Therapiestrategien

Rheuma behandeln

Die medikamentösen Therapiestrategien zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis sind entscheidend für den Langzeitverlauf der Erkrankung. Sie dienen dem Ziel, durch frühe und konsequente Unterdrückung der Entzündung, Gelenkzerstörung zu verhindern und damit die Funktion zu erhalten.

In Kürze
Diagnose sichern
Vor dem Therapiebeginn gilt es, die Diagnose zu sichern. Dazu wird die Krankheitsaktivität anhand eines Punktesystems bewertet. Kriterien sind beispielsweise die Anzahl geschwollener Gelenke und die Dauer der Beschwerden.
Begleitende Therapien
Physikalische Therapie und Krankengymnastik tragen dazu bei, Schmerzen zu lindern, die Gelenkfunktion zu verbessern und die Muskulatur zu stärken. Bei akut entzündeten Gelenken helfen auch Kälteanwendungen.
Therapieverlauf
Die Therapie beginnt mit einem klassischen Basismedikament und der ergänzenden Gabe von Kortison. Ziel ist es, innerhalb von 12 Wochen das Entzündungsgeschehen zu stoppen. Wird dies nicht erreicht, muss die Therapie erweitert werden.
Lebensstil anpassen

    Starkes Übergewicht und Rauchen können zu einem schlechteren Ansprechen auf die Medikamente führen. Beides erhöht zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die häufig die rheumatoide Erkrankung begleiten.

Ziel der medikamentösen Therapie ist es, eine nahezu vollständige Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Viele Faktoren spielen eine Rolle
Ziel der medikamentösen Therapie ist es, eine nahezu vollständige Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Therapieentscheidungen müssen vorausgegangene Behandlungen, Krankheitsaktivität, Funktionsverluste der Gelenke und bereits im Röntgen erkennbare Veränderungen berücksichtigen. Gleichermaßen spielen individuelle Begleiterkrankungen der Betroffenen sowie Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen von zur Verfügung stehenden Medikamenten eine Rolle bei der Auswahl der Therapie. Diese Entscheidungen sollten zwischen Arzt und aufgeklärtem Patient getroffen werden. Ziel ist es, eine nahezu vollständige Entzündungs- und Beschwerdefreiheit zu erreichen. In manchen Fällen, so z. B. bei einer schon länger bestehenden rheumatoiden Arthritis, kann eine niedrige Aktivität der Erkrankung in Kauf genommen werden.
Frühzeitig beginnen

Sobald die Diagnose gestellt ist, soll mit einer so genannten klassischen Basistherapie begonnen werden. Ziel ist der weitgehend entzündungsfreie Zustand. 

Die Krankheitsaktivität wird hierzu zunächst vor und dann regelmäßig während der laufenden Therapie bewertet. Dabei werden Punkte verteilt, je nachdem …

  • wie viele kleine oder große Gelenke geschwollen und/oder druckschmerzhaft sind,
  • wie lange die Beschwerden andauern (bis 6 Wochen oder mehr),
  • ob in der akuten Phase Entzündungswerte im Blut normal oder erhöht sind,
  • ob der sog. Rheumafaktor im Blut oder ein bestimmter Antikörper nachweisbar sind.

Ab einer bestimmten Punktzahl gilt die Diagnose als gesichert. Eine Vorstellung beim internistischen Rheumatologen sollte möglichst innerhalb von 12 Wochen nach Beginn der Symptome der rheumatoiden Arthritis realisiert werden, um eine frühzeitige entzündungshemmende Therapie einzuleiten.

Ist drei Monate nach Beginn der Therapie keine Verbesserung um 50 % eingetreten, oder wird nach einem halben Jahr kein weitgehend entzündungsfreier Zustand erreicht, sollte die Therapie geändert werden.

Stufenweises Vorgehen

Klassische Basistherapie

Leitlinien legen fest, welches sogenannte klassische Basismedikament als erstes eingesetzt werden soll. Ist dieses nicht einsetzbar, kann ein anderes Basismedikament versucht werden.

Kortison

Ergänzend sollte bei Einleitung der Therapie ein Glukokortikoid (umgangssprachlich „Kortison“) gegeben werden, welches rasch antientzündlich wirkt. Eine anfänglich höhere Dosis sollte innerhalb von 8 Wochen vermindert und idealerweise nach 3 bis 6 Monaten ganz eingestellt werden, um Nebenwirkungen einer Langzeitverordnung zu vermeiden.

Erweiterte Therpie

Wurde unter dem klassischen Basistherapeutikum und Kortison spätestens nach 12 Wochen das Ziel der fehlenden Entzündung nicht erreicht, muss die Therapie erweitert werden. Hierbei können klassische Basistherapeutika miteinander kombiniert werden.

Schwerer Verlauf droht

Finden sich Hinweise auf einen drohenden schweren Krankheitsverlauf, können spezielle biotechnologisch oder synthetisch hergestellte Medikamente zusätzlich eingesetzt werden. Diese müssen im Einzelfall sogar die herkömmliche Therapie ersetzen.

