Schneebedeckte Berge, zugefrorene Seen, puderweiße Felder: Die kalte Jahreszeit besitzt viele schöne Seiten und verlockt zum Wintersport – wenn es nur nicht immer so kalt wäre. Erfahren Sie, wie Kälte gnadenlos zubeißen, aber auch Ihr Leben retten kann.
Infografik Kälte Teil 1
Infografik Kälte Teil 2
Infografik Kälte Teil 3
Infografik Kälte Teil 4
Infografik Kälte Teil 5
Infografik Kälte Teil 6
Infografik Kälte Teil 7
Wussten Sie schon …?

Wie misst der Körper die Temperatur?

Im Körper befinden sich zahlreiche Kälte- und Wärmerezeptoren, die ihre Signale an das Temperaturzentrum im Gehirn senden, den Hypothalamus. Besonders viele Kälte- und Wärmerezeptoren befinden sich in der Haut und den Schleimhäuten.

(Quelle: Lexikon der Biologie, Spektrum 1999)

Was passiert beim Frieren?

Der gesunde menschliche Körper versucht, seine Kerntemperatur bei rund 37 °C zu halten. Sinkt diese, steuert der Körper entgegen und zieht das warme Blut aus den „entbehrlichen“ Körperregionen ab:

Gliedmaßen, Kinn, Nase, Ohren:

  • Blutgefäße verengen sich
  • Haut wird blass
  • Muskeln zittern

Körpermitte, Kopf:

  • Blut sammelt sich in den großen Gefäßen und lebenswichtigen Organen

(Quelle: Lexikon der Biologie 1999)

Frauen frieren schneller

Frauen haben eine rund 0,4 °C höhere Kerntemperatur als Männer, weshalb ihr Kältealarm früher anspringt. Zudem kühlen Frauen schneller aus, weil sie im Schnitt kleiner als Männer sind und damit ein ungünstigeres Verhältnis von Oberfläche zu Volumen haben. Außerdem ist ihre Haut dünner und stärker durchblutet. Und Sie besitzen weniger Wärme produzierende Muskelmasse als Männer.

(Quelle: Lancet 2016)

Gefühlte Temperatur

Da Wind zusätzlich auskühlt (Windchill-Effekt), sollten Sie sich immer nach der im Wetterbericht genannten „gefühlten Temperatur“ kleiden.

Haut vor Frost schützen

Verwenden Sie bei Minustemperaturen nur Cremes oder Salben mit geringem Wasseranteil, da das Wasser auf der Haut gefriert. Inhaltsstoffe wie Harnstoff, Linolsäure, Ceramide und Glycerin schützen besonders gut vor dem Austrocknen. In den Bergen brauchen Sie zudem einen hohen UV-Schutz.

Wichtig: Im Warmen den Kälteschutz abwaschen, da sich sonst die Haut darunter entzünden kann.

(Quellen: Apotheken Umschau 2015, alpin.de)

Lippen wappnen

Lippen trocknen bei Kälte schnell aus und werden rissig. Schützen Sie Ihre Lippen mit Melkfett, Kälteschutzsalbe oder einem Lippenpflegestift. In den Bergen den UV-Schutz nicht vergessen!

Wichtig: Lippen nicht mit Speichel befeuchten, dieser gefriert bei Minusgraden.

(Quellen: Apotheken Umschau 2015, alpin.de)

Warm kleiden

Den besten Schutz vor Unterkühlung bietet eine ausreichend warme Bekleidung nach dem Zwiebelschalenprinzip. Ideal ist atmungsaktive, wärmeisolierende Sportbekleidung, die überflüssigen Schweiß nach außen abgibt.

Bei deutlichen Minustemperaturen empfehlen sich zusätzlich Schneebrille, Kälteschutzmaske, Gamaschen und beheizbare Sohlen.

Unterkühlung abwehren

Die ersten Anzeichen einer beginnenden Unterkühlung sind blasse Haut und blaue Lippen. Dann schnell ins Warme und mit warmen, nicht-alkoholischen Getränken aufwärmen.

Stark unterkühlt? Vorsicht bei der Hilfe!

Wer eine stark unterkühlte Person zu viel bewegt oder unsachgemäß aufwärmt, bringt diese in Lebensgefahr!

Es droht der Afterdrop-Effekt: Hierbei dringt kaltes Blut aus Armen und Beinen ins wärmere Körperinnere und kühlt dieses weiter ab. Dies kann zu Herzrhythmusstörungen bis hin zu Herzstillstand führen.

(Quelle: Bergwacht Bayern)

Erste Hilfe bei Unterkühlung

Eine Unterkühlung ist ein Notfall.

Das Deutsche Rote Kreuz empfiehlt bei:

Unterkühlung Stadium I

Anzeichen:

  • Kältezittern
  • tiefe Atmung
  • beschleunigter Puls
  • Betroffener ist anfangs aufgeregt/später ruhig

Erste-Hilfe-Maßnahmen:

  • Notruf 112
  • Schutzhandschuhe anziehen.
  • Betroffenen an einen warmen Ort bringen und langsam aufwärmen.
  • Nasse, kalte Kleidung entfernen und Körper in warme (Rettungs-)Decken wickeln, weitere Kälteeinwirkung vermeiden.
  • Nicht aktiv aufwärmen, z. B. reiben oder Wärmflasche auflegen.
  • Wenn der Betroffene bei Bewusstsein ist, warme, gut gezuckerte nicht-alkoholische Getränke reichen.
  • Betroffenen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes beruhigen, betreuen, trösten und beobachten (möglichst auch die Körpertemperatur).

