu vermeiden. Im Vergleich zu Pille und Spirale bei den Frauen, haben jedoch Kondome eine geringere Effektivität bei der Verhütung. Ein Grund dafür kann etwa unsachgemäße Anwendung sein.

In der Regel bestehen Kondome aus Latex. Besteht eine Latexallergie beim Mann oder auch bei der Frau, kann auf latexfreie Versionen aus Kunststoff zurückgegriffen werden. In puncto Sicherheit und Gefühlswahrnehmung sind sie mit dem Latexkondom vergleichbar.

Radikal und meist endgültig

Die Sterilisation ist eine radikale und meist endgültige Methode der Verhütung. Die Samenstränge werden gekappt und die freien Enden einzeln verschlossen. So gelangen die Spermien nicht mehr in die Samenflüssigkeit und der Mann ist nicht mehr zeugungsfähig. Der operative Eingriff beeinträchtigt aber weder die Erektions- noch die Ejakulationsfähigkeit.

Eine Sterilisation ist in den meisten Fällen nicht mehr rückgängig zu machen. Für Männer unter 40 kommt sie damit kaum in Frage. Hinsichtlich aktueller und auch zukünftiger Familienplanung – möglicherweise auch mit anderen Partnern – sollten Sie zuvor alle Aspekte gut abgewogen und die Konsequenzen gründlich bedacht haben.

Häufiger Partnerwechsel erhöht das Risiko
In jungen Jahren sind Männer sexuell besonders aktiv. Damit erhöht sich auch das Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten (Sexually Transmitted Diseases) zu infizieren. Das gilt vor allem für Männer, die ihre Sexualpartner häufig wechseln. Die regelmäßige Anwendung von Kondomen bietet den besten Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Besteht der Verdacht auf eine solche Erkrankung, sollten gleichzeitig immer auch die Partner untersucht und behandelt werden. Die wichtigsten Geschlechtskrankheiten werden im Folgenden beschrieben.
Häufig und oft unbemerkt

Die Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis zählt zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten überhaupt. In Deutschland stecken sich jährlich schätzungsweise 300.000 Menschen an. Da die Infektion meist keine nennenswerten Beschwerden verursacht, bleibt sie meist unerkannt und wird ahnungslos von Mensch zu Mensch weiter übertragen. Nur ein Viertel aller infizierten Männer hat Beschwerden, meist eine brennende Entzündung der Harnröhre mit schleimig-eitrigem Ausfluss.

Eine Infektion mit Chlamydien lässt sich in Blut und Urin nachweisen und gut mit Antibiotika behandeln.

Komplette Heilung nicht möglich

Der genitale Herpes wird durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) verursacht. Meist handelt es sich um Typ II, seltener um Typ I. Bei mehr als 80 Prozent der Erwachsenen sind im Blut Antikörper gegen HSV Typ I nachweisbar, bei 14 Prozent gegen den HSV Typ II. Das heißt, sie sind mindestens einmal im Leben mit dem Virus in Berührung gekommen.

An den Genitalien bilden sich schmerzhafte Bläschen, die aufplatzen und dann langsam verkrusten. Bei entsprechendem Kontakt kann sich Herpes auch auf den Mund und die Analregion ausbreiten. Bei erstmaligem Auftreten derartiger Bläschen sollte die Diagnose von einem Arzt gestellt werden. Erscheinen die Bläschen bei bekannter Diagnose erneut, kann und sollte frühzeitig therapiert werden.

Antivirale Medikamente (Virustatika) können den Krankheitsverlauf verkürzen und die Beschwerden mindern. Die Medikamente wirken umso besser, je früher sie angewendet werden. Lokale Anwendungen können eigenverantwortlich durchgeführt werden. Bei größeren oder langanhaltenden Problemen sollte der Arzt aufgesucht werden.

Nach dem Abklingen der Erkrankung ziehen sich die Viren in Nervenwurzeln zurück und bleiben dort lebenslang. Bei Stress oder körperlicher Belastung können die Beschwerden wieder auftreten – meist allerdings in abgeschwächter Form. Eine komplette Heilung von Herpes genitalis ist nicht möglich.

