Babys und Kleinkinder schützen

Giftiges Spielzeug: Eine Übersicht

Industriell gefertigtes Spielzeug enthält häufig Chemikalien. Sie verleihen den meist Plastik-Spiel­waren gewünschte Eigenschaften, wie Farbe, Härte etc. Gleich­zeitig können sie die Gesundheit von Babys und Klein­kindern belasten.

  • Schadstoffe: Verbraucher­schützer:innen entdecken bei Produkt­stichproben immer wieder Spielzeug und Bedarfs­artikel für Kinder, deren Schadstoff­gehalt die vorgeschriebenen Grenz­werte für Giftstoffe überschreiten.
  • Richtlinie: Im Juli 2013 trat die neue EU-Spielzeug-Richtlinie in Kraft. Sie regelt, welche Schadstoff­mengen ein Spielzeug freisetzen darf, ohne dass die kindliche Gesundheit gefährdet wird.
  • Siegel: Prüfzeichen und Gütesiegel auf Spiel­zeugen geben Aufschluss über deren Sicherheit und Qualität und bestätigen, dass sie strenge Test­verfahren bestanden haben.
  • Alternative Materialien: Auch Holz- und Metall­spielzeug ist nicht unbedingt frei von Chemie. Das belegen entsprechende Test­ergebnisse.
Schad­stoffe im Überblick
EU-Spielzeug-Richtlinie
Deutsche Behörden sahen einige der neuen Schwermetall-­Grenzwerte als nicht streng genug an. Daher klagte die Bundes­regierung bereits 2012 gegen die neuen Grenz­werte für Arsen, Antimon, Barium, Blei und Queck­silber. Im Mai 2014 errang Deutschland einen Teil­erfolg vor Gericht und darf die strengeren Grenzwerte für Blei im Spiel­zeug beibehalten. Bezüglich der übrigen vier Schwer­metalle befanden die EU-Richter, dass die neuen europäischen Grenz­werte sogar strenger als die deutschen seien. Diese Meinung teilen die deutschen Experten nicht.
Die Grenz­werte sind schwer vergleichbar. Die EU-Richtlinie unterscheidet, wie viel Schadstoff ein Spielzeug abgeben darf – abhängig von seiner Konsistenz. Die bis Juli 2013 gültigen deutschen Grenz­werte gaben dagegen an, wie viel vom Schadstoff aus dem Spielzeug in den menschlichen Körper gelangen darf.
Die Debatte um Spielzeug­sicherheit und Grenz­werte zeigt, dass trotz des Teil­erfolgs Deutschlands vor Gericht, welcher strengere nationale Werte ermöglicht, die Harmonisierung der Sicherheits­standards in der EU weiterhin komplex und umstritten bleibt. Die unter­schiedlichen Ansätze bei der Festsetzung von Grenz­werten spiegeln die Heraus­forderungen wider, die bei der Gewähr­leistung der Spielzeug­sicherheit auf europäischer Ebene bestehen, und betonen die Not­wendigkeit einer kontinuierlichen Über­prüfung und Anpassung der Regelungen, um den Schutz der Kinder zu optimieren.
Gütesiegel und Prüf­zeichen im Vergleich
Tests offenbaren Mängel

Im November 2013 veröffentlichte das Bundes­institut für Risiko­bewertung seine Überwachungs­ergebnisse für Metall­spielzeug: 29 von 32 untersuchten Metall- und Modell­bausätzen über­schritten den Grenz­wert für Nickel-Freisetzung.
Problem: Das Schwer­metall kann leicht eine Kontakt­allergie auf Nickel auslösen.

Tests für klassische Blech­spielzeuge hingegen fielen über­wiegend positiv aus. Die Farben der lackierten Spielzeuge gelten als ungiftig, die meisten Blech­spielzeuge sind glatt poliert und ohne scharfe Kanten. So können Kinder sich nicht damit verletzen.

2023 unterzog die Stiftung Warentest Holz­spielzeug für Ein- bis Drei­jährige ihren umfang­reichen Sicherheits­tests. Das Ergebnis nach zahlreichen Belastungs­tests und chemischen Prüfungen: Zehn der fünfzehn getesteten Holz­spielsachen wurden als sicher eingestuft. Von fünf der getesteten Produkte wird Eltern abgeraten.