Ausschleichen der Therapie

Hält die fehlende Krankheitsaktivität nach Ausschleichen des Kortisons ein halbes Jahr an, kann zwischen Arzt und Betroffenem entschieden werden, die Basistherapie versuchsweise zu reduzieren.

Kontrolle der Nebenwirkungen

Medikamente, die gut wirken, aber keine Nebenwirkungen haben, gibt es nicht. Die Betroffenen müssen sich regelmäßig körperlich untersuchen und spezifische Laborkontrollen durchführen lassen. Mögliche Schäden z. B. an Nieren oder Leber lassen sich so frühzeitig erkennen. Manchmal muss man die Dosis reduzieren oder auf ein anderes Präparat ausweichen.

Krankengymnastik & Co.
  • Physikalische Therapie und Krankengymnastik sind wesentliche ergänzende Bestandteile der Rheumabehandlung. Sie lindern Schmerzen, verbessern die Gelenkfunktion und stärken die Muskulatur.
  • Bei akut entzündeten Gelenken helfen Kälteanwendungen, bis hin zur Ganzkörper-Kältetherapie in speziellen Kältekammern mit -110°C (Kryotherapie).
  • Durch Krankengymnastik bleibt die Beweglichkeit der Gelenke besser erhalten.
  • Ergotherapie soll verlorene Handlungsfähigkeiten und damit die Selbständigkeit im Alltag wieder aufbauen. Betroffene lernen, wie Sie bei täglichen Verrichtungen und auch bei Ihrer Berufstätigkeit schmerzende Gelenke entlasten können. Auch der Gebrauch von Hilfsmitteln im Haushalt oder im Beruf wird besprochen.
Tipps für den Alltag

Eine rheumatoide Arthritis betrifft vor allem die Hände. Sie schmerzen, die Kraft lässt nach und schließlich verformen sie sich. Einfache Tätigkeiten wie Zwiebeln schneiden oder Dosen öffnen können zum Problem werden. Aber auch das Haarekämmen kann unmöglich werden, wenn beispielsweise das Schultergelenk betroffen ist.

Folgende Hilfen und kleine Kniffe erleichtern den Alltag:

  • Ein Kamm mit Stiel oder ein Strumpfanzieher verlängern die Hand und erweitern den Bewegungsradius. Das hilft vor allem, wenn die Gelenke morgens noch steif sind.
  • Griffverstärker für Besteck oder Stifte sowie entsprechende Modelle mit dickeren Griffen ermöglichen auch bei verminderter Kraft einen zuverlässigen Griff. 
  • Hilfreich sind auch Tassen mit zwei Henkeln.
  • Elektrische Küchengeräte (z. B. Dosenöffner) erleichtern die Hausarbeit.
  • Im Bad können eine Toilettensitzerhöhung und Haltegriffe in der Dusche oder Badewanne hilfreich sein.
  • Schuh-Sonderanfertigungen sowie individuelle Einlagen sorgen dafür, dass sich der Druck im Schuh besser verteilt und das Gehen erleichtert wird.
  • In einigen Fällen helfen Schienen, um die Beweglichkeit des Gelenks zu erhalten.
  • Ist das Gehen nur noch eingeschränkt möglich, können Gehhilfen (z. B. Gehstock, Gehwagen) die Mobilität erhalten helfen.
  • Jeder Rheumatiker sollte zudem ein festes Repertoire an krankengymnastischen Übungen von einem Physiotherapeuten erlernen und täglich zu Hause anwenden. Informationen dazu bietet auch die  Deutsche Rheuma-Liga.

Wirksame Lebensstil-Veränderungen für Rheuma-Patienten:

  • Starkes Übergewicht und Rauchen sind mit einem schlechteren Ansprechen auf die Medikamente verbunden, die den Verlauf der Erkrankung positiv verändern können. 
  • Zudem erhöhen beide das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die häufig die rheumatoide Erkrankung begleiten.
  • Rauchentwöhnung und gesundes Abnehmen können daher sinnvolle Optionen sein.
  • Informieren Sie sich dazu in unserer Broschüre „Erfolgreich abnehmen".  Unter der Telefonnummer 08 00.4 10 01 08 können Sie auch ein Print-Exemplar bestellen.

Tipp: Wir empfehlen grundsätzlich allen Kunden, die Erstattungsfähigkeit der in Frage kommenden Therapie vorab bei uns klären zu lassen. Unsere telefonische Kundenbetreuung steht Ihnen unter der kostenfreien Telefonnummer 08 00.4 10 01 08 montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr gerne zur Verfügung.

Titelbild: Georgijevic/AdobeStock, Therapieoption: SFIO CRACHO/AdobeStock, Leben mit Rheuma: Georgijevic/AdobeStock, Broschüre: Tetiana/Gettyimages