Wie gefährlich sind Insekten­stiche?

Stiche von Bienen, Wespen und Co.

Viele Menschen reagieren ängstlich auf Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen. Doch gefährlich sind Insekten­stiche nur für Allergiker. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Stiche behandeln und vermeiden können.

In Kürze
Wehr­stachel
Die Stacheln von Bienen und Wespen sind keine Mund­werkzeuge wie bei Stech­mücken, Bremsen oder Zecken, sondern ein mit einer Gift­drüse verbundener „Wehr­stachel“.
Unter Natur­schutz
Weil sie in der Natur wichtige Funktionen erfüllen, stehen Hornissen und Wespen unter Natur­schutz. 
Wie gefährlich?
Ein normal empfindlicher Mensch kann mehrere Hundert Stiche überleben. Das gilt natürlich nicht für Allergiker.
Viele Menschen reagieren ängstlich und hektisch auf Bienen, Wespen und Hornissen.
Allergiker sollten vorsichtig sein
Viele Menschen reagieren ängstlich und hektisch auf Bienen, Wespen und Hornissen.
Wenn von gefährlichen Insekten die Rede ist, denkt fast jeder sofort an Wespen, Bienen und Hornissen. Viele Menschen reagieren ängstlich und hektisch auf diese Tiere, auch wenn die tatsächliche Gefahr eines Insekten­stichs nur für Allergiker hoch ist.
Unterschiede
Hornissen sind am einfachsten zu erkennen: Sie sind sehr groß, etwa 2,5 bis fast 4 cm, und an Kopf und Brust schwarz-rot gefärbt. Wespen sind deutlich kleiner als Hornissen und am ganzen Körper schwarz-gelb gefärbt. Biologisch betrachtet sind Hornissen große Wespen, da beide Tiere zu Familie der Echten Wespen (Vespinae) gehören.

Bienen sind nicht gelb oder rot, sondern bräunlich gefärbt. Die Taille zwischen Brust und Unterleib ist bei ihnen nicht so stark eingeschnürt wie bei Wespen und Hornissen. Die in Europa vorkommenden Hummelarten sind unterschiedlich gefärbt, jedoch sind Hummeln durch ihre gedrungene Gestalt leicht zu erkennen. Die biologisch zu den Echten Bienen (Apidae) gehörenden Hummeln sind kaum aggressiv und stechen nur, wenn man sie massiv bedrängt.

Der gefürchtete Hornissenstich ist nicht schmerzhafter als der Stich einer Wespe, denn die Zusammensetzung des Gifts unterscheidet sich nicht sehr. Ein normal empfindlicher Mensch kann mehrere Hundert Stiche überleben. Das gilt natürlich nicht für Allergiker.

Wehrhafte Tiere: Die Stacheln von Bienen und Wespen sind keine Mundwerkzeuge, sondern mit einer Giftdrüse verbundene „Wehrstachel“ für Verteidigung oder Beutejagd.

Reaktionen
Bienen- und Wespen­stiche lösen typischer­weise lokale Reaktionen aus, die durch Schwellung und Schmerzen am Stichort gekenn­zeichnet sind. In seltenen Fällen kann ein Stich zu systemischen Reaktionen führen, die eine umfassendere medizinische Behandlung notwendig machen.

Lokale Reaktion

Mit dem Stachel injiziert das Tier sein Gift in den menschlichen Organismus. Reagiert der Körper nur schwach auf das Insektengift, bildet sich die Reaktion nur um den Stich herum (lokal):

  • Die toxische Reaktion ist direkte Wirkung des Insektengifts auf den Körper. Dabei handelt es sich nicht um eine allergische Reaktion. Sie zeigt sich als schmerzhafte Rötung mit einem Durchmesser kleiner als 10 cm, die innerhalb eines Tages deutlich zurückgeht. Wenn der Durchmesser der Schwellung größer ist und sie mehrere Tage anhält, handelt es sich um eine schwere lokale Reaktion. Sie tritt auf bei etwa 25 % der Bevölkerung und ist die Folge einer allergischen Reaktion.
  • Lokale Reaktionen sind in der Regel nicht lebensbedrohlich. Ausnahmen sind Stiche im Bereich der Luftwege, die zu einer lebensgefährlichen Schwellung der Luftröhre führen können. Solche Fälle sind sehr selten.

Systemische Reaktion

Reagiert der Körper stärker, beschränken sich die Reaktionen nicht nur auf den Bereich um den Stich, und es handelt sich um eine systemische Reaktion:

  • Bei Personen mit sehr vielen Stichen kann das Insektengift schwere Krankheitsbilder verursachen, die den ganzen Körper betreffen. Zum Tod führen sie aber nur sehr selten; in der Regel erholen sich die Betroffenen wieder.
  • Etwa 1,2 % bis 3,5 % der Bevölkerung erleiden im Laufe ihres Lebens einen anaphylaktischen Schock durch einen Bienen- oder Wespenstich. In Deutschland werden jährlich etwa 20 Todesfälle statistisch erfasst. Ausgelöst werden anaphylaktische Schocks meist durch einen einzelnen Wespenstich, auf den der Körper mit einer Immunreaktion gegen das Insektengift reagiert. Die Symptome setzen in der Regel nach etwa 10 bis 30 Minuten ein und reichen von Juckreiz auf der Haut über Atembeschwerden bis hin zu Kreislaufstillstand. Trotz dieser teilweise dramatischen Symptome tragen nur sehr wenige Patienten bleibende Schäden davon. Damit der Körper mit einem anaphylaktischen Schuck reagiert, muss mindestens ein Stich vorhergegangen sein, denn nur dann „kennt“ das Immunsystem das Gift bereits.