2015 und  2020 veröffentlichte die Stiftung Warentest Test­ergebnisse von Plüsch­tieren und Figuren. Waren 2015 noch 43 % der Plüsch­tiere mit krebs­erzeugendem Chrysen belastet, tauchten 2020 nur wenige gesundheits­gefährdende Schad­stoffe auf. Trotzdem waren beim neuen Test nur 11 der 22 Spielzeuge empfehlenswert. Der Rest war hauptsächlich wegen anderer Sicherheits­risiken nur ausreichend oder mangelhaft: 

  • gefährliche Verpackung
  • leicht entflammbarer Plüsch
  • verschluckbare Kleinteile
  • Formaldehyd im Ohr
  • Naphtalin im Etikett
Immer wieder kommt es zu schweren, oft tödlichen Unfällen, bei denen Kinder Kleinteile verschlucken. Lassen sich von einem Spielzeug Kleinteile ablösen, können diese beim Verschlucken in die Atemwege gelangen und das Kind ersticken. Zu solchen kritischen Klein­objekten zählen beispiels­weise die Pfeif­mechanismen von Quietsch­enten, kleine Magnete oder Holz­puzzles für Kinder unter 3 Jahren, bei deren Holzteilen sich die Halte­knöpfe lösen.
Checkliste für Eltern
  • Lesen Sie Testergebnisse: Die Stiftung Warentest oder Ökotest untersuchen Kinder­spielzeug regelmäßig auf Sicherheits­mängel und Schadstoffe.
  • Achten Sie auf Siegel und Prüfzeichen, zum Beispiel das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“. Das VDE-Zeichen kennzeichnet geprüfte elektronische Spielwaren. Und Spielzeug ohne CE-Kenn­zeichnung darf nicht auf den europäischen Markt gebracht werden.
  • Hinweise auf dem Spielzeug: Nehmen Sie Alters­angaben und sicherheits­relevante Hinweise ernst. Überlegen Sie, ob das Spielzeug für Ihr Kind geeignet ist.
  • Riechen Sie am Spielzeug: Wenn der Geruch für Sie unangenehm ist – kaufen Sie es lieber nicht.
  • Ecken und Kanten: Gibt es Stellen am Spielzeug, an denen ein Kind sich verletzen könnte? Ist das Spielzeug robust? Prüfen Sie, was es aushält, ob Farbe abblättert oder es abfärbt.
  • Achten Sie auf Kleinteile: Lösen sie sich leicht ab und könnten verschluckt werden?
  • Lesen Sie die Gebrauch­sanleitung: Dies gilt auch beim Zusammen­bauen von Teilen.
  • Befolgen Sie die Wasch­hinweise: Achten Sie bei waschbaren Teilen auf Temperatur und Pflege­hinweise. Prüfen Sie bei Kuschel­tieren & Co, ob nach dem Waschen alle Teile noch in der Ursprungsfarbe dort sitzen, wo sie sein sollen.
  • Prüfen Sie das Spielzeug hin und wieder: Durch intensives Spiel können sich Teile lockern, Farbe abblättern oder andere Gebrauchs­schäden entstehen.
  • Entsorgen Sie rechtzeitig: Auch wenn es Ihren Kindern schwerfallen mag, sollten Sie sich von Spielzeug trennen, das Ihnen nicht mehr sicher erscheint.
  • Spielen Sie mit Ihren Kindern: Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder das Spielzeug so nutzen, wie es gedacht ist. Das hilft, Unfälle zu vermeiden.
Häufige Fragen zu giftigem Spielzeug

Ist der Acrylinitril-Butadien-Styrol Kunststoff giftig?

Nein, ABS Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer) gehört zu den gesundheitlich unbedenklichen Kunststoffen. Er wird von vielen namhaften Herstellern für Spiel­zeug aus buntem Hart­plastik verwendet, das in Schadstoff­tests der Vergangenheit immer gut abschnitt.

Sind Herstellerangaben zu Schadstoffen zuverlässig?

Hersteller­angaben über Schadstoff­gehalte sind manchmal nicht ausreichend verlässlich. Unabhängige Prüfungen und Zertifizierungen bieten eine glaub­würdigere Informations­quelle und sollten für die Bewertung der Spielzeug­sicherheit heran­gezogen werden.

Wie reinigt man Spielzeug richtig?

Spielzeug sollte entsprechend den Hersteller­hinweisen gereinigt werden, wobei milde Reinigungs­mittel vorzuziehen sind, um keine zusätzlichen Schad­stoffe einzubringen und die Sicherheit für Kinder zu erhöhen.

Wie beeinflusst die Lagerung von Spielzeug die Schadstoffbelastung?

Eine unsach­gemäße Lagerung, insbesondere in feuchten oder schlecht belüfteten Bereichen, kann zur Freisetzung von Schad­stoffen führen. Spielzeug sollte trocken und sauber gehalten werden, um die Bildung von Schimmel und die Frei­setzung chemischer Substanzen zu vermeiden.

Wie können Erziehungsberechtigte über Neuerungen bei Spielzeugsicherheitsnormen informiert bleiben?

Es ist ratsam, regelmäßig Webseiten von Verbraucher­schutz­organisationen und offiziellen Gesundheits­behörden zu besuchen. Abonnements für Newsletter dieser Organisationen können ebenfalls helfen, aktuelle Informationen über Sicherheits­standards und Rückrufe zu erhalten.
Bilder: Schadstoffe in Spielzeug - Waldemar Milz/Fotolia; Prüfzeichen für Spielwaren - BrAt82/Shutterstock