Zu Wasser, zu Lande oder in der Luft

Reisekrankheit

Was steckt hinter der Reisekrankheit? Ihre Allianz Gesundheitswelt gibt Antworten und Tipps, wie Sie Seekrankheit und Reiseübelkeit vorbeugen können.

In Kürze
Kinetose
Die Reisekrankheit (Kinetose) ist eine Reaktion des Körpers auf ungewohnte Beschleunigungs- und Bewegungsreize. Dennoch kann diese bei schweren Symptomen für Herzpatienten lebensbedrohlich sein.
Symptome
Typische Symptome sind unter anderem kalter Schweiß, Blässe, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Die Heftigkeit der Beschwerden hängt ab von der Empfindlichkeit der Betroffenen sowie von der Dauer und Intensität der Reize.
Vorsorge
Einer Reisekrankheit lässt sich mit wenigen Verhaltensmaßnahmen gut vorbeugen. Außerdem gibt es mehrere Arzneien, die insbesondere Übelkeit und Erbrechen wirksam vorbeugen und lindern.
Ob im rumpelnden Reisebus, im Urlaubsflieger oder auf einem schwankenden Schiff, die Reisekrankheit kann jeden treffen.
See- und Reisekrankheit
Ob im rumpelnden Reisebus, im Urlaubsflieger oder auf einem schwankenden Schiff, die Reisekrankheit kann jeden treffen.
Ob im rumpelnden Reisebus, im Urlaubsflieger oder auf einem schwankenden Schiff, die Reisekrankheit kann jeden treffen. Erfahren Sie, wer besonders für die unter dem Begriff Kinetose zusammengefassten Beschwerden anfällig ist und wie Sie Seekrankheit und Reiseübelkeit vorbeugen können.
Anzeichen

Eine Reisekrankheit kann Sie treffen, wenn Sie mit einem Verkehrsmittel zu Wasser, zu Lande oder in der Luft unterwegs sind.

Folgende Beschwerden deuten auf eine leichte oder beginnende Reisekrankheit hin: Appetitlosigkeit, leichte Müdigkeit, leichter Schwindel, Antriebslosigkeit und Blässe. Unter Umständen kann der körperliche Stress auch Kopfschmerzen auslösen.

Bei einer mittelschweren Reisekrankheit nehmen die Beschwerden zu. Die Betroffenen leiden typischerweise an Übelkeit, Erbrechen, starker Müdigkeit, Appetitlosigkeit, starkem Schwindel, kalten Schweißausbrüchen, Herzklopfen und beschleunigter Atmung.

Im Falle einer schweren Reisekrankheit fühlen sich die Betroffenen sehr krank und schwach. Sie erbrechen Magensaft und Gallenflüssigkeit, haben Koordinationsstörungen und können sogar einen Kreislaufkollaps erleiden.

Lebensgefahr für Herzpatienten: Der körperliche Stress einer mittelschweren bis schweren Reisekrankheit kann bei einer bestehenden Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems lebensbedrohlich sein.

Reaktion des Körpers

Im medizinischen Sinne handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Reaktion des Körpers auf ungewohnte Beschleunigungs- und Bewegungsreize. Deshalb sprechen Ärzte auch von Bewegungsschwindel oder Kinetose. Reise-, Flug-, Seekrankheit etc. sind nur Synonyme für die Kinetose.

Nach bisherigem Kenntnisstand entsteht eine Kinetose durch widersprüchliche Sinneseindrücke der Augen, der Gleichgewichtsorgane und der Tiefensensibilität (propriozeptive Körperwahrnehmung). Letztere meldet dem Gehirn unter anderem die Muskelspannung, Bewegung und Gelenkstellung der einzelnen Gliedmaßen.

Beispiel: Sie sitzen im Bus und lesen. Ihre Augen und Beine melden dem Gehirn, dass Sie sich nicht bewegen. Verändert der Bus seine Geschwindigkeit oder fährt er eine Kurve, so registrieren Ihre Gleichgewichtsorgane jedoch, dass Ihr Körper beschleunigt. Die Signale sind widersprüchlich, es kommt zu einer „Fehlermeldung“ im Gehirn.

Weitere typische Auslöser für solche Fehlermeldungen sind Luft-Turbulenzen im Flugzeug, die Fahrt in einem Zug mit Neigetechnik, der Aufenthalt in einer fensterlosen Schiffskabine oder eine Achterbahnfahrt.

Je nach individueller Empfindlichkeit und Intensität der Reize verursachen diese Fehlermeldungen eine Reihe von Körperreaktionen wie die Ausschüttung von Stresshormonen, die in den typischen Beschwerden der Reisekrankheit gipfeln.

