Ursachen und Reaktionen

Stressauslöser und Stresstypen

Stresssituationen lauern überall – im Beruf genauso wie im Privat­leben. Ob und wie sehr Sie Stress empfinden, hängt auch von Ihnen selbst ab. Unser Online-Check zeigt, ob Sie gestresst sind.

In Kürze
Gut oder schlecht?
Stress ist heute ein Symbol für körperliche und seelische Belastun­gen aller Art geworden. Positiver Stress motiviert, negativer Stress löst dagegen unangenehme Gefühle aus.
Stresstypen
Verschiedene Menschen reagieren in der gleichen Situation ganz unterschiedlich: Sind Sie unter Stress Einzelkämpfer, hilfsbereit oder ausgeglichen?
Belastungen erkennen
Prüfen sie im Online-Check, ob Sie gestresst sind, und wenn ja, in welchen Lebensbereichen ihre größten Stressfaktoren liegen.
Dauerstress macht krank
Das Risiko für Herzerkrankungen, Lungenleiden und sogar Krebs steigt ebenso wie die Anfälligkeit für psychische Störungen.
Stresssituationen lauern überall
Alltagsphänomen
Stresssituationen lauern überall
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass alle um Sie herum zur gleichen Zeit etwas von Ihnen wollen? Hetzen Sie von Termin zu Termin und kommen nicht zur Ruhe? Damit sind Sie nicht allein. Stresssituationen kennt nahezu jeder. Sie lauern überall – im Beruf genauso wie im Privat­leben. Auf Dauer kann Stress krank machen: Gestresste Menschen leiden zum Beispiel häufiger unter Herz­ oder Lungenkrankheiten. Ob und wie sehr Sie Stress empfinden, hängt auch von Ihnen selbst ab.
Modernes Leiden

Der Wecker reißt Sie aus dem Schlaf. Jetzt schnell ins Bad, einen Kaffee im Stehen und nichts wie los …

… die Mittagspause fällt aus, weil das Telefon ständig klingelt. Abends schaffen Sie es gerade noch in den Supermarkt. Zu Hause warten die Kinder und die Bügelwäsche. „Mist!“, das Geburtstagsgeschenk für Ihre Mutter haben Sie schon wieder vergessen. Im Stress? „Willkommen im Club.“ 

Gestresst zu sein gehört heutzutage offenbar zum Alltag. Viele Menschen benutzen Stress als Statussymbol. Sie sind häufiger unterwegs als zu Hause, telefonieren ständig mit dem Mobil­telefon und tippen selbst in der U­Bahn auf ihrem Laptop. Viele Berufstätige zeigen so der Umwelt: Seht her, wie wichtig ich bin! Davon abgesehen stehen aber viele tatsächlich immer häufiger unter Termin-­ und Leistungsdruck.

Viele unserer Urgroßeltern kannten das Wort „Stress“ noch gar nicht. Der österreichisch­-kana­dische Mediziner Hans Selye hat den Begriff erst in den 1930er­Jahren eingeführt. Ursprüng­lich beschrieb Selye damit das, was im Körper bei Belastung passiert. Inzwischen ist Stress ein Symbol für körperliche und seelische Belastun­gen aller Art geworden.

Es kommt darauf an

Stress ist nicht per se eine üble Sache: Das Herz klopft, alle Sinne sind geschärft, die Muskeln sind gerüstet für Angriff oder Flucht. Ohne die richtige Dosis Adrenalin & Co. wäre das Leben fade und langweilig.

Positiver Stress (Eustress) motiviert, macht produktiv und glücklich. Denken Sie nur an das gute Gefühl, eine Aufgabe erfolgreich abgeschlossen zu haben.

Negativer Stress (Disstress) löst dagegen unangenehme Gefühle aus. Sie fühlen sich nicht wohl und werden bei dauer-hafter Belastung womöglich gar krank.

Stress ist vergleichbar mit der Spannung einer Violinsaite: Ist die Saite zu wenig gespannt, klingt die Musik dumpf, schwer-fällig oder kratzig. Ist die Saite jedoch zu stark gespannt, entstehen schrille Töne und manchmal reißt die Saite sogar.

Privat oder im Berufsleben

Stressoren lauern überall: Leistungsdruck im Job, die Trennung vom Partner, Krankheit, Lärm und Hektik der Großstadt oder der tägliche Stau auf dem Weg zur Arbeit. Selbst freudige Ereignisse können Stress auslösen, zum Beispiel eine Hochzeit oder die Geburt eines Kindes. 