Bissige Blutsauger: Stechmücken, Bremsen oder Zecken haben keinen Stachel: Bei ihnen bilden die Mundwerkzeuge einen scharfen Saugrüssel, eigentlich beißen sie also.

Vorsorge
Allergiker sollten bei Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks nach einem Insekten­stich umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und stets ihren Allergie­pass sowie Notfall­medikamente griffbereit halten.
  • Wenn Sie nach einem Insektenstich typische Symptome wie starke Schwellungen, tränende Augen, Übelkeit und Schluckbeschwerden, Schwindelgefühle, Atemnot oder Herzrasen feststellen, sollten Sie sofort den Notarzt rufen, denn es besteht die Möglichkeit, dass es zu einem anaphylaktischen Schock kommt.
  • Wenn Sie allergisch auf Insektenstiche reagieren, sollten Sie einen Hinweis darauf (z. B. den Allergiepass) bei sich tragen.
  • Wenn Sie eine Notfallmedikation mit sich führen, sollten Sie Freunden, Kollegen und anderen Begleitern erklären, wie die Medikamente im Notfall einzusetzen sind.
  • Wenn bei Ihnen die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks durch Insektengift besteht, können Sie vom Arzt eine Desensibilisierung durchführen lassen. Dabei werden Ihnen steigende Dosen des Gifts verabreicht. Der Körper „gewöhnt“ sich so an das Gift und die allergische Reaktion wird schwächer. Diese Behandlung ist bei dem größten Teil der Betroffenen erfolgreich (75–95 %).
  • Hatten Sie schon einmal eine allergische Reaktion auf einen Stich, sollten Sie vor einem Urlaub Ihren Arzt nach Medikamenten fragen.

Immer dabei: Wenn bei Ihnen die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks besteht, sollten Sie unbedingt darauf achten, ihre Notfallmedikation stets bei sich zu tragen.

Was tun?
Die richtige Erstversorgung bei Insektenstichen kann entscheidend sein, um die Beschwerden zu lindern und ernsthafte Reaktionen frühzeitig zu erkennen.
  • Steckt der Stachel noch in der Wunde, entfernen Sie den Stachel am besten mit einer Pinzette. Achten Sie darauf, dass Sie den Stachel und die ggf. noch daran hängende Giftdrüse nicht zusammenpressen, denn so drücken Sie noch mehr Gift in Ihren Körper.
  • Saugen Sie das Gift aus der Wunde und spucken es aus.
  • Waschen Sie die Stichstelle mit Wasser und Seife.
  • Kühlen Sie die Schwellung mit Eiswürfeln
  • Eine Creme mit Antihistaminika oder ein niedrig dosiertes Kortisonpräparat kann helfen.
  • Rufen Sie bei folgenden Symptomen den Notarzt: Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel, Atembeschwerden, Übelkeit.
Erfolgreich schützen
Wer im Freien isst oder trinkt, findet sich sommers schnell in der Gesellschaft stechender Insekten. Viele Menschen beginnen dann voller Angst nach den Tieren zu schlagen. Erfolgreicher schützen Sie sich so:
  • Wespen stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Vermeiden Sie daher heftige Bewegungen und schlagen Sie nicht nach den Tieren.
  • Wespen wegzupusten ist nicht zu empfehlen, weil das Kohlendioxid im Atem ein Alarmsignal für die Tiere ist.
  • Decken Sie Nahrungsmittel draußen ab und lassen Sie Reste nicht lange stehen. Wischen Sie kleinen Kindern nach dem Essen den Mund ab, damit keine Tiere von klebrigen Resten angelockt werden.
  • Trinken Sie nicht direkt aus einer Flasche oder einem Glas, sondern benutzen Sie einen Strohhalm. Decken Sie Gläser ab.
  • Eine Ablenkfütterung mit überreifen Weintrauben hilft, um die Tiere vom Esstisch fern zu halten. Stellen Sie dafür die Früchte etwa 5 bis 10 Meter entfernt auf.
  • Halten Sie wenigstens fünf Meter Abstand von Nestern und versperren Sie die Flugbahn der Tiere nicht.
  • Hornissen sind auch bei Nacht aktiv und werden von Licht angezogen. Um Hornissen nicht anzulocken, können Sie eine Außenbeleuchtung mit einem Bewegungsmelder versehen oder dafür Natriumdampflampen nutzen, deren Lichtspektrum Insekten weniger beeinträchtigt.
  • Im Frühling verirren sich Hornissen- oder Wespenköniginnen auf der Suche nach Nistplätzen häufig in Wohnungen. Diese Tiere sind sehr groß, aber scheu und nicht aggressiv. Sie sind leicht mit einer Zeitung dazu zu bewegen, durch ein geöffnetes Fenster nach draußen zu fliegen.

Geschützte Tiere: Weil sie in der Natur wichtige Funktionen erfüllen, stehen Hornissen und Wespen unter Naturschutz. Bei Problemen mit diesen Tieren ist die Untere Naturschutzbehörde Ihr Ansprechpartner.

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Bild: Anterovium/AdobeStock