Häufige bakterielle Erkrankung

Tripper zählt zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Genaue Zahlen dazu gibt es jedoch nicht. Seit dem Jahr 2000 ist die Gonorrhö nicht mehr meldepflichtig und die Dunkelziffer war schon bis dahin enorm. Grund für die ungenauen Zahlen ist, dass etwa ein Viertel der Männer die Erkrankung nicht bemerkt.

Verursacher der Erkrankung sind die Bakterien Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken). Die Infektion führt zu einer Entzündung der Harnröhre mit gelblichem Ausfluss. Es kommt zu Schmerzen beim Wasserlassen, die sehr ausgeprägt sein können. Bleibt die Behandlung aus, kann sich die Infektion auf Prostata oder Nebenhoden ausbreiten. Dies kann zu Zeugungsunfähigkeit führen. Die Bakterien sind mit Hilfe eines Abstrichs mikroskopisch nachweisbar. Die Infektion wird mit Antibiotika behandelt.

Gefährliche Spätfolgen

Die Zahl der Syphilis-Neuerkrankungen steigt seit Jahren an. Durch winzige Verletzungen in der Haut oder Schleimhaut dringt das Bakterium Treponema pallidum in den Körper ein. An der Eintrittsstelle bildet sich zunächst ein verhärtetes Geschwür, das von selbst abheilt.

Wochen bis Jahre später treten Lymphknotenschwellungen und Hautsymptome wie Ausschläge, Knötchen und Warzen auf. Auch diese Anzeichen verschwinden wieder. Aber gerade in diesem Stadium ist die Erkrankung noch gut mit Antibiotika behandelbar. Deshalb muss beim geringsten Verdacht der Arzt aufgesucht werden.

Bis zu 20 Jahre später kommt es zu schweren Organschäden – auch das Nervensystem ist betroffen. Spätestens in diesem (dritten) Stadium ist eine Heilung nicht mehr möglich.

Moderne Medikamente können helfen

Das HI-Virus verursacht unbehandelt eine schwere Immunschwäche. Hat sich die Krankheit voll entwickelt, spricht man von Aids. Im Blut ist ein Nachweis des Virus erst zwölf Wochen nach der Ansteckung verlässlich möglich.

Moderne Medikamente können die Virusvermehrung effektiv hemmen, können jedoch auch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Mit den aktuellen Therapiestandards lässt sich die Lebensqualität der Betroffenen in vielerlei Hinsicht erhalten. Zum Krankheitsbild Aids kommt es dann nicht mehr.

Diese an sich guten Aussichten führen aber zu einem zunehmend unbesorgten Umgang mit der Infektionsgefahr. Folge sind steigende Neuinfektionsraten.

Schutz durch Impfung

Das Hepatitis-B-Virus (HBV) wird über Intim- und Blutkontakt übertragen. In beiden Fällen ist das Virus hochgradig ansteckend. Wochen bis Monate nach der Infektion entsteht eine Leberentzündung, die bei der Hälfte der Betroffenen mit Fieber und Gelbsucht einhergeht. Die andere Hälfte hat dagegen kaum Beschwerden.

Eine akute Leberentzündung heilt in den meisten Fällen folgenlos aus. Bei zehn Prozent der Betroffenen geht sie jedoch in die chronische Form über, die zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen kann. Eine Impfung gegen Hepatitis B wird allen Risikogruppen (z. B. medizinisches Personal, Sanitäter, Polizei, Feuerwehr, Drogenabhängige) dringend empfohlen.

Meistens gutartig

Als Feigwarzen bezeichnet man gutartige Hautwucherungen an den Genitalien, die durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) ausgelöst werden. Das gleiche Virus kann auch zur Entstehung von Krebserkrankungen führen.

Prinzipiell gibt es Therapien, die Viren und Warzen bekämpfen (kausale Therapie) und solche, die nur die Warzen entfernen (symptomatische Therapie). Keines der aktuell zur Verfügung stehenden Therapieverfahren kann jedoch mit Sicherheit Genitalwarzen vollständig entfernen und den warzenfreien Zustand dauerhaft erhalten.

Die für Deutschland zuständige Impfkommision empfiehlt die Impfung gegen HPV nun auch für 9- bis 14-jährige Jungen.

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