Beobachten Sie, welche Situationen und Gefühle bei Ihnen persönlich Stress auslösen. Ist es ein voller Terminkalender, das große Familienfest oder zu wenig Schlaf? Stressige Situationen erlebt jeder, krank werden muss davon aber nicht jeder. 

Sobald Sie erkennen, wann Sie aus dem Gleichgewicht geraten, ist der erste Schritt geschafft. Am Ende werden Sie den Stress im Griff haben – und nicht der Stress Sie.

Jeder reagiert anders
Verschiedene Menschen reagieren in der gleichen Situation ganz unterschiedlich – Stressforscher sprechen von Stresstypen. In der Fachliteratur gibt es verschiedene Bezeichnungen für diese Stresstypen. Manche Experten geben nur zwei Typen an, andere beschreiben mehrere. Auf die meisten Menschen trifft nicht ein Stresstyp allein zu, sondern sie zeigen Eigenschaften verschiedener Typen. Trotzdem lässt sich oft sagen, mit welchem Stresstyp sich jemand am ehesten identifizieren kann.

Der Einzelkämpfer

Einzelkämpfertypen stehen ständig unter Strom. Sie sind ehrgeizig, aufbrausend und ungeduldig. Sie haben es immer eilig, sprechen laut, schnell und gestikulieren wild mit den Armen. Einzelkämpfer verlassen sich lieber auf sich selbst und verausgaben sich bis zur Erschöpfung. Sie mischen sich in alles ein und fühlen sich für alles verantwortlich. Sie sind sehr engagiert, manchmal überschätzen und überfordern sie sich jedoch. 

Der Ausgeglichene

Die Ausgeglichenen können gut mit stressigen Situationen umgehen. Sie stellen sich Konflikten sowohl im Beruf als auch im Privatleben, sind kooperativ und versuchen, Probleme zu lösen. Ähnlich wie der Einzelkämpfer sind sie in ihrem Beruf engagiert und leistungsorientiert. Sie verlieren aber nur selten ihre Fassung und machen meist einen gelassenen Eindruck. Ausgeglichene Typen erleben Stress zwar auch, können aber gut mit ihm umgehen. Ihnen gelingt es, zum richtigen Zeitpunkt abzuschalten und sich zu entspannen.

Der Hilfsbereite

Die Hilfsbereiten sind anfällig für Stress. Sie sind entgegenkommend, geben häufig nach und sind immer auf Harmo-nie bedacht. Hilfsbereite Typen können schlecht Nein sagen und versprechen oft mehr, als sie halten können. Wenn sie sich ärgern, verbergen sie die Wut lieber, als sie offen zu zeigen. Sie scheuen Herausforderungen und ziehen sich gerne zurück, wenn es stressig wird. Oft fühlen sie sich dann ängstlich, angespannt oder machtlos.

Der Konservative

Konservative Typen lassen sich auf den ersten Blick nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Sie arbeiten am liebsten unge-stört hinter geschlossenen Türen. Konservative beharren auf ihren Gewohnheiten und Prinzipien. Sie verlassen pünktlich ihren Arbeitsplatz, auch wenn andere noch ihre Hilfe bräuchten. Außergewöhnliche oder unerwartete Situationen, in denen sie flexibel reagieren müssen, bringen sie allerdings ziemlich durcheinander. Zu Konflikten und Stress im Berufsleben kann es vor allem dann kommen, wenn junge Kollegen die konservativen Strukturen aufbrechen möchten.
Belastungen erkennen
Von Schlafstörungen bis Burn-out

Auf Dauer macht Stress krank. Dank wissenschaftlicher Untersuchungen weiß man, dass Stress das Risiko für Herzerkrankungen, Lungenleiden und sogar Krebs erhöht. Stressgeplagte Menschen haben häufiger Unfälle und sind anfälliger für psychische Störungen.

Stress kann Körper und Psyche empfindlich beeinflussen:

Körper

  • Muskelbeschwerden
  • Erschöpfung
  • Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Schmerzen
  • Magen- oder Darmprobleme
  • Anfälligkeit für Infekte
  • Bluthochdruck
  • Störende Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Störungen des Sexuallebens

Gedanken

  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gedächtnisstörungen
  • Albträume

Gefühle

  • Gereiztheit, Nervosität
  • Unzufriedenheit
  • Aggression
  • Unsicherheit, Angst
  • Lustlosigkeit
  • Burn-out
  • Depression
Bilder: Titelbild - innervisionpro/AdobeStock; Stresstest - Wayhome Studio/AdobeStock; Stressmanagement - Johner Images/Johner Bildbyra AB; Broschüre Stressmanagement - Paul McKenzie/Ascent Xmedia GmbH