Übelkeit im 3D-Kino: Das Gegenstück zur Reise­krank­heit heißt Pseu­do­ki­ne­tose. Sie entsteht, wenn das Auge eine Bewegung meldet, obwohl man sich nicht bewegt – etwa im 3D-Kino oder beim Com­pu­ter­spie­len.

Anfälligkeit

Etwa 5 bis 10 % der Menschen sind sehr anfällig für Kinetosen. Wiederum 5 bis 15 % sind nahezu unempfindlich.

Säuglinge bekommen keine Reisekrankheit, da sich bei Ihnen der Gleichgewichtssinn noch entwickelt. Am häufigsten leiden dafür Kinder zwischen dem 2. und 12. Lebensjahr an Kinetosen. Erwachsene jenseits des 50. Lebensjahrs klagen dagegen nur noch selten über Reisekrankheit.

Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Frauen gelten als anfälliger für Kinetosen. Sie reagieren insbesondere während der Regelblutung und bei Schwangerschaft schneller und intensiver auf ungewohnte Bewegungs- und Beschleunigungsreize.

Ob Sie für eine Reisekrankheit anfällig sind, hängt zudem von Ihrer Tagesform ab. So können unter anderem zu viel Alkohol, übermäßiges Essen, Migräne sowie die Angst vor einer Reisekrankheit die Reizschwelle für eine Kinetose deutlich verringern.

Beschwerden abklären lassen

Spätestens bei schweren Beschwerden sollten Sie Ihre Fahrt möglichst unterbrechen oder im Falle einer Kreuzfahrt den Schiffsarzt aufsuchen.

Beschwerden wie Erbrechen, kalte Schweißausbrüche, Kopfschmerzen oder Kreislaufbeschwerden können auch andere Ursachen haben. Falls mittelschwere oder schwere Beschwerden nach der Fahrtunterbrechung nicht abklingen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser kann abklären, ob Ihre Beschwerden eine andere krankhafte Ursache haben – beispielsweise eine Vergiftung, eine Infektion oder einen Sonnenstich.

Sofern Sie an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt abklären, wie Sie einer Reisekrankheit am besten vorbeugen und welche Medikamente für Sie sicher sind.

Ohne Medikamente
Sie können einer Reisekrankheit ohne Medikamente und mit einfachen Maßnahmen vorbeugen:
  • Essen Sie nur leichte, fettarme Kost.
  • Trinken Sie vorwiegend Wasser oder Saftschorle. Kaffee nur in geringen Mengen und möglichst magenschonend.
  • Genussmittel: Trinken Sie bereits einen Tag vor Reiseantritt keinen Alkohol mehr. Verzichten Sie kurz vor und während der Fahrt auf Alkohol, Nikotin und weitestgehend auf Koffein.
  • Lesen Sie nicht während der Fahrt.
  • Schließen Sie die Augen und legen Sie sich hin, falls möglich. So blenden Sie widersprüchliche optische Reize aus.
  • Schlafen Sie. Im Schlaf ist der Gleichgewichtssinn ausgeschaltet.
  • Auto: Fahren Sie möglichst selbst. Als Beifahrer sollten Sie immer nach vorne auf die Straße oder den Horizont blicken. Regelmäßige Stopps mit Bewegungen an der frischen Luft helfen zusätzlich.
  • Bus: Sitzen Sie in der ersten Reihe, sodass Sie auf die Straße blicken können. Oder sitzen Sie an einem Fensterplatz in der Mitte. Dort schwankt der Bus am wenigsten, und Sie können einen Punkt am Horizont fixieren.
  • Zug: Suchen Sie sich einen Fensterplatz in Fahrtrichtung und suchen Sie sich einen Fixpunkt am Horizont. Gehen Sie gelegentlich im Gang auf und ab.
  • Flugzeug: Sitzen Sie möglichst am Gang, sodass Sie sich öfters die Beine vertreten können.
  • Schiff: Halten Sie sich möglichst im Mittelteil kurz oberhalb der Wasseroberfläche auf. Dort liegt in der Regel der Schwerpunkt und somit der ruhigste Punkt des Schiffs. Alternativ bietet sich der Mittelteil auf Deck an, von wo aus Sie einen ruhigen Punkt am Horizont fixieren können.

Daneben werden noch eine Reihe von alternativen Hilfsmitteln wie Akupressurbänder fürs Handgelenk oder Globuli angeboten. Diese sind in der Regel so wirksam wie Placebos.

Autofahrer: Achtung! Viele Medikamente gegen Reisekrankheit enthalten Wirkstoffe, die Ihr Reaktions­vermögen verlangsamen und müde machen.

Bild: luengo_ue/Fotolia