Vorsicht vor falschen Informationen

Hilft Dr. med. Google?

Veraltete oder unseriöse Quellen können zu falschen Gesundheitsinformationen führen. Richtet man sich dannach, kann das gesundheitsschädliche Folgen haben. Wir helfen Ihnen dabei, hilfreiche Quellen für Gesundheitsinformationen zu identifizieren. 

In Kürze
Beliebte Informationsquelle: Internet
Jeder Zweite recherchiert Krankheitssymptome im Netz und informiert sich über Ursachen, Vorsorge und Behandlungen. Jeder Dritte kann durch die Internetrecherche den Arzt besser verstehen. 
Kein Ersatz für Arztbesuch
Suchmaschinen, Gesundheitsportale und Online-Diagnose-Tools können Betroffene auf eine ernsthafte Erkrankung oder einen medizinischen Notfall aufmerksam machen. Sie ersetzen aber nicht den Arztbesuch.
Filtern der Informationen
Die Informationsfülle, unverständliche Fachinformationen, Werbeseiten und unseriöse Quellen erschweren es Laien, nützliche und verlässliche Gesundheitsinformationen auszufiltern.
Bei einem Schlaganfall gilt: Je schneller die Behandlung beginnt, desto besser.
Nützliche Gesundheitsinformationen erkennen
Bei einem Schlaganfall gilt: Je schneller die Behandlung beginnt, desto besser.
Gesundheitsbewusste, Patienten und Eltern nutzen das Internet als Quelle für Gesundheitsinformationen. Leider liefert Dr. Google nicht nur hilfreiches Wissen, sondern auch Schleichwerbung und falsche Informationen. Zudem kann die Informationsfülle verwirren und verunsichern. Unsere Tipps helfen Ihnen dabei, nützliche Gesund­heits­infor­ma­tionen zu erkennen.
Das Internet ist die erste Anlaufstelle

Suchmaschinen und Wikipedia sind 24 Stunden, sieben Tage die Woche erreichbar. Geduldig geben Dr. Google und Konsorten Antwort. Ob Symptome wie „Kopfschmerzen beim Bücken“, kryptische Krankheitsbezeichnungen wie „Sinusitis“ oder Behandlungsmethoden, das Web liefert Unmengen an Informationen. Zudem machen Gesundheitsportale auf wichtige Themen zur Gesundheitsvorsorge aufmerksam und helfen beispielsweise Hautkrebs oder Notfälle wie einen Schlaganfall früh zu erkennen.

Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts suchten 2015 knapp 40 Millionen Menschen im Internet nach Gesundheitsinformationen. Das sind über zwei Drittel der Internetnutzer über 10 Jahren. Eine Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahre 2017 mit mehr als 1.000 Befragten ab 14 Jahren ergab zudem: 67 Prozent aller Befragten recherchieren Krankheitssymptome im Netz. Zwei Drittel der Befragten (61 Prozent) gaben an, dass sie durch die Internetrecherche wertvolle Tipps zu Gesundheitsthemen erhalten. Circa jeder Zweite (48 Prozent) meint, dass Informationen aus dem Web dabei helfen, souveräner gegenüber dem Arzt aufzutreten. Jeder Dritte (32 Prozent) versteht durch das recherchierte Wissen seinen Arzt besser.

Das Internet ist somit die erste Anlaufstelle für Patienten, Eltern und Gesundheitsbewusste. Gerade bei Informationen zu Erster Hilfe, Krankheitsbildern, Behandlungsmethoden, Impfungen und Gesundheitsprävention spielt das Internet seine Stärken aus – vorausgesetzt die Quellen sind seriös und aktuell (siehe Tipps).

Fragen Sie den Arzt: Mangelhaft informierte Patienten laufen Gefahr, eine sinnvolle Therapie abzubrechen oder übertherapiert zu werden. Scheuen Sie sich deshalb nicht, Ihren Arzt bei Unklarheiten hinsichtlich Ihrer Erkrankung und Behandlung zu fragen.

Die Grenzen von Suchmaschinen und Online-Diagnosetools

Suchmaschinen sind für die Selbstdiagnose ungeeignet, da betroffene Laien in der Regel die Symptome nicht korrekt benennen oder die Symptome auf viele verschiedene Erkrankungen hinweisen können.

Online-Diagnosetools in einschlägigen Medizinportalen fragen gezielt Symptome ab und können zumindest bei akuten Beschwerden helfen, eine schwerwiegende Erkrankung oder einen Notfall zu erkennen. Jedoch ersetzen Sie nicht den Arztbesuch.

Schließlich erfordert eine individuelle Diagnose medizinische Untersuchungen (z. B. Blutwerte), die nur eine Arztpraxis oder Klinik leisten kann. Zudem kann nur ein Arzt Symptome und Untersuchungsergebnisse richtig deuten und die notwendige Behandlung durchführen.

Wie informieren sich Ärzte? Ärzte halten sich mit Fachartikeln und Fortbildungen auf dem Laufenden. Als Entscheidungshilfen für Diagnose und Behandlung dienen Leitlinien, die von medizinischen Fachgesellschaften stetig weiterentwickelt werden. 