Unterkühlung Stadium II

Anzeichen:

  • Atmung verlangsamt sich
  • Muskelstarre tritt ein
  • Schmerzempfinden lässt nach
  • zunehmende Müdigkeit, Bewusstlosigkeit

Maßnahmen:

  • Notruf 112
  • Nicht versuchen, den Betroffenen aufzuwärmen.
  • Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung beim Betroffenen laut „Hilfe“ rufen, um Umstehende auf die Notfallsituation aufmerksam zu machen.
  • Stabile Seitenlage – (Rettungs-)Decke unterlegen, Beine nicht hochlegen!
  • Betroffenen zudecken (Rettungsdecke, silberne Seite innen!).
  • Betroffenen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes beruhigen, betreuen, trösten und beobachten, wiederholt Bewusstsein und Atmung prüfen.
  • Bei Bewusstlosigkeit und fehlender normaler Atmung Herz-Lungen-Wiederbelebung.

(Quelle: DRK)

Wenn Kälte dem Herz schadet

Bei Kälte werden Haut und Gliedmaßen schwächer durchblutet, dadurch steigt der Blutdruck. Eisige Kälte kann ein krankes Herz gefährlich belasten und einen Herzinfarkt oder Angina-pectoris-Anfall auslösen. Auch wer als Gesunder bei Kälte plötzlich um Atem ringt und Schmerzen, Druck oder Brennen im Brustkorb verspürt, sollte sein Herz untersuchen lassen.

(Quelle: Deutsche Herzstiftung 2017)

Erhöhtes Erfrierungsrisiko

Nicht nur unzureichende Bekleidung erhöht das Risiko für Erfrierungen. Auch diese Fehler und Situationen lassen sie schneller auskühlen:

  • Enge Kleidungsstücke und Schuhe beeinträchtigen den Blutfluss und damit die Wärmezufuhr in die betroffenen Körperteile.
  • Wassermangel macht das Blut dick, wodurch es schlechter zirkuliert.
  • In großer Höhe nimmt der Luftdruck ab, und damit die Sauerstoffversorgung. Bei Sauerstoffmangel produziert die Muskulatur weniger Wärme.
  • Rauchen, frühere Erfrierungen und Durchblutungsstörungen wie das Raynaud-Syndrom erhöhen das Risiko für lokale Erfrierungen.

(Quelle: Ärzte Zeitung 2010)

Frostbeule? Ab zum Arzt!

Bei Minusgraden erwischt es zuerst Finger, Zehen, Ohren, Nase und Kinn.

Achtung: Anfangs sieht jede Erfrierung wie 1. Grad aus. Entwickeln sich die Anzeichen in Richtung 2. oder 3. Grad, Arzt aufsuchen!

  • 1. Grad: Haut grau-weiß und blass, leicht geschwollenes Gewebe, schmerzlos mit Taubheitsgefühl. Nach dem Aufwärmen gerötet. Die erfrorene Haut färbt sich bräunlich und blättert nach einigen Tagen ab.
  • 2. Grad: Wärmegefühl, blau-rote Hautfarbe, Blasenbildung (Infektionsgefahr), Haut- und Unterhautgewebe werden zerstört.
  • 3. Grad: Gefäßverschlüsse, tiefes Gewebe stirbt ab, auch nach dem Auftauen gefühllos, abgestorbenes Gewebe mit der Zeit schwarz.

(Quelle: Ärzte Zeitung 2010)

Kaltgestellt im OP

Für bestimmte Eingriffe am Gehirn, Herz oder großen Gefäßen setzen Chirurgen die sogenannte tiefe Hypothermie ein. Dazu kühlen sie das Blut des Patienten ab, bis sein Rachen rund 14-20 °C kalt ist. Dadurch verringert sich der Sauerstoffbedarf des Gehirns, sodass die Chirurgen das Herz 20-30 Minuten stoppen und den Patienten sicher operieren können.

(Quelle: Annals of Cardiothoracic Surgery 2013)

Schützende Kälte

Notfall- und Intensivmediziner setzen die sogenannte milde therapeutische Hypothermie ein, bei der der Patient bis zu 24 Stunden auf 32–34 °C abgekühlt wird. Das verbessert unter anderem den Behandlungserfolg bei Patienten nach Herzstillstand oder Schlaganfall und bei Neugeborenen mit Sauerstoffmangel.

(Quellen: DocCheck Flexicon)

Extreme Kälte gegen Schmerzen

Extreme Kältereize bis zu -110 °C setzen entzündungs- und schmerzlindernde Botenstoffe frei, wovon Rheumatiker und Patienten mit Schmerzsyndromen wie Fibromyalgie profitieren.

(Quelle: Deutsche Fibromyalgie Vereinigung e. V.)

Kühlen bei Sportverletzungen

In den ersten 2 bis 3 Stunden nach einer unblutigen Sportverletzung helfen kühlende Auflagen und Bandagen dabei, Schmerzen und Schwellungen zu lindern.

(Quelle: DRK)

Kältester Ort

Der wohl kälteste Ort der Erde liegt in der Ostantarktis. Dort maß die russische Wostok-Forschungsstation am 21. Juli 1983 eine Lufttemperatur von -89,2 °C in zwei Meter Höhe, bis heute der meteorologische Kälterekord. Nur auf der Eisdecke ist es kälter, bis zu -98,6 °C.

(Quelle: American Geophysical Union 2018)

Vorsicht, Lawine!

Gefahren erkennen, Risiken vermeiden: Unser kleines Lawinen-Einmaleins hilft.

Infografik: Vorsicht, Schneelawine! »

Bild: Tijana/Fotolia