Falsch informiert

Generell begrüßen es Ärzte, wenn sich Patienten zu ihrer Erkrankung informieren – sofern dies deren Bereitschaft (Compliance) erhöht, die Behandlung konsequent durchzuziehen oder gesundheitsschädliche Angewohnheiten wie Tabak- oder Alkoholkonsum abzulegen. Sobald der Patient über widersprüchliche Informationen verfügt, muss der Arzt jedoch mehr Überzeugungsarbeit leisten. Nicht selten verschweigt der Patient sein Halbwissen und nimmt dann etwa eigenmächtig bestimmte Medikamente nicht ein – oder wechselt den Arzt.

Falsche Gesundheitsinformationen kommen in der Regel aus veralteten oder unseriösen Quellen. Ein Paradebeispiel für unseriöse Quellen sind Seiten von Impfverweigerern oder alternativen Heilern, die ihre Leser entweder mit pseudowissenschaftlichen, moralischen oder esoterischen Argumenten ködern. Die Folgen können lebensbedrohlich sein – beispielsweise sterben ein bis drei von 1.000 Masern-Erkrankten.

Die Online-Selbstdiagnose hat zwei Schattenseiten: Zum einen kann sie vom Arztbesuch abhalten, wenn der Betroffene auf nichts Ernsthaftes stößt. Zum anderen hat sie ein eigenes medizinisches Phänomen geboren, die Cyberchondrie. Hier sind die Betroffenen nach intensiver Internetrecherche felsenfest überzeugt, dass sie an einer schweren, seltenen Krankheit leiden.

Für medizinisches Personal verfasste Fachinformationen können Laien verunsichern, insbesondere wenn diese Nebenwirkungen von Arzneimitteln enthalten. Dies kann soweit führen, dass Eltern oder Patienten notwendige Medikamente absetzen.

Wer nach Altersleiden wie sexueller Schwäche, Bindegewebsschwäche, Gelenkschmerzen etc. googelt, landet schnell bei professionell gestalteten „Gesundheitsinformationen“ von Arzneimittelherstellern. Dies sind häufig reine Werbeseiten für nicht-verschreibungspflichtige Medikamente, die viel kosten und nicht besser wirken als Placebos.

Unsere Tipps helfen Ihnen

Folgende Tipps helfen Ihnen dabei, hilfreiche Quellen für Gesundheitsinformationen zu identifizieren:

  • Seit Herbst 2020 bietet das Bundesministerium für Gesundheit (externer Link) ein eigenes Onlineportal mit qualitätsgesicherten Inhalten an. Hier finden Sie Informationen zu den gängigsten Themen: gesund.bund.de.
  • Nutzen Sie zertifizierte Gesundheitsportale als erste Anlaufstelle. Sie erkennen diese am HON- oder afgis-Siegel.
  • Nicht-zertifizierte Informationsangebote sind ebenfalls vertrauenswürdig, sofern anerkannte wissenschaftliche Einrichtungen (Robert Koch Institut, Max-Planck-Institut etc.), Kliniken, Verbraucherzentralen, staatliche Behörden, fachärztliche Verbände oder wie bei der Gesundheitswelt Krankenversicherungen die Inhalte verantworten.
  • Patienten-Selbsthilfeorganisationen bieten tiefergehende und relevante Informationen für Betroffene und deren Angehörige. Jedoch sollte im Impressum ein medizinischer Beirat genannt sein, der die Qualität der Inhalte prüft.
  • Wikipedia bietet vielfältige Informationen zu Gesundheitsthemen, jedoch können die Aktualität und Qualität stark schwanken. Achten Sie daher im Quellenverzeichnis auf aktuelle Studien, Fachliteratur-Verweise, fachärztliche Leitlinien und vertrauenswürdige Internetquellen (siehe oben).
  • Informationen, die über zwei Jahre zurückliegen, sollten einen Gültigkeitsvermerk zur inhaltlichen Aktualität tragen. Eine Überarbeitung der Website entspricht nicht immer einer inhaltlichen Überarbeitung.
  • Prüfen Sie im Impressum, wer hinter dem Informationsangebot steckt. Pharmafirmen und Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln haben vorrangig wirtschaftliche Interessen. Privatpersonen und freie Journalisten sind zwar unabhängig, ohne medizinischen, pharmazeutischen oder lebenswissenschaftlichen Hintergrund können sie aber keine Qualität garantieren.
  • Achten Sie auf den Grundtenor des Informationsangebots. Treffen einer oder mehrere der folgenden Punkte zu, dann ist das Angebot unseriös: Die Medizin wird – oft unter der Bezeichnung „Schulmedizin“ – pauschal kritisiert. Bewährte Medikamente und Impfungen werden abgelehnt, weil daran nur die Pharmaindustrie verdiene. Die Verfasser des Gesundheitsangebots sehen Zeichen einer Verschwörung seitens der Ärzteschaft, Pharmaindustrie oder Politik.
  • Vertrauen Sie einer Website nicht, wenn diese Wundermittel anpreist. Insbesondere wenn diese angeblich „verlässlich“ Krebs bekämpfen oder unterschiedlichste Leiden gleichzeitig heilen sollen.
  • Ebenfalls ungeeignet sind Informationsangebote, die religiöse, spirituelle oder esoterische Ansätze verfolgen.
Bilder: Dr. Google - khosrork/Fotolia; Impfen - Alexander Raths/Fotolia